Der Ivo Donev Blog: EPT Snowfest – Über sieben Brücken musst du gehen!

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Hallo liebe Leserinnen und Leser, ich vermute, dass Sie alle wissen, wer Peter Maffay ist?

„Über sieben Brücken musst Du gehen
Sieben dunkle Jahre überstehen
Sieben Mal wirst Du die Asche sein
Aber einmal auch der helle Schein!“

Dieses wunderbare Lied von Peter Maffay hatte mich begleitet während ich short stack bei dieser EPT spielen musste. Ich war sehr positiv auf diese EPT in Saalbach-Hinterglemm in Austria eingestellt, weil ich letztes Jahr hier ziemlich gut abgeschnitten hatte. Aber dieses Jahr habe ich nur bis Level 8 überleben können. Genug Blabla – jetzt an die Arbeit.

Punkt 14 Uhr stand ich an meinem Tisch 24 am Platz vier vor einem Stapel Chips – 30 000. Nicht schlecht bei startenden Blinds 50/100 und einstündigen Levels, ich konnte gut mit diesem Startkapital arbeiten! Meine erste Aufgabe bei Turnieren war, immer möglichst viele Infos über meine Gegner zu sammeln.

Mein erster Tisch beim EPT Snowfest – es fehlt nur Platz 2 (Elky), der im Level 5 einstieg! Nach circa einer Stunde hatten sich meine ersten Eindrücke gebildet:

Platz 1: Venezuela Boy – solide, ein zurückhaltender Spieler.
2 Leere Plätze – wurden fast fünf Stunden ausgeblendet – sind einfach leer mitgelaufen.
Platz 3: Junger, hyperaggressiver Finne, guter Spieler.
Platz 4: Mein Platz.
Platz 5: Alter, einheimischer Spieler – offensichtlich unerfahren, Calling Station.
Platz 6: Ein junger Salzburger – mit Brille, Mütze und ziemlich loosem Spiel.
Platz 7: Ein Veteran aus Moskau – Hobbyspieler ohne Pokerinstinkt.
Platz 8: Christian Fabri – ich hatte ihn extra nach seinem Namen gefragt, weil er super gespielt hatte. Ein echt gefährlicher Profi. Für mich der beste Spieler am Tisch.
Platz 9: Junger Finne, extrem schwach. Offensichtlich ohne Erfahrung. Er limpte fast 50% von seinen Händen!

Auf den ersten Blick hatte ich einen nicht sehr schweren Tisch. Trotzdem muss man ab und zu treffen oder seine Gegner auf dem falschen Fuß erwischen.

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Level 1: Schon in Hand Nr. 2 bekam ich [Kx][Kx] und raiste UTG auf 225. Manche fragen sich, warum ich auf 4,5 BB raiste. Der Grund war logisch. Mit Big Hand Big Pot spielen, also den ersten Stein, um einen Big Pot aufzubauen, legte ich vor dem Flop. Im späteren Level ist es meistens nicht notwendig, hoch vor dem Flop zu raisen, weil es Ante gibt und die Blinds im Vergleich mit dem Stack genug hoch sind.

Gleich nach mir unterstützten meine zwei linken Nachbarn mich ohne Bedenken mit diesem bescheidenden Betrag. Der Italiener auf Platz 8 hatte aber schmutzige Pläne und hob die Latte Hoch – 900 war der Preis, um den Flop zu sehen. Es kam die Action zu mir und ich wollte gerne mit meiner Monsterhand im Heads-up spielen – also war 3.000 meine Antwort. Die beiden Österreicher verschwanden auf der Stelle und jetzt war der unbekannte Italiener an die Reihe. Ohne mit Wimper zu zucken schob er 11 000 in die Mitte.

Wow, das war meine zweite Hand und gegen meine Könige wurde 4 Bets gemacht. Mir wurde heiß und ich war wie gegossen. Hatte er wirklich Asse? Das war meine wichtigste Frage. Weil  dies meine zweite Hand war und ich diesen Italiener überhaubt nicht kannte (offensichtlich war nur sein großes Tatoo am linke Arm) dachte ich mir: „Die Südländer sind normalerweise ziemlich aggressiv und auch die Wahrscheinlichkeit, dass er [Ax][Kx] suited, [Qx][Qx] oder sogar [Kx][Kx] hat, ist ziemlich hoch zu bewerten.“ Ich schob All-In für 30k und – wurde sofort gecallt! Jetzt war mir schlecht geworden, so früh war ich noch nie bei einer EPT ausgeschieden. Er drehte langsam seine Karten um, sicherlich wollte er mich quälen, zum Glück waren es keine Asse sondern … Könige. Am Board keine Überraschungen und somit  Split-Pot. Huh, ich war etwas erschrocken von dieser Schaukelei bis zum All-In vor dem Flop.

