Happy New Year 2014 – Die düstere Seite der Varianz – Fünf Jobs und ein Jahresrückblick

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schadekg2_2Ganz tapfer muss ich sein und eisern diszipliniert. Würde ich jetzt meinen persönlichen Jahresrückblick in Sachen Pokern als Thema für die folgenden Zeilen nehmen, wäre es gleich zappenduster. Wenn die Gondeln Trauer tragen wäre eine Screwball Comedy im Vergleich zu den Leiden des alten Schrages. Meine raren Fans säßen wohl schluchzend da draußen vor den Internetgeräten und würden so manches doppellagiges Papiertaschentuch voll heulen. Auch meine gar nicht so raren „hater“ hätten endlich mal wieder was zu lachen in Muttis Keller. Außerdem würden die, seit dem Ärger bei Red-Tube, unberührten extraweichen Taschentücher wieder artgerechte Verwendung finden. Auch Freudentränen gehören fachmännisch entsorgt. Allerdings keine Sorge. Ich spiele da nicht mit. Ich mag schon tief gesunken sein, aber nicht so tief. Mag mir 2013 auch die hässliche Pokerfratze gezeigt haben, der Pokerspieler Götz Schrage hält sich an die von Gott und Ben Kang vorgegebene Antijammer-Doktrin auf dieser lauschigen Seite. Jammern ist für Mädchen und nicht für Top-Journalisten wie einer meiner. Ende der Geschichte und gut ist es.

Allerdings verbietet mir kein Codex und keine Doktrin mich in allgemein zum verflossenen Pokerjahr 2013 zu äußern. Keine Sandra Naujoks mehr bei PokerStars, kein Boris Becker mehr  im PokerToday-Interview und diesen Nadal kenne ich nicht wirklich und er ist mir dementsprechend egal. Und Greg Raymer wurde beinahe wegen „Crime against Nature“ angeklagt, aber dann doch nur wegen der minderschweren Absicht eine Prostituierte zu buchen, die eigentlich eine Polizistin samt Lockinserat war. Die spinnen die Amerikaner und für ihr Drittwelt-Justizsystem kann man sie nur bedauern. Wäre Greg Raymer einem männlichen „agent provocateur“ auf den Leim gegangen, hätte er sich wohl wegen Verbrechen gegen die menschliche Natur verantworten müssen. Hauptsache die Betrüger von Full Tilt haben es sich mit ihren Dollarmillionen richten können. – Allerdings gibt es auch Erfreuliches. Aus deutscher Sicht sowieso. Erfolge weltweit und darüber hinaus. Die einst so herablassenden transatlantischen Schnösel werden sich wohl daran gewöhnen müssen. Deutsche Spieler an den Finaltischen der großen Turniere gehören eigentlich schon zum Standard und auch die Österreicher sind spürbar im Kommen. Wenn es da aktuell noch an den großen Ergebnissen mangelt für die EPT, die 2014 erfreulicherweise auch in meiner Wahlheimat Wien Station macht, bin ich auch aus österreichischer Sicht optimistisch. Selbstverständlich werde ich auch das eine oder andere Side-Event spielen. Fürs Main-Event Buyin müsste ich wohl vorher ein paar Nächte mit reichen russischen Witwen verbringen und diesen Aufwand ist es mir dann doch nicht wert. 

RakeTheRake-Nadal-PokerStarsZeit auch ein wenig Bilanz zu ziehen für meine beinahe ehrenamtliche Tätigkeit als Dealer, Floorman und Sicherheitsbeauftragter in einer Person. Hie und da wirft es mich zurück an die Basis und das ist auch gut so. Wer Chips schlichten muss und Pots ausrechnen, verliert nicht so leicht die Bodenhaftung. Aber auch da war das Jahr 2013 nicht gnädig zu mir. Kaum hatte die hübsche Gräfin mit dem gesunden Stack und den beiden guten Argumenten an meiner Seite auf Position Eins platz genommen, verpasste ich ihr regelmäßig ein paar böse Beats und zertrümmerte ihr eben noch so intaktes Stack. Wenn ich sie mit einem finalen Bad Beat an die rails geschickt hatte, kam dann stets der grobe Kerl mit dem Wodka in der Hand und ich wurde mit einer Überdosis an verbalem Mitteilungsbedürfnis bestraft. Überhaupt sobald ich mich, selbstverständlich getarnt hinter dem perfekten Dealerface, für einen Gast emotional erwärmen konnte, hatte der auch schon Feierabend. Als Floorman verlief das Jahr wenig spannend. Immerhin eine spektakuläre Fehlentscheidung habe ich wohl getroffen. Quasi mein persönliches Thomas Helmer Tor und vielleicht bastle ich daraus eine eigene Kolumne bei Gelegenheit. Zum Abschluss noch ein kurzes Erlebnis in meinem Fünftjob als Sicherheitsbeauftragter in Pokerdingen. Was habe ich nicht schon alles gehört an direkten und indirekten Drohungen. Wie viele Parkplatzattacken, Baseballschläger und Waffen jeglichen Kalibers wurden mir schon verbal angekündigt und in alten Zeiten mitunter auch angesetzt. 2013 gab es einen kleinen Vorfall, bei dem letztendlich auch gar nichts passiert ist. Zwei Spieler sind in Streit geraten und der eigentlich Vernünftigere von den beiden hat mindestens zwanzigmal den gruseligen Satz gerufen: „Ich breche dir das Gesicht. Komm her und ich breche dir das Gesicht.“ Sonst bin ich ja durchaus ein Freund der gepflegten Drohung und ich respektiere aus der Situation geborene Wortschöpfungen und kreative Satzgebilde. Aber das bleibt für mich auf jeden Fall der Unsatz des Jahres. Wie auch immer, für 2014 wünsche ich meinen Lesern nur das Beste. Ich hoffe wir lesen uns an dieser Stelle und falls ich eine junge attraktive russische Witwe mit Risikokapital treffen sollte, klappt es doch noch mit dem Main Event bei der EPT 2014. 

Götz Schrage

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