Die exklusive Black Lounge – Desperately Seeking Gregor – Wem angeblich die Concord-Stunde schlägt

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Exif_JPEG_PICTUREIch habe kein gutes Gefühl, aber das bedeutet nicht viel. Es klingt einfach zu schön, um wahr zu sein. Top-Adresse, exklusives Ambiente, gepflegte Umgangsformen, faires Rake und eine „wunderschöne Kellnerin mit einem spannenden Namen und dein Freund Gregor arbeitet auch dort als Floorman“. So wurde mir berichtet. Das angepriesene Etablissement  läuft unter dem Namen „Black Lounge“ und die Adresse ist tatsächlich top. Beste City-Lage, 2. Stock und wer nicht eingeladen ist, oder einen Freund in der bereits bestehenden Partie hat, darf nicht rein. Das kleinste Limit ist 2/5 NLH und so trage ich meine Goldketten in die Pfandleihe, nehme mir einen Freund mit – weil man es ja niemals genau wissen kann – und auf geht es in die „Black Lounge“.

Mein nicht so gutes Gefühl, was immer noch nicht viel bedeutet, bezieht sich auf die Machbarkeit so eines Projektes. Seit mehr als zwanzig Jahren gibt es in Wien eine höchst aktive High Roller Szene und alle bisherigen Versuche sich ein eigenes luxuriöses Nest zu bauen, sind nach kurzer Zeit gescheitert. Betriebswirtschaftlich würde es Sinn machen. Was ein aktiver Highroller Tisch übers Monat an Rake produziert. Da kann man schon eine Luxuswohnung mieten, zwei Dealerinnen und eine Putzfrau anstellen und die Wehrhaftigkeit der Highroller ist meist auf einem hohen Level. Da erübrigt sich das mit der Security aus meiner Erfahrung. Selbstverständlich war ich selbst auch schon beruflich in solche Projekte involviert und – wie ich höchst ungern zugebe – auch ich bin an diesen gescheitert. Der Pokerspieler an sich ist einfach kein fairer Partner für feine Projekte. Es fehlt an Sitzfleisch, Loyalität und dem Talent über zwei Flops hinaus zu denken. Ganz egal, wie fein, wie schön, wie fair man so eine High Roller Lounge gestaltet, sobald es zweimal keine Flops gibt, weil die Mitspieler eine tightes Intermezzo einlegen, wird der Spieler unruhig. Wenn man dann noch per SMS informiert wird, dass am Parkplatz eines anderen Casinos ein betrunkener Tschetschene mit einer Handvoll Dollar gesichtet wurde, wetzt man dorthin. Egal was Bier, Rake und Schnitzel kosten und wenn man noch einen Kübel Jauche über den Tisch kippen würde. Wo der Tschetschene sitzt ist das Spiel und auch die hübscheste Kellnerin im lauschigen High Roller Nest muss dann einsam bleiben. 

HGP12012Am Haustor klebt ein Zettel „Black Lounge“. Im zweiten Stock  öffnet mir ein junger Mann von der Security. Junge Männer sind gut, die haben mich wenigstens noch nie wo anders rausgeworfen. Ich trete ein. Vom zentralen Vorzimmer sieht man eine großbürgerlich angelegte Wohnung. Hohe Räume, vielleicht sogar Stuckatur an den Decken und gleich im Vorzimmer eingerahmt die legendäre frei fluktuierende „Poker-Lizenz“. Eine Art amtlicher Gewerbeberechtigung für Poker, sagen die einen. Nicht das Papier wert auf dem es gedruckt ist, sagen die anderen. Das Magistrat war schon da zwecks Nachschau und Prüfung, sagt man mir. Jedenfalls steckt die Visitenkarte des prüfenden Beamten wie eine Trophäe neben dem ominösen Papier. Es kommt der Chef. „Jakki Vienna“ beim Wiener Partyvolk eine Berühmtheit. Die asiatisch/dänische Legende aus der „Passage“. Der König vom „Scotch-Club“. Auf tausenden Fotos habe ich ihn bisher gesehen. Meist entrückt feiernd mit vorsätzlich freudiger geballter Faust, weil das Feiern doch so viel Spaß macht. Definitiv ein Profi des Nachtgeschäfts und definitiv ein neuer Optimist im Casinobusiness. Sein liebstes Wort scheint „exklusiv“ zu sein, gefolgt von „Ambiente“. Ich schreibe brav mit, während „Jakki Vienna“ von „exklusiven Pokerpartien“, und „exklusivem Champagner“ erzählt. „Da war ich ich in Frankreich bei Veuve Clicquot im Keller. Der ist 80 Kilometer lang und da haben sie mir dann diesen exklusiven Kühlschrank geschenkt. Der passt perfekt in unser exklusives Ambiente. Magst du ihn sehen?“. Ich will ihn sehen, weil ich die exklusiven Spieler sehen will und folge in den großen Raum. Dort ist die Möbelage wirklich vom Feinsten. Vier Spieler, zum Teil bekannte Gesichter aus der ehemaligen „Club 7 Poker, Montesino VIP Lounge“ grüßen mich. In der Ecke steht ein senfgelber Kühlschrank auf dem Veuve Clicquot steht. Die beiden Dealerinnen sind wirklich hübsch und die Ledercouch ist wohl wirklich teuer. Florian Bergauer, ehemaliger Personalchef aus dem Montesino gibt mir die Hand. Jetzt kenne ich also auch den Floorman. Aber wo ist Gregor Reichhardt? Und wo ist die hübsche Kellnerin?