Level 2: Der russische Pensionist raiste auf 500 im früher Position. Der Button auf Platz 3 – der junge Finne callte, ich fand im SB ein Paar 5 5 und callte, und der BB gab ,,Ring Frei“. Zu Viert sahen wir  einen für mich angenehmen Flop mit [8x][4x][8x]. Ich checkte, der BB ebenfalls. Wir alle schauten auf die Reaktion des Pre Flop Aggressors, dem offensichtlich der Flop nicht gefallen hatte. Er checkte mit. Das war wie ein grünes Signal für den hyperaggressiven Finnen am Button, der sofort mit 1.200 (der Pot war 2.000) geschossen hatte. Mein Instinkt sagte mir, dass ich momentan die beste Hand hatte, also Reraise auf 2.500. Die anderen zwei foldeten, aber der Finne schlug noch einmal mit dem Hammer zurück: Reraise auf 5000. Hm, schwer! Ich callte ruhig, weil ich ihm einfach nicht glaubte. Wenn eine solider Spieler solch einen Move gegen mich machte, würde ich ohne Bedenken folden, aber gegen die jungen Internet-Kids ist das ein andere Sache. Turn 2, ich checkte und er ebenfalls. Problem wäre, wenn er jetzt wettete, dann wäre ich einfach fertig mit meiner Hand! River [Kx]. Check, Check. und beim Showdown gewann mein 5er-Paar gegen seine heiße Luft: Td7d.

Level 3: (100/200) Ich war Big Blind mit [Kx][3x]. Es gab drei Limper und ich war froh, den Flop billig mit meinen Schrottkarten zu sehen, nämlich [Kx][Kx][8x]. Bingo! Ich checkte, und von den drei Limpern hatte niemand irgendeine Idee, darum checkten alle mit. Turn [2x], ich wollte gerne Action und wettete 500. Alle foldeten sofort, schade. Hatten sie bemerkt, was für einen Fehler ich gemacht hatte? Weil am Flop alle gecheckt hatten, hatte wahrscheinlich niemand etwas getroffen. Darum musste ich unbedingt am Turn auch checken !!! Auf diese Weise könnte folgendes passieren:

a) Jemand könnte die blöde Idee bekommen, den Pot zu stellen (weil alle vorher gecheckt hatten).
b) Jemand könnte am River ein Paar treffen und die zweitbeste Hand zu machen.

Fazit: Während eines Pokerturniers  trifft man auf viele unklare Situationen, wie man eine Hand auf verschiedene Weise spielen kann. Oft aber gibt es eine optimale Spielweise, die auf Dauer maximalen Gewinn erzielt! Die Betonung liegt auf „Dauer“!

Level 4: (150/300) Ich fand UTG meinen Alptraum mit [Ax][Kx] und verlangte 900. Alle Spieler hatten Respekt gegenüber dem früheren Raiser, außer Platz 9, dem loosen Mitspieler, dem Finnen, der auf 3.500 reraiste. Die Action kam zu mir und ich hatte nur einen Gegner, der circa 20.000 hatte (ich momentan 29.000). Er hatte bei seiner früheren Spielweise viele schlechte Calls gemacht und überschätzte oft seine Karten. Wenn ich jetzt auf 10 000 reraisen würde und er eventuell All-In ginge würde ich circa 1 zu 3 Pot Odds haben, was gegen jede Art von seinen Karten – außer [Ax][Ax] – einen klaren Call verlangen würde. Im Pot lagen 4.850 und ich entschied mich, hier maximalen Druck auszuüben. Also Reraise 20.000, um den Pot ohne Showdown zu gewinnen.

