Liberté, Égalité, Fraternité – Franzosen bestreiken Pokerstars.fr

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landscapeWenn es eine Sache auf dieser Welt gibt, die Franzosen noch mehr lieben als Rotwein und Käse, dann sind es wohl Revolutionen und Streiks. Wann immer sich französische Bürger in ihren Rechten und in ihrem Wohlergehen beschnitten sehen, greifen sie zu drastischen Maßnahmen. Dies führt manchmal dazu, dass unbeliebte Manager als Geiseln genommen werden und manchmal geht es sogar soweit, dass tausende Bürger mit Mistgabeln und Fackeln die Bastille stürmen und Köpfe rollen.

Einen kleinen Vorgeschmack französischer Zivilcourage bekam der französische Pokerstars Ableger Pokerstars.fr am gestrigen Sonntag zu spüren. Aus Protest gegen den  dort höheren Rake blockierten unzählige Spieler die Cash Game Tische indem sie alle gleichzeitig auf Sitout gingen. Auf diese Weise sperrten sie für über drei Stunden insgesamt 375 Tische auf allen erdenklichen Limits. Vier Tage lang wurde diese Aktion im Geheimen vorbereitet und sie stellt ohne Frage einen historischen Meilenstein in der Welt des Onlinepokers dar. Noch nie zuvor hat so eine große Anzahl an Spielern so gezielt gegen das Vorgehen eines Anbieters protestiert. Kein Wunder, dass dies bei den Verantwortlichen von Pokerstars natürlich alle Alarmglocken schrillen ließ. So kam es, dass Isai Scheinberg, seines Zeichens Pokerstars Mitbegründer, höchstpersönlich Kontakt zu den Rädelsführern des Streiks aufnahm, um mit ihnen zu verhandeln. Hoffen wir mal, dass er ihnen nicht zurief, dass wenn sie kein Brot haben, lieber Kuchen essen sollen.

Betrachtet man den Streik mit der Objektivität der Distanz, zeigt sich, wie ambivalent sowohl der Streik, als auch die Position von Pokerstars ist. Zum einen kann man die französischen Spieler durchaus verstehen. Die 7.5 Prozent Rake, welche man auf Pokerstars.fr bezahlen muss, sind schon eine ganze Menge und man braucht eine verdammt hohe BB/100 Hände Gewinnrate, um die Cash Games dort noch nachhaltig schlagen zu können. Andererseits muss Pokerstars in Frankreich auch eine Menge an Steuern bezahlen und steht mit ihrem hohen Rake am französischen Markt nicht alleine da. Andere Anbieter verlangen dort sogar noch um einiges mehr an Rake und man muss sich vor Augen halten, dass Pokerstars immer noch ein privatwirtschaftliches Unternehmen ist, dessen Sinn darin besteht, Gewinn zu machen. Wenn ihm durch die Steuerpolitik Frankreichs höhere Kosten entstehen, ist es nur logisch, dass es auch seine Einnahmen steigern muss.

Vielleicht wäre es von Seiten der Streikenden besser, sich mit ihrem Anliegen direkt an die Verursacher der Kosten zu wenden, den französischen Staat. Schließlich verlangt dieser ja solche hohe Steuern. Wie auch immer, es bleibt abzuwarten, ob es sich bei dieser Aktion um ein einmaliges Ereignis gehandelt hat, oder ob die Franzosen im Geheimen schon die nächste derartige kleine Revolution gegen Pokerstars.fr oder einen anderen Anbieter planen. Zuzutrauen wäre es ihnen. Denn wie wir seit der französischen Revolution wissen, hören die Franzosen, wenn sie einmal Blut geleckt haben nicht mehr so schnell mit dem Revoltieren auf und wie heißt es so schön: „Die Revolution ist wie ein Rad. Sobald sie stehen bleibt, fällt sie um!“

Hier noch ein Video vom Streik:


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