EPT Berlin Finaltisch – Max Heinzelmann und ich haben Pech – Pantea du entkommst mir nicht

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Draußen ist es warm. Die Sonne lacht tatsächlich durch mein Fenster und wundert sich wohl über das ungewohnte Treiben am sonst so heiligen Sonntag. Zwei Bildschirme, vier Lautsprecher und um es auf sonderbare und unsonnige Art gemütlich zu haben, ziehe ich die Jalousien nach unten. Livestream der EPT Berlin – für mich selbstverständlich ein Pflichttermin.

Pott und Krawinkel sind Kult, und solange mich die Gastmoderatoren nicht zu sehr verwirren, kann das ein schöner Tag werden. Die Daumen sind auf jeden Fall gedrückt. Glasklar und beide auch noch für Max Heinzelmann. Rock ’n‘ Roll lebt und wer 2011 so eine Frisur trägt, ist mal mein Bruder im Geiste – See you later alligator. Am besten dann zum Siegerinterview. Das ist was ich will und das ist, was ich hoffe!

Der rechte Bildschirm ist fürs reich werden reserviert. Es ist immer dasselbe, Begehrlichkeiten werden nur geweckt, wenn es nah, frisch und notwendig ist. Ein Bekannter von mir hat gerade das Märchen geschafft: Mit geliehenen $25 begonnen und dann verdammt hochgespielt bei MTTs. Jedenfalls ist das mein Plan. Rechts sehe ich Max beim Gewinnen zu, links gewinne ich und $25 habe ich auch und nicht einmal geliehen, sondern selbst finanziert – vielleicht ist das der Fehler?


Max Heinzelmann (Foto rechts) trägt ein Sweat-Shirt meiner Facebook-Freundin Pantea Persepolis aus ihrer Pokerlicous Edition. Persönlich begegnet sind wir uns noch nie, obwohl ich sie schon zweimal zum Dinner einlud. Wie alle schönen Frauen spürt sie wohl meine magisch-virile Anziehungskraft und fürchte darum, dass ihr Leben nach unserem Essen nicht mehr dasselbe ist wie vorher. Selbstverständlich fürchtet sie das zu Recht.

FUCK THE CRISIS steht da in fetten Lettern, oder sollte da zumindest stehen. Irgendein Feierbiest der EPT-Verantwortlichen hat das „F“ abgeklebt oder abkleben lassen. Aus olidariät ollte ch benfalls uf en rsten uchstaben erzichten ei iesem rtikel, ber es ürde och u ehr erwirren.

Max hält sich gut und ich entere mein erstes Turnier. Bin noch unentschlossen, soll ich jetzt „grinden“, „donken“ oder „squezzen“. Letzteres würde ich mit Abstand am liebsten, schon alleine, weil mir das Wort gut gefällt und sollte ich damit zu Geld kommen lass ich mir Visitenkarten drucken: „Götz Schrage  – The Squeezer“, allerdings fehlt mir ein wenig der Plan und ich hoffe von Jan Heitmann mehr zu erfahren.

Max ist im Pot und Kollege Heitmann analysiert trefflich, wie man gegen einen aggressiven Spieler am Tisch spielen sollte. Ich bemühe mich zuzuhören, also wenn jemand „dreibettet“ kann das mit einem „fourbet“ kontern solange man mehr als „100 BBs“ hat (oder doch weniger?). Wichtig scheint nur, dass man eine „Blocker Card“ gegen die „opening range“ hat. Ich limpe dann doch nur mit [Ax][Qx], treffe scheinmaximal und verliere. Hätte ich doch besser zugehört.


Jetzt weiß ich auch, an wen mich Max Heinzelmann erinnert. Lippen und haarmäßig ganz klar eine Mischung aus dem jungen Mickey Rourke (unoperiert) und Chris Isaak: „Blue Hotel, on a lonley highway – Blue Hotel, life don´t work out my way.“ Bei Max läuft es ganz gut. Der Finaltisch leert sich und er bleibt vorne dabei. Im Livestream wird ein Move folgendermaßen kommentiert: „… wollte mit A8 gegen den gekrippelten Südafrikaner spielen.“ Hört sich irgendwie unsportlich an.

Bei mir läuft es auch ganz gut. 2467 Starter und ich bin mal in den Top 500 dabei. Bald gibt es Geld und dann geht es weiter. Inzwischen kommentiert Georg Danzer  gewohnt kompetent und klar. Ich bemühe mich, mehr zuzuhören und das Verstandene gleich umzusetzen. Mein Finaltisch ist noch weit entfernt und $9000 würden auch mir helfen. Danzer sagt was von „range-tot“ – ich weiß zwar nicht was das sein soll, fühle mich aber so. Halsweh habe ich auch ein wenig und Hunger sowieso.

Max Heinzelmann spielt wenige Hände druckvoll. So gehört es gemacht. Ich weiß das auch und mache trotzdem alles anders und somit falsch. Mir macht der Ben Wilinofsky Sorgen. Der wirkt so verdammt selbstsicher. Nicht vorzustellen, wenn der Kanadier jetzt Karriere macht und ich muss dann seinen Namen unfallfrei in die Tasten tippen bei jeder Gelegenheit. Wer Wilinofsky heißt, der soll Autos klauen oder im Internet spielen unter „WdF$XX7gQ“ oder so.

SANDRA!!! Endlich! Sandra Naujoks am Mikrofon. Diese Stimme! Würde Sandra ein Navigationsgerät besprechen, morgen säße ich in der Fahrschule und würde mir den rosa Schein holen. In Rekordtempo selbstverständlich! Ich bemühe mich noch mehr. Ich muss das Ding „shippen“ – den Ausdruck habe ich eben gelernt und dann spiele ich mit bei der Sunday Million. Beim $5.000.000 Turnier auf PokerStars hatte ich mit Sandra „ein Glücksprozent“ ausgetauscht. Sie wurde nach meiner Erinnerung Top 900 und ich musste mich mit dem 1200. Platz begnügen. Wahrscheinlich bekomme ich da noch $4 von der Differenz. Es ist gut eine eiserne Reserve online zu haben.


Dann geht alles ganz schnell. Max Heinzelmann und ich scheiden quasi synchron aus. Ben W. ist an dem Abend nicht zu stoppen. Am Turn die Straße und der Redraw für Max kommt nicht an. Der Junge ist cool – saucool sogar. Ein kleines Mickey-Rourke-Lächeln. Das Haar sitzt und dann wird dem Gegner gratuliert.

Mir gratuliert keiner, ich bekomme $64 für meinen 198. Platz. Max will sich vielleicht ein Appartement kaufen mit seinen 500k. Ich schwanke noch und überprüfe meine Optionen. Sandra Naujoks freut sich die Sunday Million noch rechtzeitig entern zu können. Ich freue mich auf ein Döner ohne die scharfe Sauce – wegen dem Hals – und gehe mit dem Hund raus.

Die EPT Berlin ein erfolgreiches Ding aus deutscher Sicht. Nur der Sieg hat nicht sein sollen. Die Fotografen und Journalisten bestürmen Max. Mich ruft keiner an. Egal, mein Hund braucht mich und meine kurdischen Freunde freuen sich, mich zu sehen. Es ist nicht mehr sonnig draußen, sondern dunkel und windig. Irgendwann sitze ich auch an so einem Finaltisch und werde shippen und squeezen was das Zeug hält. Versprochen!

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