Sportwetten: Liberalisierung auf gut Glück

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Irgendwie bleibt der Jubel aus. Die Medien überschlagen sich nicht bei ihren Berichten. Dabei haben sich doch in Berlin die Ministerpräsidenten der Bundesländer auf eine Öffnung des deutschen Sportwettmarkts verständigt.

Bis auf den Boss von Schleswig-Holstein – die Norddeutschen wollen die Vorschläge noch prüfen, eventuell ein eigenes Gesetz auf den Weg bringen – sind sich die Landesfürsten einig, dass es der richtige Weg ist, sieben Lizenzen für Sportwetten testweise für fünf Jahre an private Anbieter zu vergeben. Ist das die erwartete und viel beschriebene Liberalisierung? Wohl kaum.

Diese sieben Lizenzen sind in einem Markt, in dem ein Umsatz von neun Milliarden Euro pro Jahr erzielt wird, wie ein Tropfen auf eine glühende Herdplatte. Die Sportwettanbieter werden damit nicht wirklich warm. Sie bleiben zwar auf Kuschelkurs mit der Politik und sparen nicht mit Lob, ob des eingeschlagenen Weges (man ist froh darüber, dass überhaupt etwas passiert ist), kritisieren dann aber doch die Rahmenbedingungen.

Mal abgesehen davon, dass unklar ist, wie ein Vergabeverfahren für diese Lizenzen aussehen wird, beißt man sich an der Konzessionsabgabe die Zähne aus. 16,7 Prozent wollen die Länder vom Umsatz. Das ist ne flotte Hausnummer.

Kaum vorstellbar, dass sich da überhaupt sieben Unternehmen finden lassen, die zu solchen Bedingungen in Deutschland eine Lizenz erwerben wollen. Denn auch das Produkt wird derartig beschnitten, dass es irgendwie nicht mehr sexy daher kommt.

Beim Fußball soll der Kunde nur auf das Endergebnis tippen können. Keine Tipps auf den Halbzeitstand? Langweiliger geht es nicht, wie ich finde. Auch fehlt mir der Glaube, dass diese Besteuerung nicht 1:1 beim Kunden abgeladen wird. Nämlich in Form von mässigen bis miesen Quoten.

Da bleibt als Alternative die Sportwette beim ausländischen Anbieter, der sich im vielfach zitierten Graubereich bewegt. Aber genau den will die Politik aufhellen – hat man gesagt. Um den Spieler zu schützen, um Sucht zu bekämpfen: die üblichen Feigenblätter. Gelungen ist das nicht. Um es auf den Punkt zu bringen: Diese Liberalisierung auf gut Glück ist ein Rohrkrepierer.

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