Sportwissenschaftler beweist: Poker ist kein Glücksspiel!

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Bildschirmfoto 2015-07-16 um 15.24.33Skill beats LuckInterdisziplinärer Disput: Rechtswissenschaft vs. Sportwissenschaft

Bereits seit vielen Jahren wird sowohl in Österreich als auch auf internationaler Ebene darüber diskutiert, ob es sich bei Poker um ein Glücks- oder Geschicklichkeitsspiel handelt. Wenngleich sich die Judikatur in besonderem Maße mit dieser Thematik auseinandersetzt, hielt sich die Sportwissenschaft als Vertreter der Geschicklichkeitsspiele bislang eher bedeckt.

„Der Sport kann als Mutter aller Geschicklichkeitsspiele verstanden werden. Es geht um Wettkampf, Leistungsvergleich und schließlich um die Frage, wer der beste bzw. geschickteste Athlet von allen ist“ so der Sportwissenschaftler Mag. Martin Sturc. Ob die hierbei zum Einsatz kommenden Fähigkeiten der Sportler in erster Linie physischer Natur sind (z.B. beim Boxen) oder auf kognitive Aspekte zurückzuführen sind (z.B. beim Schach), sei für die Klassifizierung als Sport nach internationalen Standards irrelevant.

Während in Brasilien das Pokerspiel bereits volle Anerkennung als Sport genießt, wird in Österreich das beliebteste Kartenspiel der Welt vom Gesetzgeber als Glücksspiel definiert.

Pfusch im österreichischen Glücksspielgesetz?

Der Gesetzgeber geht bei der Klassifikation von Spielen von einem kausalen Zusammenhang zwischen den Spielkomponenten und dem Spielresultat aus: Hängt die Entscheidung über das Spielergebnis ausschließlich oder überwiegend vom Zufall ab, handelt es sich gemäß § 1 GspG um ein Glücksspiel.

Sturc hierzu: „Dieser Definitionsansatz ist absurd. Das würde bedeuten, dass Fußball ebenfalls zum Glücksspiel wird, wenn die Zufallsvariable namens Schiedsrichter eine Fehlentscheidung trifft und dadurch das Spielergebnis beeinflusst wird.“

Zudem bemängelt Sturc die Begriffe „ausschließlich“ und „überwiegend“ in der Definition. „Bis heute gibt es kein anerkanntes Messverfahren, um die Zufallskomponente bei Spielen prozentuell zu bestimmen. Es wird also nach etwas gesucht was nicht gefunden werden kann. Die Folge ist eine willkürliche Kategorisierung von Spielen, die sich jeglicher wissenschaftlichen Grundlage entzieht.“ Seiner Meinung nach ist für die Klassifikation von Spielen nicht der absolute Glücksanteil sondern der relative Geschicklichkeitsvorteil ausschlaggebend: „Bereits der gesunde Menschenverstand verrät einem, dass immer dann von einem Geschicklichkeitsspiel die Rede sein muss, sobald ein Spielteilnehmer geschickter sein kann als seine Gegner. Dies ist bei Glücksspielen wie Lotto oder Roulette nicht der Fall, sehr wohl aber bei Poker.“

Wer bei Poker Glück braucht, spielt schlecht!

Eines steht fest: Bei allen Geschicklichkeitsspielen gibt es Favoriten und Außenseiter, denn die Teilnehmer verfügen stets über unterschiedliche Fähigkeiten und Fertigkeiten. Der überlegene Sportler kann erwarten zu gewinnen, der unterlegene Sportler kann hingegen nur hoffen als Sieger vom Platz zu gehen. Der Unterschied zu Glücksspielen besteht darin, dass bei Roulette oder Black Jack ein Spieler trotz größter Anstrengung niemals die Favoritenrolle einnehmen kann. Die Spielregeln sind nämlich zu seinen Ungunsten ausgelegt und verdammen ihn dazu, langfristig zu verlieren, sofern ihm Fortuna nicht zur Seite steht. Ein Sieg bei einem Glücksspiel kann demnach niemals dem Geschick des Spielteilnehmers zugeschrieben werden sondern basiert einzig und allein auf Glück.

Sturc dazu: „Wenn man die Ursache von Spielresultaten untersucht, gilt es fehlendes Glück von mangelndem Geschick zu unterscheiden. Eine Niederlage ist bei Glücksspielen aufgrund der Spielregeln vorprogrammiert und ohne Glück nicht abwendbar. Eine Niederlage bei Geschicklichkeitsspielen hingegen ist dem fähigkeitsbasierten Defizit des unterlegenen Akteurs zuzuschreiben. Glück braucht immer nur der Außenseiter und wer bei einem Geschicklichkeitsspiel wie Poker darauf angewiesen ist, spielt schlecht.“

Dem 30-jährigen Sportwissenschaftler ist es gelungen, mit einer neuen Methode den relativen Geschicklichkeitsvorteil im Pokerspiel zu quantifizieren und damit das, was viele Pokerspieler seit Jahren behaupten, erstmals sichtbar zu machen: „In unseren Untersuchungen von einem vereinfachten Pokerspiel, bei dem jeder Akteur lediglich eine Entscheidung zu treffen hat, sehen wir, dass ein geschickter Spieler aufgrund seiner gewählten Strategie eine Favoritenrolle von 65:35 einnehmen kann. Im realen Pokerspiel haben die Akteure natürlich einen größeren Handlungsspielraum zur Verfügung und daher ist der Wert noch höher anzusetzen, weil die unterlegenen Spieler dann auch entsprechend mehr Möglichkeiten haben Fehler zu machen.“

Die Arbeit von Mag. Martin Sturc mit dem Titel „SKILL BEATS LUCK – Der Geschicklichkeitsfaktor im Pokerspiel“ ist als Printbuch oder E-Book unter der ISBN 978-3734765940 erhältlich.
Bürgerinitiative zur Anerkennung von Poker als Denksport

Die Austrian Poker Sport Association (APSA) hat nun als nationaler Fachverband die Bürgerinitiative „Anerkennung von Poker als Denksport“ ins Leben gerufen. Gefordert wird einerseits die Streichung von Poker aus dem österreichischen Glücksspielgesetz und andererseits die Aufnahme von Poker in die heimischen Sportorganisationen. Zumindest 500 Unterschriften werden benötigt, bevor das Schreiben beim Ausschuss des Nationalrates für Petitionen und Bürgerinitiativen eingereicht wird. Weitere Informationen rund um das Thema und die Möglichkeit die Kampagne mit seiner Unterschrift zu unterstützen befinden sich unter www.pokeristdenksport.at.

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