O Poker, where art thou?

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Vor rund 10 Jahren gewann Chris Moneymaker das Main Event der World Series of Poker und revolutionierte das Spiel. Jeder wollte schließlich die Chance nutzen und Millionär werden. Doch wie sieht es 10 Jahre später aus? Wer glaubt noch ans große Geld?

Es war etwas besonderes. Die großen Pokerturniere in Las Vegas mit allen SuperStars, die dazugehörten. Jeder wollte sie sehen, Negreanu, Ivey, Hellmuth und wie sie alle heißen. Sie wurden regelrecht vergöttert, Bücher von Gus Hansen, Slansky, Harrington oder Brunson verschlungen und im TV wurde mitgefiebert. Man freute sich auf die einzelnen Folgen von PokerAfterDark oder HighStakes Poker und auch Michael Körner war zur damaligen Zeit als Moderator für Neulinge mehr als kompetent. 

Doch dann wendete sich das Blatt. Der UltimateBet Skandal 2008 erschütterte die Online-Generation. Hatte man noch gerne online Poker gespielt, standen die Glocken von nun an auf Alarmbereitschaft. Die ersten Kritiker meldeten sich zu Wort. „Online is rigged, play live“ verlauteten viele Spieler. Doch kurze Zeit später fiel Ali Tekintamgac mit seinem Betrug bei den größten europäischen Turnieren auf und auch die Live-Szene war erschüttert. Viele hofften bei beiden Szenarien nur auf einen Einzelfall, doch sie wurden schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht. Der Black-Friday verursachte ein tiefes Loch, die Partouche Poker Tour, Pasqualini und Rossi warfen ebenfalls kein gutes Bild ab und das Vertrauen der Spieler beschränkt sich wohl auf das Minimum. 

Die ehemaligen Poster-Boys der Poker Community wurden zum Feindbild ihrer Fans. Die einstigen Helden verloren ihren Heldenstatus und es fällt vielen Freizeit Spieler schwer, noch an den Mythos vom Hobby Grinder zum Poker Pro zu glauben.

Wie konnte es nur dazu kommen? Ist es die Profitgier? Ist es der Kommerz, der uns über Leichen gehen lässt? Natürlich geht es beim Pokern ums Gewinnen, natürlich möchte man damit Geld verdienen. Aber um jeden Preis? Wo bleibt der sportliche Gedanke? Wir Pokerspieler haben uns dafür eingesetzt, Poker in der Gesellschaft populärer zu machen, suchten nach Anerkennung. Doch durch all die Vorfälle, die in den letzten Jahren passierten, ist ein großer Teil des Vertrauens der Community weg. Zu viele Scamms, zu viele Betrüger versuchten sich ein Stück vom Kuchen zu nehmen, ohne Rücksicht auf Verluste. 

Ist der angerichtete Schaden noch reparabel? Schwierig! Ohne Vertrauen fehlt die Basis. Wir Pokerspieler haben uns selbst von Innen zerstört und müssen anfangen endlich wieder gemeinsame Wege zu gehen. Wir brauchen unsere innere Stärke, um nach Außen zu funktionieren und allen Tekintamgacs, Bitars und wie sie alle heißen keine Angriffsfläche zu bieten. Wir spüren so oft, wie schwach wir wirklich sind. Je mächtiger die Anforderungen im Leben, je größer der Druck, sich in einer Welt zu behaupten, die immer komplizierter wird, desto größer ist der Wunsch nach Orientierung und Halt. Nehmen wir schwierige Umstände als Herausforderung an und machen doch Poker wieder zu dem was es mal war. 

Ich war selbst vor wenigen Tagen in einem der größten Casinos in Europa und habe dort an einem sehr gut organisiertem Turnier mitgespielt. Dort trafen sich Hobby Spieler und Profis. Die Stimmung war ausgezeichnet und das alte Flair war wieder da – wofür es sich lohnt zu pokern. 

Tobias Falke

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