Mordprozess: Hat Pokerpro Ernest Scherer III seine Eltern umgebracht?

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Über eine Woche lagen die Leichen von Ernie Scherer Jr. (60) und seiner Frau Charlene Abendroth (57) in ihrem Haus in Castlewood, im kalifornischen Pleasanton. Als Catherine Scherer ihre Eltern nicht erreichen konnte, verständigte sie einen Mitarbeiter der Castlewood County Club Wohnsiedlung.

Der Sicherheitsmann fuhr zum Haus, blickte durch ein Fenster und sah einen leblosen Körper auf dem Boden liegen. Die Polizei wurde alarmiert und die Tür aufgebrochen. Den Beamten schlug beißender Verwesungsgeruch entgegen. In verschiedenen Zimmern des Hauses fanden sie die Leichen. Ernie Scherer Jr. und Charlene Abendroth (Foto rechts) waren grausam zugerichtet – Schnittverletzungen, Stichwunden und Knochenbrüche.

Zuerst deutete alles auf einen simplen Einbruch hin, der in einem blutigen Raubüberfall endete. Doch die Spurensicherung fand keine Fingerabdrücke. Auch ein Schwert, im japanischen Stil gearbeitet und mutmaßlich als Mordwaffe eingesetzt, fehlte. Lediglich neben Ernie Scherer Jr. fand man einen mit Blut beschmierten Kaufbeleg für einen Baseballschläger. Die Köpfe der Opfer waren zertrümmert.

Die Ermittler fanden anhand der Seriennummer heraus, dass das vermutliche Mordwerkzeug in einem Outletstore in Primm (US-Bundesstaat Nevada) gekauft wurde. Die Kreditkartenrechnungen zeigten, dass der Sohn der Ermordeten, der Pokerpro Ernest Scherer III, einen Baseballschläger gekauft hatte. Damit war er Tatverdächtiger Nummer 1. Der Pokerprofi soll einen Berg an Schulden angehäuft haben. Das Millionenerbe seiner Eltern wäre ein Motiv für das blutige Verbrechen.

Ernest Scherer III führte ein Doppelleben auf großem Fuß. Der verheiratete 32-Jährige hielt mehrere Freundinnen aus und genoss in vollen Zügen das Nachtleben. In seiner Pokervita sind Turniergewinne von $350.000 gelistet. Einkünfte, die bei weitem nicht ausreichten, um den Luxus zu finanzieren und seine Spielleidenschaft.

Scherer galt als notorischer Zocker, der Black Jack und Craps liebte. Als der Schuldenberg immer höher wurde, räumte Scherer alle Konten leer. Das führte zum Clinch mit seinem Vater. Im September 2007 hatten die Eltern bereits $880.000 für ein Haus vorgestreckt. Da wollte Ernest Scherer III mit seiner Frau Robyn und seinem Sohn einziehen. Über $600.000 mussten noch abgezahlt werden. Ein Paar Monate dannach, im März 2008, geschahen die Morde. Eine Erbschaft hätte Scherer etwa 1,5 Millionen Dollar eingebracht.

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Ein paar Tage vor dem Gewaltverbrechen hatte er sich eine Waffe besorgt. Sein Handy war zum vermuteten Zeitpunkt der Tat ausgeschaltet. Sein Auto wurde in der Mordnacht in der Nähe des Tatorts gefilmt. Wenig später kaufte sich Scherer neue Autoreifen. Viele indizien, aber kein Beweis. Dennoch klickten im Februar 2009 in Las Vegas die Handschellen. Ernest Scherer III wurde wegen Verdacht des zweifachen Mordes festgenommen. Jetzt steht er in Oakland (Kalifornien) vor Gericht.

Beim Prozessauftakt vor dem Alameda County Superior Court zeichnete der stellvertretende Bezirksstaatsanwalt Michael Nieto in einer sechsstündigen Eröffnungsrede vor der Jury ein düsteres Bild. Er zeigte den zwölf Geschworenen einen orange-schwarzen Baseballschläger. Ein solches Model wurde als Tatwaffe verwendet. Nieto führte aus, wie Ernest Scherer III betrog und Schulden anhäufte. „Er war bereit sein eigenes Fleisch und Blut zu töten“, sagte Nieto. Für ihn ist Ernest Scherer III ein eiskalter Mörder. Nieto: „Er ist herangewachsen zu einem narzisstischen und soziopathischen Killer.“

Scherers Pflichtverteidiger argumentierte, dass bisher nur Indizien vorliegen und lediglich eine zweifelhafte Kreditkartenrechnung zu seinem Mandaten führen würde.

Es gibt aber noch weitere Indizien, die Scherer in ein sehr schlechtes Licht rücken. Das Erbe hätte er im Alter von 30 Jahren, also wenige Monate nach den Morden, antreten dürfte. Außerdem plante er offenbar eine Flucht. Im Internet soll er nach Ländern gesucht haben, die Verbrecher nicht an die USA ausliefern.

Seine Frau, die inzwischen von ihm geschieden ist und mit dem Sohn alleine lebt, lieferte der Polizei weitere Hinweise. Ernest Scherer III soll online auch nach „Ernest Scherer person of interest“, „United States gun inspection“ und „buying a gun in Mexico“ gesucht haben.

Er verhielt sich so auffällig, dass Robyn Scherer sogar Telefonate aufzeichnete. In einem der Gespräche sagte sie ihrem Mann, dass sein roter 2001 Chevy Camaro auf einem der Überwachungsbänder des  Castlewood County Club zu sehen sei. Ernest antwortete: „Okay, also ich … ich … wir werden nicht … ich werde nicht mit dir darüber am Telefon reden. Unter keinen Umständen werden wir dieses Gespräch am Telefon führen.“ Der Prozess wird fortgesetzt …

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