Die rechte Hand von Pius Heinz – Meine kritische Nabelschau – Der Respekt des Rosenverkäufers

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Eine Ära geht zu Ende. Pius Heinz ist quasi bereits jetzt nur noch designierter ehemaliger Weltmeister. Ich bin immer noch Kolumnist bei Hochgepokert.com. Nicht designierter ehemaliger Kolumnist oder so, sondern weiterhin Herr der Vokale, Konsonanten und Satzzeichen auf der besten deutschsprachigen Pokerseite der Welt. Das ist gut für mich und selbstverständlich erst recht gut für Poker in Deutschland. Überhaupt läuft es im Moment großartig bei mir. Spät aber doch sehe ich mich auf der Überholspur und dort gehöre ich auch hin. Einmal im Jahr steht bei mir die kritische Nabelschau auf dem Tagesprogramm. Da überprüfe ich die wesentlichen Entscheidungen meiner Karriere. Bin ich dort wo ich hingehöre? Habe ich das was ich eigentlich verdiene? Und worin besteht meine dringlichste Aufgabe im großen Weltgefüge und besonders im ubiquitären Pokerganzen? – Gut, dass es Jan Heitmann und seine Sendung gibt. In der aktuellen Ausgabe als Gast Max Scharpenack. Seines Zeichens „Rechte Hand von Pius Heinz“ und scheinbar Mitbegründer von  „Gruenderpoker.de“. Grund genug für mich als Mitbegründer der bösen Pokerschreibe mir so meine Gedanken zu machen. Zusammenfassend: Keine Atempause. Es müssen noch viele Kolumnen geschrieben werden und ich werde mich der Aufgabe stellen. Danke für die Aufmerksamkeit. 

Selbstverständlich kein böses Wort über Pius Heinz. Nicht, weil mir dazu der Mut fehlen würde, aber böse Worte hat sich der WSOP Main Event 2011-Gewinner auch wirklich nicht verdient. Der Pius hat sein Ding gemacht, hat sein Geld eingetütet und eine Menge harmlose, nette  und höfliche Interviews gegeben. Ein wenig mehr als nur ein wenig langweilig nach meinem Empfinden, aber jeder wie er mag und wie er eben kann. Allerdings eine Menge böse Worte fallen mir zu  Max Scharpenack und seinem Projekt „gruenderpoker.de“ ein. Alleine die Sprache mehr als gruselig. Es wird „genetzwerkt“ was das Zeug hält. Die „Gründer“ am Pokertisch bleiben unter sich und bekommen neben den Chips auch gleich einen „Mehrwert“ im Paket. Laut Homepage ist ein „hohes Maß an Exklusivität bei jedem Event gewährleistet.“ Wobei man scheint durchaus offen zu sein für Neuzugänge, liest man weiter auf besagter Homepage kommt man zu dem Satz: „Zu den Events sind prinzipiell alle Unternehmensgründer und interessante Persönlichkeiten, egal woher, willkommen.“ Wahrscheinlich ist es wirklich egal „woher“, wenn sich dieses „woher“ auf den örtlichen Poloklub, oder den Verein der Netzwerktunten beschränkt. Welchen hochrangigen Polizisten muss man eigentlich bestechen, dass sie mal die Chapters der Hells Angels in Frieden lassen und stattdessen die Buden dieser Pokerbubis ausräuchern. So sehr ekelt mir davor. Ich will und kann mich gar nicht beruhigen. Soweit ist es mit Poker in Deutschland schon gekommen, dass sich die Art Schnöseln, die uns nie mochten und wir immer verachtet haben, unser geliebtes Kartenspiel gekrallt haben. Und wenn das die Freunde von Pius Heinz sind, will ich seine Feinde erst gar nicht kennenlernen. 

Doch zurück zur kritischen Nabelschau. Meine Selbstzufriedenheit muss ich ja irgendwie begründen und der aktuelle Hendon Mob Eintrag reicht ja dazu wirklich nicht aus. So ehrlich muss man sein. Mir ist was wirklich Sensationelles passiert. Zweifelsfrei der Ritterschlag in meinem eng gesteckten Kiez. Zugegeben, wer mich nicht kennt, kennt sich nicht aus. Irgendwie scheine ich nie wirklich zu arbeiten, sitze viel im Kaffeehaus, gehe mit dem Hund spazieren und manchmal bleiben Autos stehen und man reicht mir Geld durch die geöffnete Seitenscheibe. Entweder Freunde, die mir was schulden, oder durchaus auch manchmal, Freunde, die mir was leihen. Jedenfalls aus der Sicht meiner Gasse repräsentiere ich sicher nicht den klassischen guten Schuldner und keine Rating-Agentur bei Verstand gäbe mir nur ein „A“. Sicher auch kein „B“ und wahrscheinlich fände sich der passende Buchstabe auch gar nicht im aktuellen Alphabet. Deswegen doppelt erstaunlich und erfreulich was mir letztens passiert ist.

Zusammen mit meiner wunderbaren Frau saß ich in einem der zahlreichen Gastgärten bei einem kleinen Bier. Der arabische Rosenverkäufer, der mir bisher nur aufgefallen war, weil er sich vor meinem grundharmlosen Hund zu fürchten schien, und der mich bisher immer frauenlos und einsam gesehen hatte, fasste sich ein Herz (ich fasste nach meinem Hund sicherheitshalber) und präsentierte uns die weit gefächerte Rosenpracht. „Danke nein“ sagte ich höflich, aber das irritierte den arabischen Rosenverkäufer nicht. Die Blumen wurden neu arrangiert und ein Stückchen näher zu meiner Frau gehalten. „Danke nein Habibi“ wiederholte ich und setzte ein: „Ich habe kein Geld“ hinterher. „Kein Geld?“ wiederholte der Rosenverkäufer entrüstet, packte den Strauß auf den leeren Nebentisch, fasste in seine Hemdtasche, holte einen 100 Euroschein und versuchte ihn mir zu geben. „Du bist guter Mann. Ich sehe was du tust. Bitte schön. Guter Mann braucht Geld. Keine Problem“. Und wieder versuchte er mir das Geld aufzudrängen. Ich habe mich dann bedankt und den Schein selbstverständlich nicht genommen. Aber es hat mich sehr gefreut. Auf der Straße Kredit zu haben, das ist schon etwas, auf dass man stolz sein kann. Das kann man sich bei „exklusiven Events“ auch nicht verdienen. Natürlich soll jeder nach seiner Facon selig und glücklich werden. – Pius Heinz ist jetzt ehemaliger Weltmeister, hat ein Bracelet und Max Scharpenack als rechte Hand. Ich bin immer noch Kolumnist, habe einen Hund, eine Rose und den Respekt des Rosenverkäufers. – Ich möchte nicht tauschen.

Götz Schrage 

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