Pro-Tipp von Jamila von Perger – Position ist Alles!

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Position ist Alles!!!

Jamila von Perger
Jamila von Perger

Für den „ Pro-Tipp“ konnten wir mit Jamila von Perger eine der besten deutschen Pokerspielerinnen gewinnen. Jamila ist 25 Jahre jung und lebt in Wien. Sie studiert Soziologie und arbeitet nebenbei noch Moderatorin beim EPT Livestream. Ihr Spezialgebiet sind Multi-Table-Tournaments.

Wir alle wissen, dass es beim Poker besonders wichtig ist sich seinen Gegnern anzupassen. Es ist gut und auch wichtig eine Line zu haben, dennoch ist Anpassungsvermögen, besonders gegen sehr aggressive Spieler von großer Bedeutung. Ich möchte mich daher heute mit dem Spiel gegen aggressive Spieler mit und ohne Position im Bereich MTTs beschäftigen. Aber zunächst einmal, möchte ich die Frage beantworten: Was ist ein aggressiver Spieler überhaupt? Für mich ist das ein Spieler der Preflop viel erhöht und dreibettet und der Postflop meist durchgehend barrelt und/oder raist.

Viel wichtiger ist es aber einschätzen zu können, ob mein Gegner ein guter aggressiver Spieler ist? Denn die Guten wissen, wann sie aufgeben müssen und welche Karte es ihnen ermöglicht weiter zu bluffen. Außerdem nutzen sie ihr Image geschickt aus und bekommen mit ihren starken Händen oft volle Auszahlung. Mir sind aber auch schon einige aggressive Spieler untergekommen, die einfach nur sinnlos drauflos ballern, diese Spieler können einem viele Chips einbringen, solange man selbst eine solide Hand hält. Außerdem ist mir bei einigen sonst aggressiven Spielern aufgefallen, dass sie sobald sie tatsächlich ein Monster halten, auf einmal auf die Bremse treten, was deutlich unterstreicht, dass es sich um schlechte Spieler handelt, da sie sehr viel Value liegen lassen und zudem leicht durchschaubar werden.

Gehen wir also einfach mal davon aus, dass unser Gegner gut, sprich ein Winning Player ist. Zusätzlich müssen wir immer das Stacksizing beachten. Daher möchte ich Beispiele mit verschieden großen Stacks bringen. Bei guten aggressiven Spielern gehe ich davon aus, dass sie Preflop aus jeder Position erhöhen und werde ihnen daher, wenn sie beispielsweise aus Early Position erhöhen, nicht allzu viel Respekt entgegenbringen. Gerade online geht der Trend eindeutig dahin aus UTG mit jeder halbwegs spielbaren Hand zu erhöhen, da einem viel Credit gegeben wird. Die Range eines aggressiven Spielers ist im Gegensatz zu tighten Spielern also deutlich weiter. Wenn mein „Aggro“-Villain also nun aus Earlyposition erhöht und ich ca. 25-35BB habe und AQ halte will ich es da immer rein kriegen. Wenn ich Position habe, reraise ich auf das 2,2 bis max. 2,8-fache. Villain wird bei diesem Stack seltener callen als folden oder All-in gehen, da mein Stack nicht allzu viel Spielraum zulässt. Sitze ich in den Blinds und habe keine Position, erhöhe ich lieber auf das 2,5-3-fache, da ich falls Villain doch callt, out of Position (OOP) mit diesem Stack sehr ungern gegen einen guten aggressiven Gegner spiele.

Wenn ich bei 20 bis 25BB bin ist es fraglich, ob es nicht auffällig ist noch zu 3-betten ohne das der Gegner den Braten riecht, denn ich denke die meisten Spieler werden da nicht genug balancen und zu selten bluff- 3betten, da der Stack einfach zu klein ist. Dessen ist sich Villain sehr wahrscheinlich bewusst. Dann wird er mich meistens nur mit einer guten Hand All-in stellen.

Bin ich deeper als 35BB calle ich mit AJ, AQ oder TT lieber in Position. Dazu muss man allerdings sagen, dass man die Anzahl der Big Blinds nicht ganz genau festlegen kann, da man auch immer die Tisch- und Spieldynamik sowie History zwischen zwei Spielern berücksichtigen muss. So ist es zum Beispiel in bestimmten Situationen klar, dass man auch 45BB mit AQ Preflop reinkriegen will.

Jamila
Jamila

OOP ist es mit diesen Händen schon schwieriger. AJ folde ich sogar gegen gute Spieler, da sich die Hand OOP nur schwer spielen lässt, auch wenn mir bewusst ist, dass ich oft die bessere Hand folde. AQ calle ich und spiele nur weiter, wenn das Board es zulässt. 3-Bet-folden mag ich nicht besonders, da ich damit meine Hand quasi in einen Bluff verwandle und um eine 4-Bet zu callen ist mein Stack meistens zu klein. Ganz abgesehen davon, dass man sich in einem 4-Bet-Pot OOP mit AQ nur selten wohl fühlt.

Mit JJ variiere ich ganz gerne, es macht Sinn auch mit dieser Hand mit deepen Stacks nur zu flatten, da man bei einem aggressiven Gegner immer mit einer 4-Bet rechnen muss. Hin und wieder 3-bette ich auch und calle die 4-Bet wenn ich sehr deep bin. Ich habe in diesen Beispielen bewusst Hände gewählt, die wie ich finde schwierig zu spielen sind, denn jeder weiß, was er mit AA oder kleinen Pockets zu tun hat und im Rahmen des Artikels ist es natürlich unmöglich auf alle Hände einzugehen.

