Interview mit Michael Schürpf – Schweizer Pokerprofi

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Swisstard ist sein Nickname und auch sein Markenzeichen. Er ist Schweizer mit mexikanischen Wurzeln und hat einen Hochschulabschluss. Des Weiteren ist er seit einigen Jahren Pokerprofi mit einem Provertrag und wohnt in Vorarlberg. Noch nie etwas von Michael Schürpf gehört? Dann wird es höchste Zeit. 

Hochgepokert.com:

Du warst einige Monate in Übersee, kamst schnell zur EPT nach Barcelona und wurdest vor etwa zwei Wochen kurz von jemand in Bregenz gesichtet. Wo treibst Du dich momentan rum?

Michael Schürpf:

Ich bin Ende Juni nach Vegas geflogen. Ich hab mir ein „Round The World Ticket“ gekauft. Geplant ist Vegas-Mexico-Korea-Japan-Thailand. Allerdings bin ich nach der WSOP direkt nach Mexico geflogen und dann nicht mehr weiter geflogen. Das ist das schöne an meinem Ticket, ich kann beliebig lange bleiben wenn es mir gefällt. In Mexico besuche ich im Moment meine Familie. Ich find es super in Mexico, der Umgang unter den Menschen ist ganz anders. Ich verbringe im Moment eine super Zeit hier mit der Familie und das Essen ist auch nicht ohne :p . Hahahaha, yumyum Tacos!

In Bregenz war ich seit Juni nicht mehr. Das muss wohl mein Doppelgänger sein.

Hochgepokert.com:
Nächstes Jahr wirst Du 30 Jahre alt. Was ist das grösste Geschenk was man dir schenken könnte?

Michael Schürpf:

Mich nicht daran zu erinnern, dass ich 30 werde… Hahaha

Hmm, in Materiellen Sachen bin ich wunschlos glücklich. Ich habe in meinem zarten Alter allerdings festgestellt das ich ziemlichen Nachholbedarf auf der Emotionalen Ebene habe. Deshalb würde ich mir ein sehr emotionales eindrückliches und selbsterkennendes Erlebnis wünschen als Geschenk. Wow, habe ich das wirklich gerade gesagt? Ich hab mich oft immer als rationalen und nur rationalen Mensch gesehen und dadurch oft den Kontakt zu mir und meiner Umwelt vernachlässigt. Das will ich ändern. Alles was mir dazu hilft wäre ein super Geschenk.

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Momentan bist Du in Mexiko. Da leben auch viele „geflüchtete“ Onlinepros aus den Vereinigten Staaten. Lebst Du da in einer Pokerkommune?

Michael Schürpf:

Nein, ich bin bei meiner Familie in Mexico Stadt. Es ist nicht ganz ohne hier zu sein, da es relativ gefährlich ist. Ich kann zum Beispiel Nachts nicht alleine ohne Auto raus. Ich nehme nie meine elektronischen Gadgets mit. Ich trag auch kein Portemonnaie oder sonstige Bankkarten mit mir. Das ist ein ziemlicher Freiheitsverlust. Auf der anderen Seite aber ist meine Familie, die ich sonst hier nicht sehen würde. Zudem sind natürlich die Lebenskosten wesentlich tiefer. Aber ich denke die Möglichkeit meine Familie zu sehen überwiegen die Nachteile des Freiheitsverlustes. Das Leben ist ein Kompromiss.

Hochgepokert.com:

Auf deiner Webseite http://www.swisstard.com pflegst Du ein grosses Angebot an Texten, wie Turnierstrategien und auch Videoblogs. Wie wichtig ist es dir Dein Wissen zu vermitteln?

Michael Schürpf:

Sehr wichtig. Ich liebe es zu bloggen, mich mitzuteilen. Ich habe mich in den letzten paar Blogs versucht das Rationale mit dem Emotionalen schreiben zu verbinden. Das Resultat waren sehr eindrückliche Blogs. Ein sehr spannendes Erlebnis hatte ich dieses Jahr in Barcelona, wo ich um 6 Uhr am Morgen eine Prostituierte als Mensch und Person kennen lernte (http://www.swisstard.com/ept-barca-wrap-up-and-breakfast-with-beky/). Ich will dazu auch gar nicht viel mehr sagen, am besten liest man es selbst.

Ich schreibe auch im Moment an einer Turbo Turnier Strategie Serie  wo ich mein Wissen über Turbo Turniere niederschreibe. Es macht mir sehr viel Spass das zu schreiben, da ich mich dann oft selber hinterfrage und selber was davon habe. Zudem offeriere ich Poker Coaching via meine Seite Swisstard.com. Ich hab sehr viel Spass daran anderen Leuten mit ihrer Pokerausbildung zu helfen. Ich habe auch früher in der Uni viele Kurse geben und hatte immer das Gefühl, dass die Studenten meine Lehrmethoden sehr schätzen.

