EURO 2012 Live aus dem SingleTREFF – Die italienischen Quoten – Unten ohne Party ohne mich

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„Bekannt sind wir für unsere exotischen Tischmädchen, die ihnen gerne Gesellschaft leisten. Die Damen sind KEINE Prostituierten sondern kontaktsuchende Damen die sich mit ihnen Unterhalten wollen und auch gerne zuhören.“  – Wenn das auf der Homepage steht, muss das auch stimmen. Ich arbeite selbst im Internet und kenne mich aus. Genau das was ich suche, zuhörende Damen, die mich verstehen. Nachdem ich zuletzt im Stundenhotel versetzt wurde, ist mein Selbstbewusstsein maximal auf Halbmast. Es muss sie doch geben, die mit dem Herz an der rechten Stelle. Wir Fans der deutschen Nationalmannschaft haben es im bösen Wien nicht wirklich leicht. Jeder richtige Österreicher entdeckt seine italienischen Seiten. Bloß weil Eis und Pizza angeblich besser schmeckt als Labskaus und Grünkohl (entdecke gerade, dass mein Rechtschreibprogramm das Wörtchen „Labskaus“ nicht kennt. Wahrscheinlich von einem Österreicher programmiert, der sich dann am Donnerstag für die geleckten Italiener die Seele aus dem Leib brüllt.) – Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, ich wollte von Jenny schreiben. Der hübschen Serbin im Cafe „Single-Treff“ dezent am Wiedner Gürtel gelegen. Für Hochgepokert.com war ich dort, weil ich immer dorthin gehe, wo mich der Leser haben will.

Beginnen wir mit dem profanen Wettgeschäft. Das Match gegen Griechenland hat mich wieder ins Plus geschossen. Heiße €50, aber darum geht es doch nicht. Plus ist plus und noch habe ich ja zwei Gelegenheiten ein wirklich reicher Mann zu werden. Keine leichte Sache bei diesem Halbfinale. Auf Sieg Deutschland bekommt man keine 2.0. Gegen das Herz – also zu 4.9 auf Sieg Italien – zu wetten, hört sich zwar verdammt interessant an und entspricht meiner Meinung nicht den realen Stärkeverhältnissen. Kommt aber für mich aus quasi religiösen Gründen nicht in Frage. Das überlasse ich Warmduschern, Vorwärtsparkern und Festnetztelefonierern. Daumen drücken für Deutschland und wetten auf Italien. Einfach ohne Style und der geneigte und regelmäßige Leser meiner Kolumne wird doch schon mitbekommen haben, dass Style das einzige ist, was man nicht bei amazon.de bestellen kann und somit das einzige ist, was wirklich zählt. Für meinen Teil gehe ich ein wenig auf Risiko und bleibe bei Deutschland führt/gewinnt Halbzeit/Endstand zu 3.3 bei Betfair. Eine Wette des Herzens und bei dem Kurs keine Wette des Verstandes. Immerhin spiele ich nur mit gewonnenem Geld. Im schlimmsten Fall stehe ich vor dem Finale bei einer ausgeglichenen Wettbilanz. 

