Hat Full Tilt seinen Spielern zu viel Geld geliehen?

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Seit dem Black Friday steht die Pokerwelt Kopf und die Online Plattform Full Tilt Poker ist ordentlich in der Beliebtheitsskala abgerutscht. Sei es wegen Schweigen eines Howard Lederer und anderer Pros aus dem ‚inneren Kreis‘ oder der öffentlichen Schlammschlacht zwischen Full Tilt und ihrem ehemaligen Vorzeigespieler Phil Ivey.

Eines aber kreiden die Kunden dem Konzern vor allem an, nämlich die anscheinend nie endenden Probleme mit der Auszahlung. Nun scheint langsam klar zu werden, warum Full Tilt Liquiditätsprobleme hat. Noah Stephens-Davidowitz, den meisten bekannt als NoahSD, berichtete auf Subject Poker über die mögliche Ursache.

Full Tilt hat Spielern Guthaben auf ihr Konto gutgeschrieben, obwohl das Geld niemals von den Geldinstituten abgebucht wurde. Wenn Spieler via E-Check, genauer gesagt „Electronic Funds Transfer“, gezahlt haben, erhielten sie also quasi einen Kredit bei Full Tilt.

Die Vorfälle ereigneten sich zwischen September 2010 und Februar 2011. Vielen war das ‚Problem‘ zwar bekannt, doch dass es sich nicht um Ausnahmen handelte, wurde erst nach dem 15. April bekannt.

Genauer gesagt am 23. Mai, als sich Bradley Franzen in drei Anklagepunkten für schuldig bekannte. Im Presseschreiben des Department of Justice (DoJ) steht: „Franzen gab zu, im Frühjahr 2011 von Full Tilt gebeten worden zu sein, ein Defizit von 60 Millionen zu handhaben, […] Die Firma sah sich dem Defizit gegenüber, da sie fortlaufend den Spielern Geld gutgeschrieben haben, ohne es wirklich bei den Kunden abbuchen zu können.

Full Tilt hatte also den Spielern Geld geliehen und benötigte nun einen Finanzdienstleister, der bereit war, das Geld von Banken der Spieler zu holen und den Unlawfull Internet Gambling Enforcement Act (UIGEA) zu umgehen. Der Online Poker Room war sich so sicher sein Geld irgendwann einmal zu bekommen, dass er munter weiter anschreiben ließ, ohne es seinen Kunden zu sagen.

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Bradley Franzens Aufgabe bestand nun darin, Geldinstitute zu finden. Im März 2011 versendete Full Tilt massig Emails mit dem Hinweis, das Geld aus vergangenen Einzahlungen in „ein bis drei Werktage“ später vom Bankkonto abgezogen wird.

Da viele der Einzahlungen schon weit zurücklagen, sahen die meisten Kunden keinen Zusammenhang und vermuteten zunächst einen Betrug. Andere reagierten darauf, indem sie ihre Bankdaten änderten oder ihr Konto leerten, also nichts abgezogen werden konnte.

Die Anfragen an den Support erhöhten sich rapide, sodass die Mitarbeiter dort völlig überfordert waren und mit der Arbeit nicht mehr hinter her kamen. In der ersten Phase der ‚Schuldeneintreibung‘ gab es schon ordentlich Defizite und ein Mitarbeiter von Full Tilt behauptet, dass die Verlustrate bei rund 30% lag.

Dann kam der 15. April und das vorzeitige Aus, sodass der Schuldenberg nicht mehr abgebaut werden konnte. Allerdings haben natürlich viele der Spieler, die Guthaben ohne Zahlung bekommen haben, noch ihr Geld auf Full Tilt, sodass hier direkt verrechnet werden kann.

Noah Stephens-Davidowitz weist in seinem Artikel allerdings auch daraufhin, dass es „nicht klar ist, wie viel Geld unwiederbringlich weg ist, noch ob dieser Zwischenfall mit dem Misserfolg FTPs, die US-Spieler schnell auszuzahlen, zusammenhängt.

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