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Ich reisse online einfach nichts. Werde vielfach in der ersten Hand mit [Ax][Kx] gegen [Ax][Jx] von einem Russen oder Brasilianer preflop Allin geraist und verliere weil der Flop gerade den Buben bringt. Das passiert mir dauernd. Wenn ich dann mal lucken sollte und mit [Jx][10x] gewinnen sollte und preflop Allin gehe, treffe ich vielleicht auf [Ax][Kx] und bekomme nie Hilfe. Rätst du einem Pechvogel wie mir auch mal im Onlinecoaching mit Poker aufzuhören?

Michael Schürpf:

Beim Online Coaching ist es sehr wichtig an den zwei wichtigsten Skills des Pokerspielers zu arbeiten: Information Sammeln, Entscheidung zu fällen auf Grund der gesammelten Info.

Ich bin überzeugt das kann jeder und jeder der das Spiel ernst nimmt wird irgendeine Form von Poker finden, die er schlägt.

Das grösste Problem beim Onlinepokern sind die Zahl der Teilnehmer bei den kleinen Buy Ins. Ich meine da geht oft nichts unter 1000 Spieler. Oft sind es 5000 oder mehr die an einem Turnier teilnehmen. Da ist die Varianz einfach riesig. Es passiert halt sehr schnell, dass man die Motivation verliert und das Gefühl bekommt, dass man nicht für das Pokern gemacht ist.

Mein Vorschlag in solchen Situation ist Turniere zu spielen, die man auch ab und zu mal gewinnen kann. So zwischen 200-1000 Teilnehmern ist optimal. Dazu schlage ich vor, dass man auf eher kleineren Seiten oder Netzwerken spielt.

In deinem Fall aber Martin (Michael Schürpf lacht laut): Hör auf, da ist Hopfen und Malz verloren! Hahahaha.

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Ach komm jetzt ich habe doch einen „Montagsaccount“, ich denke auch dass andere besser flippen als ich… da ist doch irgendwo ein Eintrag oder ihr schmiert doch irgend jemand bei den Onlinepokerseiten.

Michael Schürpf:

Ja wenn das so wäre, da würden sich viele Pokerseiten ihr eigenes Grab schaufeln. Die Gründe sind anders. Wir spielen ja bedeutend mehr Tische z.B. an einem Sonntag als der „normale“ Onlinespieler. Da habe ich dann schon einmal 15 Tische offen. Dies muss man immer in die Relation zum finanziellen Aufwand setzen. Auch ich hatte Phasen online wo überhaupt nichts lief.

Da darf man einfach die Motivation nicht verlieren. Sehr gut ist wenn man in solchen Situationen mit Poker Kollegen spricht, die Hände mit ihnen durchgeht bei denen ich mich nicht so sicher war. Auch ist es in so einer Phase wichtig, dass man viele andere Sachen ausserhalb von Poker macht, die einen glücklich machen. Dann kommt man auch mit viel mehr Lust auf das Spiel und Motivation zurück.

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Live hast Du über 300’000 US$ abkassiert und Online zähle ich über eine Million US$ an Winnings. Lohnt sich der Beruf Pokerpro heute noch?

Michael Schürpf:

Absolut. Ich will allerdings was zu den Zahlen sagen, dass sind Winnings, nicht Profit. So schön die Zahlen auch klingen, auf meinem Bank Konto ist wesentlich weniger

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Viele Deiner Winnings live sowie auch online hast du auf Full Tilt gemacht. Bist Du froh, dass Full Tilt wieder kommt?

Michael Schürpf:

Sehr froh. Allerdings denke ich dass es nicht mehr das gleiche sein wird wie früher. Mir hat Full Tilt sehr gefallen, da die meisten Gegner eher tight gespielt haben. Das kam meinem loosen aggressiven Spiel sehr zugute. Der Spielerpool auf Full Tilt war auch überwiegend aus den USA, dass wird beim neuen Full Tilt leider nicht mehr so sein. Allerdings freu ich mich sehr stark auf die Software. Ich fand die Full Tilt Software schon immer eine der angenehmsten, wahrscheinlich auch dadurch, dass ich viele angenehme Momente damit verbinde.