Exif_JPEG_PICTURE„Gregor ist seit heute nicht mehr bei mir. Wir haben uns getrennt“. Ich frage nicht weiter, weil ich sowieso nicht viel erfahren würde. „Jakki“ ist im Umgang mit Journalisten sehr routiniert. Er sagt nur, was er sagen will und er beantwortet die Fragen, die er beantworten möchte. Dafür lerne ich Rachel Kennedy kennen. Ein toller Name für eine Kellnerin und wirklich einen Umweg wert. Hätte ich Millionen zu verspielen ich säße jeden Tag dort. Nur brächte ich mir meinen eigenen Whisky mit. Den, den man mir serviert, würde ich nicht mal meinen Feinden ins Cola kippen, aber egal. Die Tour geht weiter. „Du musst dir das Badezimmer anschauen. Unbedingt. So eine Badewanne hast du noch nicht gesehen“. Ich folge brav in den Sanitärbereich. Über der Badewanne hängt ein Bild von Al Pacino und im Badewasser schwimmen viele gelbe Plastikentchen. Neben mir stehen feixend Jakki und Bergauer und wäre der junge Mann von der Security nicht so wachsam, hätte ich meinen Journalisten-Whisky unauffällig im Badewasser entsorgt. Wir wechseln wieder ins noble Wartezimmer. Nebenan hört man die Chips klappern. Ich erfahre, dass der Her Zanoni „sehr nervös sei“. Das Black Lounge-Spieler „im CCC mit Sperren bedroht werden“. Dass das ganze Personal der Black Lounge im CCC-Simmering gesperrt sein und auch sicher nicht bei der EPT-Wien  arbeiten darf. Ich höre ungläubig zu. Der Herrn Zanoni, den ich kenne und für den ich gearbeitet habe, weiß einzuschätzen wer ernste Gegner sind und wer nicht. Und „sehr nervös“ machen ihn in der Regel nicht mal zwei Sonderkommissionen und fünf wilde Anwälte der Casinos Austria. Alles sehr mysteriös und vielleicht frage ich mal im Concord Hauptquartier für eine spätere Kolumne nach, was es damit auf sich hat.

Zum Abschluss notiere ich noch ein paar prominente Namen, die der Black Lounge bereits die Ehre gegeben haben. Theo Jorgensen war bereits da. Patrik Antonius kommt bald zu einem „speziellen Highroller Event“ und Jan Peter Jachtmann hat schön gewonnen, aber mehr wird nicht verraten. Ich küsse die beiden hübschen Dealerinnen, und mache ein Foto mit Rachel Kennedy der schönen Kellnerin mit dem tollen Namen und dem noch viel tolleren Körper. Gespielt habe ich keine einzige Hand. Dabei hört sich das Rake wirklich fair an. Vielleicht weht daher der wütende Wind aus Simmering? – Ich werde mich auf die Fährte machen. Für den Fall, dann demnächst mehr dazu in dieser Kolumne. Und mit dem Gregor Reichhardt werde ich auch einen Kaffee trinken. Egal in welchem Ambiente. Hauptsache exklusiv. 

Götz Schrage

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