Er begann tief zu überlegen. Ich war fast sicher, dass er jetzt  nicht sein Turnierleben riskierte und folden würde. Leider nach etwa  2-3 Minuten callte er und drehte AcKc um. Ok, dachte ich, der Split Pot ist fast sicher (in circa 92%). Der Flop aber war unsympathisch mit  Kh7cJc. Ich machte meine Augen zu und hörte nur einen Schrei von meinem Gegner: ,,Yes, ship it Baby“. Es war klar, dass er seinen Flush gekauft hatte – Turn 3c und River 5s -, aber seine Brüllerei hatte mich echt geärgert! Hier nun noch ein interessanter Vergleich:

[Ax][Kx] offsuited  verliert gegen [Ax][Kx] suitet in 5%
[Ax][Kx] offsuited verliert gegen [Ax][Kx] off in 2,2 %
[Ax][Kx] verliert gegen [Ax][Qx] in circa 24%

Nach diesem Unfall musste ich schon so früh als Short-Stack (mit circa 9.000, alle am Tisch hatten derzeit über das dreifache meines Stacks) das Turnier fortsetzen. Um mich zu beruhigen hatte ich das Peter Maffay Lied in ein Pokerlied geändert:

„Über sieben Level musst Du gehen
Sieben dunkle Stunden überstehen
Sieben mal wirst Du All-In sein
Aber irgendwann im Geld landen kannst!“

Ab jetzt hatte mich diese neue ,,Poker“-Lied ständig begleitet.

Level 5: (150/300+Ante 25) Es war 19.40 Uhr, genau 5:40 Stunden nach dem Anfang des Turniers. Plötzlich auf Platz 2 (dem mitgelaufene Stack) kommt der PokerStars Pro Elky. Sein Stack war zu diesem Zeitpunkt von 30.000 auf 25.000 geschrumpft. Elky hatte sein Flugzeug in Frankreich verpasst, darum stieg er erst am Ende von Level 5 ein! Hm, dachte ich, wenn ich am Nachmittag geschlafen hätte und jetzt ebenfalls in das Turnier eingestiegen wäre, hätte ich auch 25.000 statt 9.000 gehabt und viel Nerven gespart – LOL.

Bald war ich an einen neuen Tisch umgesiedelt geworden. Ich saß auf Platz 3 und sehe zwei bekannte Gesichter. Auf  Platz 7 den EPT Kiev Gewinner Maxim Lukov und auf Platz 9 den High Stake Spieler Vladimir Geshkenbein. Besonders beeindruckend wirkte die Monster Stack an Platz 9 mit über 200 000! Er raiste fast jede Hand vor dem Flop. Die einzige gute Nachricht in dieser traurige Lage war, dass ich Position auf den Chipleader hatte.

Level 8: (400/800+Ante 75) Mein Stack war  mager, um die 10.000 und ich suchte dringend frische Chips, sonst würden mich bald die steigenden Blinds auffressen. Vladimir sang sein Lieblingslied: Raise 2.000 und ich traute meine Augen nicht – [Kx][Kx]. Ohne zu überlegen schob ich 10 000 All-In. Alle foldeten und leider auch Vladimir. Er zeigte mir 8c5c. Vielleicht sollte ich nur callen, um das eventuelle Conti-Bet (zu 99%) von Vladimir zu kassieren? Was meinen Sie?

Es war kurz nach Mitternacht und Level 8 ging bald zu Ende. Vladimir und Maxim Lukov raiste wie abgesprochen vor dem Flop regelmäßig und jetzt war Maxim an der Reihe. UTG machte er Standard 2.000. Alle foldeten zu mir im SB, wo ich ein Paar 9er (mit circa 12.000 Chips) gefunden hatte. Jetzt stand ich vor einer schweren Entscheidung:

a) Zu folden, weil der UTG Raiser möglicherweise ein bessere Hand als mein Paar [9x][9x] hatte.
b) All-In zu raisen, weil Lukov mit breitem Range von Händen raiste und wahrscheinlich meine Paar [9x][9x] gut gegen solche Hände abschnitt. Außerdem hatte ich ein tightes Image und Lukov (wenn er nicht ein Monster hatte) könnte folden.

Ich verlangte 12.000 um den Flop zu sehen und war total überrascht, als der Big Blind callte! Wie ich vermutet hatte, hatte Lukov mit heißer Luft geraist und foldete sofort. Der schnelle Call vom Big Blind war Indiz für eine Bombenhand, und ich sah mit meinen Perlen [9x][9x] sehr alt aus gegenüber dem Paar [Ax][Ax] des Big Blind. Es kam keine Hilfe von dem Dealer und so war ich raus.

Beruhigend war die Tatsache, dass ich am Tag 2 nicht mehr die Short Stack Qual ertragen musste, darum bin ich am nächsten Tag zur WPT Wien abgereist. Auch beruhigend war die Super Poker Frau (Liv Boeree) in Supermann Kleidung!

Über das WPT-Turnier werde ich in meinem nächsten Blog sehr interessante Situationen diskutieren.
Über Eure Kommentare freue mich sehr:
Ivo,,The Chess Master“ Donev

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