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Jetzt bist du neben Alex Debus und Devilfish und vielen anderen, Pro bei Feltstars.com, einer Onlinepokerseite im Carbonnetzwerk, welche den meisten deutschsprachigen Spielern unbekannt ist…

Michael Schürpf:

Genau, Feltstars hat ein gewaltiges Team an Poker Profis kreiert. Ich bin sehr stolz ein Teil davon zu sein. Ich spiel sehr gern auf Feltstars da die Turniere nicht so viele Teilnehmer haben und es oft Spieler hat, die zum Spass spielen. Wer also mal Lust auf ein eher passives Spiel hat, dass man auch ab und zu mal gewinnen kann, dem kann ich Feltstars nur empfehlen (http://www.swisstard.com/feltstars/).

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Aber gerade nach ein paar Schliessungen wie PurpleLounge, Chilipoker und Hollywoodpoker ist doch schwierig gegen aussen einen kleinen Pokeranbieter zu vertreten. 

Michael Schürpf:

Ich fühle mich bei kleinen Pokeranbietern sehr wohl. Oft ist es so, dass sie im Moment nicht das wahnsinnig grosse Sponsoring sich leisten können. Allerdings sind die meisten Verträge so gemacht, dass das Sponsoring mit dem Wachstum der Seite zunimmt. Hilf mir so helfe ich dir ist so das Motto.

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Auf Deiner Webseite Swisstard.com, kann man auch Software downloaden, welche von dir programmiert wurde, zum Beispiel Foldy. Dies ist ein Programm welches mit einem selbstdefinierten Hotkey, bei allen grösseren Pokerseiten Hände foldet. Wie ist für diese Software die Resonanz? Gibt es keine Bedenken betreffend versteckter Spionagesoftware?

Michael Schürpf:

Genau, ein Supertool. Ich könnte mir heute nicht mehr vorstellen ohne Foldy zu spielen. In zirka 80% der Fällen folde ich, da macht es nur Sinn einen Hotkey dafür zu haben. Foldy ist deshalb so genial, da der Hotkey auf zahlreichen Seiten und Netzwerken funktioniert (Merge (Feltstars), PokerStars, PartyPoker, Ipoker, Ongame, 888, Micro). Dies erlaubt mir mehr Tische zu spielen und mehr Zeit für meine Entscheidungen zu haben, statt nach dem Foldbutton zu suchen. Ich habe die Software selber kreiert und brauche sie schon seit zirka 3 Jahren. Wer Lust hat es auszuprobieren findet Foldy hier: http://www.swisstard.com/poker-software/foldy/

Betreffend der Spionage: Naja, dies ist ziemlich einfach, wer Bedenken hat, der braucht die Software einfach nicht. Mich hat noch niemand gefragt ob da was Komisches abgeht. Ist es schlau einfach Software runterzuladen vom Internet und dann beim Pokern zu brauchen? Sicher nicht. Die meisten Leute, die meine Software runterladen, die kennen mich oder meinen Pokerruf, dass sollte ausreichen um die Software zu brauchen und sicher sein, dass da nichts Komisches abgeht.

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Was ist in nächster Zeit geplant?

Michael Schürpf:

Ich habe mich entschlossen in nächster Zeit den Focus vom Pokern zu verschieben. Ich würde mich gerne mehr um meine Webseite kümmern und ein Traum von mir ist es ein Ebook zu schreiben. Da hätte ich sehr starke Lust drauf.

Ich habe auch seit Anfang dieses Jahres in eine Poker Firma investiert: PokerFacePR (pokerfacepr.com). PokerFacePR hat sich auf das Online Branding, Social Media Marketing und Digital Public Relationships von Poker Spielern spezialisiert. Ich hab da ziemlich viel Geld investiert, da ich eine rosige Zukunft der Firma sehe. Die Firma ist im Moment im anfangs Stadium hat allerdings jetzt schon ein beeindruckendes Kunden Profil: Jamie Gold, Chris Moorman, Matt Glantz, David Devilfish Ulliott und noch viele mehr (http://www.pokerfacepr.com/pros/ ).

Ich arbeite aktiv seit kurzem da mit. Ich bin sehr froh über diese Abwechslung und es macht auch unheimlich viel Spass. 

Aufhören zu Pokern werde ich allerdings nie, man kann einfach zu viel Geld mit dem Pokern verdienen. Ich werde ziemlich sicher jeden Sonntag online anzutreffen sein. Wahrscheinlich auch noch ein oder zwei Tag in der Woche mehr, ich muss im Moment die richtige Balance zwischen Reisen, Leben, Pokern und meinem Unterfangen mit PokerFacePR finden. Ich werde auch sicher das eine oder andere Live Turnier spielen. Allerdings sicher nicht um die halbe Welt reisen um zu spielen. Dafür werde ich ein bisschen zu Alt, bin ja fast schon 30 :)

Hochgepokert.com:

Vielen Dank für das Interview.

Michael Schürpfs Homepage: http://www.swisstard.com 

Cheers

Martin Bertschi

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