Wie sieht es nun aus wenn Villain in Late Position raist? Grundsätzlich stelle ich logischerweise schneller rein. In Position calle ich mit deepen Stacks alle Hände, mit denen ich nicht All-in gehen will, wie Broadway Connectors oder kleine Paare auf Set Value, die sich Postflop gut spielen lassen. Kleine Asse (wie z.B. A5) 3-bet- folde ich gerne, calle damit aber nie, da man mit diesen Händen ohne Information über Villains Handstärke Postflop ziemliche Probleme bekommen kann, wenn man beispielsweise das Ass trifft. Das gleiche gilt OOP, wenn Villain vom Button raist.

Wie sieht es nun Postflop aus? Diese Frage ist weitaus schwieriger zu beantworten, da die Boardtextur, sowie das Betsizing eine große Rolle spielt. Grundsätzlich bin ich in Position ein Fan vom floaten, auch wenn man den Flop verpasst hat. Das funktioniert bei normalen Gegnern sehr gut, da die meisten Spieler am Turn aufgeben, wenn sie das Board verpasst haben und man den Pot dann stehlen kann. Gegen gute aggressive Spieler ist dies aber nicht so leicht, da diese den Turn sehr oft second-barreln auch wenn sie das Board verpasst haben.

vonperger300Nehmen wir mal ein Beispiel: Ich halte Ah Jd am Button, die Stacks sind 50BB+ deep. Ein Spieler raist aus Middle Position und ich calle in Position. Alle anderen folden. Der Flop bringt Qh 8h 3d . Villain macht eine Contibet in höhe von ca. 50% des Pots. Hier würde ich immer callen. Ich habe einen Backdoor Flush Draw und somit ist der Flop für meine Hand ohnehin nicht vollkommen verfehlt, deshalb calle ich. Am Turn kommt die 7c . Die Karte hilft mir ganz und gar nicht weiter. Hat Villain aber ebenfalls verfehlt, gibt er hier am Turn fast immer auf. Er checkt, ich bette, mein Pot. Dies gilt für einen normalen Villain. Wie sieht es nun mit meinem aggressiven Villain aus? Nehmen wir exakt dasselbe Beispiel, nur dieses Mal barrelt Villain am Turn ein zweites Mal. Was nun? Eine Möglichkeit wäre am Turn erneut zu callen. Nun gibt Villain mir immer was und gibt am River, wenn keine entsprechend gute Karte kommt oftmals auf und ich kann angreifen. Kommt beispielsweise eine weitere Herzkarte könnte er denken ich habe einen Flush komplettiert. Er könnte aber auch selber versuchen den Flush zu reppen und ein drittes Mal feuern. Hier wäre es ein starker Move am River zu raisen bzw. All-in zugehen, wenn es von den Stacksizes her passt, da ich auch noch das Ah als Nutflushblocker halte. Es wäre auch gut, wenn eine Herzkarte kommt, die das Board pairt, wie z.B. die 7h . Wenn ich jetzt am River All-in gehe, nachdem Villain bettet, bringe ich sogar Villain dazu viele gute Hände (auch Flushs) zu folden. Andere Möglichkeiten wären, den Flop direkt zu raisen, da selbst aggressive Spieler oftmals aufgeben, wenn sie komplett verfehlt haben. Ebenso könnte man den Turn raisen, was meistens sogar als Zeichen von noch größerer Stärke gedeutet wird. Wichtig ist aber diese Moves mit Air nur ab und zu einzustreuen und gut zu timen. Sie bieten sich beispielsweise dann an, wenn man eine längere Zeit am Tisch inaktiv war. Andernfalls wird es einem aufmerksamen guten Spieler auffallen und er wird Gegenmaßnahmen ergreifen. An diesem Beispiel wird aber deutlich, dass ich gegen gute aggressive Spieler deutlich mehr Risiko eingehen muss und mehr Chips investieren muss, um diese Hand zu gewinnen. Daher ist es als Anfänger nicht ratsam viele Hände gegen diese Spieler zu spielen. Man sollte lieber ausgewählte starke Hände spielen und solche Moves nur als fortgeschrittener Spieler durchführen. Das Image ist hierbei ebenfalls sehr wichtig. Ob Villain einen selbst für einen guten Spieler hält, spielt bei solchen Moves natürlich eine große Rolle, da er gegen unbekannte Spieler bzw. Spieler, die er für schlecht hält viel eher folden wird, als gegen ihm bekannte gute Spieler.

Grundsätzlich kann man ein ganzes Buch über das Spiel gegen bestimmte Gegner, in bestimmter Position mit bestimmten Stacksizes schreiben, was die Komplexität dieses Spiels verdeutlicht.

Aber genug Strategie für heute! See you at the tables und glglgl!!!

Autorin: Jamila von Perger

Bild Quelle, Neil Stoddart, FabFotos,

Jamila von Perger wpt national vienna

3 KOMMENTARE

  1. Es war vollkommen klar, dass hier wieder solche Kommentare kommen. Mich wundert, dass keine Anspielungen auf „Position“ gemacht wurden.

    Vielleicht sollte man User die hier sowas posten einfach sperren!

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