Bundesliga bangt um Finanzspritze privater Wettanbieter

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Als die von der EU angemahnte kontrollierte Öffnung des milliardenschweren Sportwettenmarkts beschlossen wurde, schien alles gut. Private Konkurrenz sollte auch im Internet zu fairen Bedingungen eine legale Alternative zur staatlichen Sportwette Oddset aufbauen dürfen. Über eine Besteuerung sollten Millionenbeträge an den Fiskus fließen – und in den Sport.

Laut Wallstreetjournal rechneten die Clubs der ersten und zweiten Bundesliga mit einer Finanzspritze im dreistelligen Millionenbereich. Fast ein Drittel der aus dem Sportwettenmarkt generierten Steuereinnahmen sollten dem Breitensport zur Verfügung gestellt werden. Bereits 17 Vereine der Bundesliga werben auf Banden für private Sportwettanbieter. Alleine daraus werden jährliche Einnahmen von über 14 Millionen generiert. An das Thema Trikotwerbung wagt sich aber niemand heran. Im Jahr 2006 hatte Werder Bremen für den Anbieter Bwin Werbung auf der Spielerbrust plaziert. Das wurde gerichtlich untersagt. Im europäischen Ausland werden Millionenumsätze mit Werbung für Sportwettanbieter gefahren. Ein enormer Wettbewerbsnachteil für die deutschen Fußballclubs. Um in europäischen Wettbewerben wie Champions League oder Euroleague mithalten zu können, ist man bei Spielertransfers auf jeden Cent angewiesen.

Mittlerweile sind es die Sportwettanbieter, die das Interesse am deutschen Markt verlieren. Schwammige Rechtslagen machen das Geschäft unattraktiv. Man konzentriert sich lieber auf das europäische Ausland, wo alles eindeutig geregelt ist. 

Die Neuordnung des Glücksspielwesens in Deutschland droht im Chaos zu versinken. Aus Sicht der Wettunternehmen beginnen die Probleme schon beim Zulassungsverfahren. Viele private Aspiranten werden im laufenden Lizenzierungsverfahren leer ausgehen. Allein schon, weil die Zahl der Zulassungen auf 20 gedeckelt wurde – eher willkürlich und sachwidrig, wie hochrangige Sportfunktionäre meinen. 

Die europaweite Ausschreibung der Konzessionen lief am 12. September ab. Stufe zwei läuft. Es heißt, mehr als 100 Anträge seien eingegangen, gut 90 werden derzeit vom zuständigen hessischen Innenministerium geprüft. Wer das Rennen macht, ist offen. Auch staatliche Lotteriegesellschaften der Länder werfen ihren Hut in den Ring. Bei nur 20 Startplätzen wird es eng.

Die Finanzierungsgarantie für den organisierten Sport, um die sich der Deutsche Olympische Sportbund mit seinem Generaldirektor Michael Vesper bemüht, wäre ein warmer Regen für die Hobbysportler. Denn käme das Steueraufkommen aus den Sportwetten wirklich zu einem Drittel – so Vespers Wunsch – dem Breitensport zugute, würde das Zocken auch dem Deutschen Fußball-Bund für seine Basisarbeit gute Dienste leisten.

Möglich wird das durch ein Gentlemen’s Agreement bei den Profi-Kickern: Obwohl die meisten Wetten auf Top-Fußballspiele geschlossen werden, will die Deutsche Fußball Liga (DFL) auf ihren Anteil an den Konzessionsabgaben verzichten. Der Grund: Die 36 Vereine des Profifußballs können sich stattdessen auf Werbemillionen aus der Sportwettenindustrie freuen.

 

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