Jenny wird auch zu Deutschland halten. Das hat sie mir zumindest versprochen und die Hand darauf gegeben. Überhaupt ein nettes Lokal das Cafe SingleTREFF Nicht wirklich großer Glamour, mehr  so „Dirty Harry“  nur sauber und in den friedlichen Szenen. „Wir sind alle echte Singles und möchten gerne Männer kennenlernen“ sagt mir Selina an der Bar. Und dann sagt sie noch, dass sie aus Nigeria kommt und Männer mit schwarzen Brillen „seeehhrrr seeexxxyyyy“ findet. Ich nehme dann die Brillen ab. Sicherheitshalber, und unterhalte mich über die Reize der afrikanischen Küche. Dann lerne ich noch Nina kennen, ebenfalls Single und schließlich Jenny und bei der bleibe ich dann auch. Selbstverständlich mit dem für verheiratete Männer gebotenen Abstand. Die meiste Zeit zumindest. „Was machst du bei uns? Bist du zum ersten Mal da? Und wie heißt du schöner Mann?“. Eine Menge Fragen. „Ich bin Journalist und schreibe für Hochgepokert.com eine Sportkolumne. (Beim Wort „Sportkolumne“ muss ich selbst kurz lachen) und ich suche eine Frau mit reinem Herz, die aus freien Stücken zur deutschen Nationalmannschaft hält.“ „Ich liebe den deutschen Fußball.“ sagt Jenny und rückt ein wenig näher. „Trinken wir einen Sekt zusammen und wie war nochmals dein Name?“. Ich antworte „Günter“, weil es auch mit „G“ anfängt und gebe ihr meine Visitenkarten, weil ich ja wirklich um jeden Leser kämpfen muss. „Götz Schrage – Hochgepokert?“ liest sie und sieht mich fragend an. „In Deutschland sagt man zu Günter Götz“ antworte ich. Ich bin ein verdammt schlechter Lügner für einen Nicht-Single. Selina hat ihren Kampf um mich auch noch nicht ganz aufgegeben: „Ich liebe Germany auch! Am Freitag zu meinem Geburtstag hat mir ein ganz lieber Gast einen blauen Plastikschwanz geschenkt. Magst du ihn sehen?“ fragt mich Selina. Ich antworte gar nichts und sehe ihn trotzdem. Aus den Boxen klingt „Happy Birthday“ in der DJ Bobo-Version. Ich lerne Herrn Walter den Chef kennen und frage höflich nach einer Erlaubnis zu fotografieren. „Unsere Single-Mädchen bestimmen ganz alleine, was sie gerne machen und ob sie sich fotografieren lassen“ antwortet Herr Walter und es hört sich ein wenig an, als ob man bei der Rechtsabteilung nachgefragt hätte. „Hast du auch so einen großen?“ Single Selina will es wissen und will ihr blaues Geburtstagsding einfach nicht wegpacken. „Drei Wodka“ antworte ich, weil das irgendwie immer passt und weil ich tatsächlich langsam etwas zu trinken brauche. Jenny setzt sich neben mich. Gut eine Verbündete zu haben. 

In Wien bleibe ich – abgesehen von der starken deutschen Community – völlig alleine. Italien mag man, uns mag man nicht und dann noch diese Quote. Was ist das für intrigantes Buchmachergesindel?! Ganz Wien setzt wohl auf Italien bei Quoten jenseits der 4.5. Wenn das schief geht, muss Österreich wohl auch unter den Rettungsschirm. Enge Freunde entschuldigen sich vorauseilend bei mir mit Sätzen wie: „Muss ja zugeben, dass die Piefkes diesmal gar nicht so unsympathisch sind und beinahe hätte ich ihnen ja auch die Daumen gedrückt, aber bei dem Kurs muss ich ja zuschlagen – Forza Italia!“. Wahrscheinlich schaue ich mir das Match besser alleine an irgendwo, wo mich keiner kennt. Niemand soll meine Tränen sehen, wenn diese blauen, sich bei jedem Foul am Boden wälzenden, Schmalzlocken dann doch gewinnen.  – Jenny reißt mich aus meinen trüben Gedanken. „Magst nicht doch eine Flasche Sekt bestellen und wir machen dann was Schönes?“ Verstehe, quasi das Singles-unter-sich Spiel und so. Ich entziehe mich tapfer, bestelle aber trotzdem, schon alleine um den Oberboss Kang zu ärgern. Kurzes Anstoßen und dann verabschiede ich mich. „Kommst du wieder?“ fragt mich Selina mit breitem nigerianischem Lächeln. „Freitag ist bei uns „unten-ohne-Party“. Alle Single-Mädchen sind dann unten frei.“ „Die Männer auch?“ frage ich mehr aus journalistischer Neugier: „Nur wenn sie Glück haben“ antwortet meine Jenny. Ich verabschiede mich. Mein Glück werde ich am Freitag nicht strapazieren. Mein Glück brauche ich schon am Donnerstag um 20.45 Uhr. Möge die deutsche Offensivmaschine  vom Start weg rollen und erfolgreich sein. Single-Mädchen Jenny wird uns auch die Daumen drücken. – Viel kann dann nicht mehr schief gehen.

Götz Schrage

PS: Sollte Oberboss Kang meine Spesenabrechnung doch nicht absegnen, suche ich für den Sommer einen kleinen Nebenjob. Leichte Gartenarbeiten, Einkäufe erledigen oder ähnliches.  – Danke für die Aufmerksamkeit. 

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