It’s the economy, stupid – Las Vegas in der Krise

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LasVegasAuf den ersten und selbst auf den zweiten Blick wirkt es so, als wäre in der Glücksspielmetropole alles Eitel, Wonne, Sonnenschein. Alles glitzert, die Massen an Touristen wälzen sich über den Strip und verzocken in den Casinos ihr mitgebrachtes Urlaubskapital. Von Krise scheinbar keine Spur, business as usual…

Doch wirft man einen flüchtigen Blick hinter die Kulissen, zeigt sich, dass die Wirtschaftskrise die Glitzerstadt immer noch fest in ihren Klauen hat. Fährt man den Strip Richtung Norden zum Stratosphere Tower, vorbei am Wynn Hotel, sieht man einige unfertige Hotelprojekte, die vor der Krise großartig geplant wurden und bei denen nach dem Einbruch der Wirtschaft schlicht und einfach das Geld ausging. Fertigbauen ist zu teuer, abreißen ebenfalls. Daher lässt man die Betonskelette stehen und hofft, dass die Immobilienpreise irgendwann wieder so hoch steigen, dass sich ein Verkauf der Grundstücke mit gleichzeitigem Abriss der Rohbauten lohnt. In der Zwischenzeit klaffen inmitten der schicken Hotelfassaden hässliche Lücken, Wunden der Wirtschaftskrise.

Ein anderes schönes Beispiel ist das City Center, das wir euch in einer Sendung ja ausführlich vorgestellt haben. Über acht Milliarden Dollar ließen sich die MGM Gruppe und Dubai World das gigantomanische Projekt kosten. Geplant vom Stararchitekten Daniel Libeskind lautet das Motto für das City Center nicht kleckern sondern klotzen: Mehrere Hotels mit jeweils rund 4000 Zimmern, hunderte Apartments und Luxusboutiquen ohne Ende, alles gefertigt aus den edelsten Materialien und auf Hochglanz poliert. Ein Vorzeigeprojekt, nicht nur für Vegas, sondern für die ganze Hotel- und Entertainmentbranche. Jetzt, wenige Monate nach der Eröffnung, sind die Nächtigungszahlen allerdings alles andere als berauschend. 250 Millionen Dollar Verlust vermeldete das City Center für das erste Quartal 2010. Sogar ein Konkurs schwebte schon in der Luft. Die Auslastungszahlen sind weit unter 70 Prozent, was dazu führte, dass die Preise für die Zimmer und Suiten in den Keller gefallen sind. Angepeilt wurden Zimmerpreise weit jenseits der 300 Dollar, derzeit bekommt man mit den richtigen Deals Corner Suiten für um die 100 Dollar. Gut für Touristen, die auf ein Schnäppchen aus sind, verheerend für die Eigentümer des City Centers. Ein Problem, unter dem ganz Vegas derzeit leidet. Seit 2008 gehen die Nächtigungszahlen konstant zurück. Pro Monat sinken die Einnahmen um 5 bis 10 Prozent und ein Ende der wirtschaftlichen Talfahrt ist nicht in Sicht.

Wenn man nur genau hinsieht, kann man die Auswirkungen der Krise jedoch überall in Las Vegas erkennen. Fährt man zum Beispiel ein wenig in den Suburbs spazieren, sieht man unzählige leer stehende Häuser. Angefangen vom kleinen Bungalow mit zwei Schlafzimmern, bis hin zu gigantischen Luxusvillen. 28.000 Häuser standen im ersten Quartal 2010 zur Zwangsversteigerung. Ein Wert, der selbst in den krisengeschüttelten USA einen einsamen Rekord darstellt. Der Immobilienmarkt in Las Vegas ist somit nicht nur erschüttert, er ist praktisch zusammengebrochen. Ein gutes Beispiel dafür ist auch das Hochgepokert Haus, das ihr ja aus zahlreichen Sendungen kennt. 2007 wurde es kurz nach Fertigstellung für knapp eine Million Dollar verkauft, der jetzige Eigentümer bezahlte zwei Jahre später genau die Hälfte. Dieses Haus ist exemplarisch für den Zustand des Immobilienmarktes in Las Vegas. Innerhalb von nicht einmal zwei Jahren hat sich der Wert der meisten Häuser um über 50 Prozent reduziert, ganze Straßenzüge gehören diversen Banken, die nach der Enteignung der ehemaligen Besitzer jetzt einfach keine neuen Käufer dafür finden.

Ein Ende der Krise in Las Vegas ist nicht in Sicht. Analysten geben sich skeptisch und sehen zumindest in den nächsten Monaten keine Chance auf Besserung. Für Touristen und Las Vegas Besucher ist dies natürlich großartig, denn die Hotels und Casinos locken mit aberwitzigen Angeboten und ein Urlaub in der Glitzermetropole ist derzeit so billig wie noch nie. Wie lange die großen Hotelketten sich dieses Spiel aber noch leisten können, wird die Zukunft zeigen. 

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