Der Ivo Donev Blog: Las Vegas in Wort und Bild

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Hallo alle zusammen! Vom „alten“ Europa nun in die Lichter- und Glitzerwelt im Nirgendwo. In die Welt der GoGos, der Supershows und der Chiphaufen. In den Ort der schnellen Dollars und des rasanten Vergnügens.

Die WSOP selbst ist das Gegenteil: Pure und brutale Realität. Da bleibt kaum Raum für Vergnügen und Spaß, sondern nur für das Spiel, den unentbehrlichen Schlaf, das nötige Essen und die Möglichkeiten des „Sich-Fit-Haltens“! So, nun mal ganz langsam: Seit dem sechsten Juni bin ich in Vegas und habe in den ersten zwei Wochen so viele Turniere und Cash-Games gespielt wie sonst in Austria in drei Monaten! Hier geht alles nonstop: Die MTT-Turniere, die Satellites sowie die Cashgames und natürlich auch die Restaurants für warmes Essen. Für mich gilt: Fit bleiben! Also täglich in die Gym für eine Stunde bei harter Arbeit. Dazu gilt es, viel Wasser zu trinken.

Was Lustiges: Auf der Toilette fand ich diesen Kleber im Becken mit Tony G auf einem Bild und die Aufschrift: Dont Piss Me Off! Auf welche Gedanken man da alles in Vegas kommt! Aber die Wirkung ist vollendet. Tausende männliche Pokerfreunde sind mehr oder weniger gezwungen, diesen Kleber anzusehen, und „treffen“, wollen sie ihn auch!

Ich hatte einige größere WSOP-Events gespielt, die so zwischen 1000 und 3000 Dollar lagen, hier ein Schnappschuss mit Negreanu bei einem 3000er-Event. Einige kleine Turniere hatte ich ebenfalls gespielt, so um die 230$, aber es gab nur ein paar kleine Cashouts. Macht nichts, ich bin sehr optimistisch für die kommenden Events gestimmt. Man lernt ja immer wieder dazu.

Hierzu zwei lehrreiche Fehler beim NL Holdem. Es war die frühe Phase, die Blinds waren 50-100. UTG raiste ein aktiver und guter Spieler, der Chipleader am Tisch war auf 300. Er hatte 10K. Ich saß am Button mit 6K und callte mit As5s, der Rest der Gesellschaft foldete. Mit solchen Karten spiele ich normalerweise nur in Position gegen frühere Raiser. Mein Ziel ist nicht, ein Ass auf dem Flop zu treffen, sondern die Möglichkeit zu schaffen, mir einen Flush oder Straight Draw zurechtzubasteln oder zwei Paare oder gar Tripps zu bekommen. Wahrscheinlich hatte der Raiser ein Ass mit Big Kicker oder ein großes Paar. Der Flop: Brillant! Mit dem wollte ich meinen Gegner eine maximale Menge Chips abzwacken: Ac2s4s. Der Aggressor machte ein Contibet von 600. Was jetzt? Ich lud ihn mit einem Reraise von 1500 zu einem Weiterspielen ein! Die Folge: Er foldete! Ist das eine ganz gewöhnliche Spielweise? Ich denke ja, viele hätten so gespielt. Die Situation beschäftigte mich lange. Hatte ich optimal gespielt?

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Tauchen wir in die Hand ein. Mein Gegner war ein guter Spieler, also sein Range für UTG waren im normalen Fall AK, AQ, ein 9er-Paar oder besser. Also was erreiche ich mit meinem Raise? Hat er 99 bis KK, vertreibe ich ihn, wobei er nur zwei oder sogar ein Out hat, wenn sein Paar ohne Pik ist. Falls er AK oder AQ hat spielt es keine Rolle, ob ich raise oder calle, das Geld geht sowieso in die Mitte, wobei ich gegen Ass mit großem Kicker 15 Outs habe (neun Pik, drei 3er und drei Fünfen) und kleiner Favorit bin mit 55 gegen 45 Prouzent. Auch wenn er ein Paar oder ein No-Ass gehabt hätte, konnte ich ihn verscheuchen. Tiefer nachgedacht: Besser wäre es, nur zu callen und in guter Position den Zug am Turn abzuwarten. So kann mein aggressiver Gegner meinen Call als Schwäche interpretieren und am Turn eine weitere Wette platzieren.

Die nächste Hand: Das Spiel gegen einen Maniac! Level 5, 100-200 und ich halte noch 8.000 Chips. In Late-Position raise ich mit AdKd auf 800. Der einzige Maniac, der im BB war, callte umgehend. Flop Qd8c3c. Er checkte und ich stand vor einem Problem: Contibet oder Check, um in Position den Pot klein zu halten. Ohne zu zögern machte ich ein Contibet von 500. Der Maniac raiste auf 1500, und ich stand wieder vor einer schwierigen Entscheidung. Ich foldete und dachte, zu checken sei gegen einen solchen Hyperaggressiven Gegner, der fast jede Bet raiste, besser gewesen. Auf diese Weise wäre folgendes passiert:

a) Ich bekomme am Turn eine freie Karte

b) Ich halte in Position den Pot klein und reduziere die Hauptwaffe des Maniacs – zu bluffen oder zu Checkraisen.

Darum war es in dieser Situation eine klar bessere Entscheidung in Position zu checken und nicht eine Contibet zu machen. Fazit: „Kleinvieh macht auch Mist“, besonders bei Pokerturnieren.

Die Amis spielen in Vegas nicht nur Poker sondern auch Schach. Das Foto (links, oben) zeigt mich bei einem Besuch eines großen Schachturniers im South Point. Und hier noch ein Pokerfoto: Touristen spielen gerne Poker an einarmigen Banditen.

Bis zu meiner nächsten Reportage grüßt Euch Euer IVO, „The Chessmaster“ Donev

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