Gedanken über den 11.Februar, das Boxen und das Leben im allgemeinen.

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„I’m addicted to perfection. Problem with my life is I was always also addicted to chaos. Perfect chaos.“ Mike  Tyson

Jetzt ist es auch schon wieder 21 Jahre her. James „Buster“ Douglas machte das Unmöglich möglich und Mike Tyson lag hilflos auf den Brettern in Tokio. So langsam konnte der Ringrichter gar nicht zählen. Der bis dahin ungeschlagene „Iron Mike“ verlor seinen Titel als Weltmeister im Schwergewicht und was schlimmer war,verlor sein boxerisches Selbstverständnis und sollte es auch  – im Gegensatz – zum Weltmeistertitel auch nie wieder zurückgewinnen.

Pokern und Boxen haben einiges gemeinsam. Es braucht zwar ein paar Niederschläge mehr bevor man auf allen Vieren über den Casinoteppich krabbelt und manchmal wirft der Bankomat das Handtuch und zieht die Karten gnadenhalber ein.  Quasi ein mildes technisches KO und fast im Wortsinn zu gebrauchen.

Mike Tyson war seinerzeit an jenem 11.Februar 1990 dermaßen Favorit, dass viele Fernsehstationen abwinkten.  Kaum wer wollte die Rechte bezahlen und meines Wissens wurde der Kampf im deutschsprachigen Raum nicht einmal zeitversetzt ausgestrahlt. Unglaubliche 45.0 gab es  bei den Buchmachernwenn man den Quellen im Netz Glauben schenken darf – für einen Sieg James Buster Douglas.

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Bei Pokern ist alles viel näher und damit spannender Der betrunkene Waldbauernbub auf Reise in die große Stadt kann den Platzhirschen vom Casinotisch fegen. Ohne Pause, ohne Eisbeutel und kein Trainer hilft mit ein minütigen Brandreden zurück in den Kampf. Der bessere Spieler bleibt auf lange Sicht selbstverständlich Favorit, solange die lange Sicht mit der Bankroll harmoniert.

Der Faustkampf als Casinodisziplin hat sich in geordneten Bahnen mit gutem Grund nicht durchgesetzt. Wenn schon blutige Nase, dann bitte sinnbildlich und maximal als Metapher. Es tut weh genug wenn man verliert, man muss es nicht noch im Spiegel sehen am nächsten Morgen.

Böse Strähnen beim Karten spielen kennen wir ja wohl alle.  Da brauche ich nicht viel erzählen. Allerdings dem  Bildungsauftrag folgend möchte ich in meine reichhaltige Lebenserfahrung in jedem der sonst so unbedeutenden Texte weitergeben. Ich war auch schon mal so wie Mike Tyson am Boden und wusste nicht weiter. Statt im Ring war das allerdings in einer Bar und mein Gegner hatte keine kurzen Hosen an, sondern eine dicke goldene Kette um den Hals.

Keine Angst . Es tut nicht weh. Zumindest nicht sofort, wenn der Gegner schnell und trainiert ist. Erst steht man zu  zweit an der Theke und brüllt sich an, dann liegt man plötzlich in der Horizontalen und sagt besser nichts  mehr.

Und um meine (immer noch) wirren Gedanken zumindest halbwegs sinnbeladen zu Ende zu bringen fällt mir da was ein aus der Judikatur des Kirmesboxens. Dort darf man als zahlender Kunde ja praktisch alles und wem es gelingt, die meist polnischen Routiniers für zehn Sekunden flach zu legen gibt es die ausgelobten 300.-Euro. Ausgeschlossen sind nur alle aktiven und ehemaligen Kampfsportler. Wer sich irgendwie verrät durch ein paar antrainierte Schlagkombinationen oder ähnlichem, wird einfach aus dem Bewerb genommen und kann gar nichts gewinnen.  Das wäre eine Revolution für den Pokersport. Sobald sich jemand outet mit einem lässig präsentierten Chiptrick, zweimal die Odds richtig ausrechnet und mehrfach Begriffe wie „grinden“ und „dreibetten“ verwendet gibt im Fall eines Sieges kein Geld.   – Für mich wären das goldene Zeiten. Ich kann gerade mal die Chips unfallfrei von der Kasse zum Tisch tragen (retour in letzter Zeit deutlich seltener) und am Rest scheitere ich auch. Vielleicht setze ich mich ja mit den geschätzten Lesern im Rücken bei meinen Ideen durch.  – Zumindest die Hoffnung bleibt und wer nicht mit mir ist, ist gegen mich oder so ähnlich.

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