Jens Knossalla – Doch eine Liebeserklärung – Von Ailton bis Schopenhauer

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„Ich habe seine roten Augen leuchten gesehen“ Jens Knossalla

Hass ist gut fürs Geschäft. Ein Kolumnist braucht Feinde, schließlich muss man ja gegen irgendetwas anschreiben. Gerechter Zorn in sechstausend Zeichen gehämmert und die virtuellen Schulterklopfer werden es einem danken. Spektakulär sollte das Objekt der bösen Worte  sein und am besten noch mächtig und gefährlich. Horst Koch fällt aus, weil den praktisch niemand mehr kennt und mächtig und gefährlich nicht wirklich passt. Mit Michael Keiner habe ich mich schon lange versöhnt und sogar mit Thomas Lamatsch plaudere ich inzwischen  ganz entspannt. Wir schütteln uns die Hände und so, und wenn noch hundert Jahre vergehen fahren wir zusammen auf Urlaub. – So gesehen bleibt eigentlich nur noch Jens Knossalla übrig, und wahrscheinlich würde er es mir nicht einmal wirklich übel nehmen. Zwei Profis auf dem Kurs der Konfrontation. Jens berichtet für  Pokertoday.com aus Deauville und ich berichte für Hochgepokert.com aus dem Kaffeehaus. Gott behüte wenn sich unsere Wege mal wieder kreuzen. Dann kann uns nur noch Jonathan Duhamel helfen, weil der kennt sich aus mit dem Schläge wegstecken.

Aber ich will gar nicht lange jetzt um den halbheißen Brei herum taktieren. Ich bin mal wieder gescheitert. Auf der ganzen Linie sowieso und bei meiner aktuellen Kolumne erst recht. Jens Knossalla ist einfach eine Marke für sich. Den Kopf voller halbgegartem Unrat, aber dafür so was von geschmeidig und charmant in der Moderation. Mir ist wirklich nicht so wichtig was er sagt, hauptsache er spricht zu mir und dann ist alles wieder gut. Zuletzt durfte ich meinen Artikel mit einem Arthur Schopenhauer Zitat eröffnen und diesmal ist der Jens dran, und das ist mehr als nur ein kleines Kompliment. Schließlich wollte ich meinen geschätzten Lesern als Opener eigentlich einen echten Ailton präsentieren: „Micaela immer mit Sex-Unterhos“ oder „Schwul? Frau und Frau keine Problem. – Mann und Mann – muss nicht.“ Jetzt hat aber der Jens gewonnen. Wer rote Augen leuchten sieht, dem gehört mal meine Aufmerksamkeit und mein Respekt sowieso. Wobei für das Problem mit den roten Augen gibt es ja allerlei Tricks und Tipps. Nachzulesen in jedem guten Kifferforum. Außerdem kann man auf das Tetrahydrocannabinol ja einfach folgenlos verzichten, wer sich allerdings einmal der Knossalerschen Moderationskunst hingegeben hat, ist „addicted“. Zumindest bis zum Ende der EPT.  – Aber um nochmals auf die Zitate zurückzukommen. Irgendwie passt das ganz gut. Irgendwo zwischen Schopenhauer und Ailton kann man den Jens ganz gut einordnen. Er spricht besseres Deutsch als Ailton (und das schreibe ich nicht weil mich jemand dazu zwingt), er hat garantiert mehr Geld auf dem Konto als Ailton (das schreibe ich, weil ich es sicher weiß) und er ist deutlich aktiver und lebendiger als Schopenhauer. – Respekt dafür, nebenbei bemerkt.

Jens Knossalla macht einfach gute Laune. Man hört ihm zu, ist bestens informiert und fühlt sich trotzdem nett unterhalten. Seine Interviewpartner umarmt er so schnell, da kann keiner die Flucht ergreifen. Dann plaudern sie auch schon los. Vielleicht auch nur in der Angst, dass Jens sonst die ganze Zeit alleine sprechen würde. Aber was spielt das für eine Rolle? Wenn man als Journalist bekommt was man will, ist alles erlaubt. Natürlich war und bin ich auch ein Fan von Henning Pohl, dem Günter Netzer der Pokerberichterstattung, oder verehre eine Natalie Hof für ihre charmante raffinierte Beharrlichkeit. Nicht zu vergessen einen Jonas Schorfheide als Peter Scholl-Latour der großen Pokerwelt, einen Emmanuel Adam als Serge Gainsbourg und Herzensbrecher weltweit und darüber hinaus. Unseren wunderbaren Tobias Falke und über allem schwebend die Lichtgestalt der freien Pokermoderation Michael Körner verstärkt von Krawinkel und Pott.   – Hinter den Mikrophonen sind wir in der deutschsprachigen Pokerwelt wirklich bestens aufgestellt. Eigentlich bräuchte es nur noch ein Network mit Mut und entsprechendem Kapital und schon gäbe es den wohl besten aller guten Pokerchannels. 24 Stunden und rund um die Uhr. Als Direktor und Programmchef würde gleich ich mich bewerben. Schließlich bin ich der einzige der freihändig Sokrates („Wir leben nicht, um zu pokern, wir pokern, um zu leben.“), Aristoteles („Der Flop ist die Hälfte des Ganzen“) und Descartes („Ich folde also bin ich“) zitieren kann.

Doch zurück zu Jens Knossalla und seinen gar nicht stillen Tagen in Deauville. Wie alle, die etwas beherrschen, für das man scheinbar nicht viel können muss, hat man seine Neider und Kritiker. Ich glaube der Jens hält das aus und er hat es auch damals ausgehalten, als es zum Start meterweise böse und verächtliche Kommentare gab. Das hat sich verdientermaßen massiv geändert. Zusammen mit Lennart Hennig, dem besten Kameramann der Pokerwelt, werden sie bei der EPT einige spannende Sendungen machen. Ich werde keine Pokertoday.com Ausgabe versäumen und irgendwann haut der Jens dann wieder einen Spruch vom Feinsten raus. Da bin ich mir ganz sicher. Irgendwas zwischen Schopenhauer und Ailton. – Wahrscheinlich ein Stück näher bei Ailton und das ist auch gut so.

Götz Schrage

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