win2day Poker Blog – Tilt trotz Straight Flush

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rapprappKennt ihr das Gefühl? Man hat endlich mal die Nuts und möchte nun selbstverständlich das Maximum rausholen, doch leider spielt man gegen den falschen Gegner…

Bei der diesjährigen CAPT in Velden am wunderschönen Wörtersee ereignete sich im 2000€ Main Event folgende doch etwas kuriose Hand:

Wir befinden uns in Level 2, die Blinds betragen 100/200. Ich konnte meine Startchips von 50k bereits auf ca 60k ausbauen. Der gesamte Tisch ist ziemlich deep (zw. 30k und 70k). Am Button bekomme ich 9s7s, ein Spieler in vorderer Position limpt und der Spieler im Cut Off erhöht auf 450. Ich entscheide mich zu callen und auch beide Blinds gehen mit. Es befinden sich also 2250 im Pot. Der Flop bringt 8s6s4d und es wird bis zu mir gecheckt. Ich habe einen up and down Straight Flush Draw und spiele 1300 an. Nur das Big Blind bezahlt meine Wette und am Turn kommt die 5s, Bingo – mein Straight Flush ist fertig. Mein Gegner checkt zu mir und nun geht es für mich nur mehr darum wie ich das Maximum aus der Hand rausholen kann. Ich entschied mich dazu 1700 in den 4850 Pot zu spielen.

Nicht zu viel, ich wollte ja die leicht mögliche Straight bzw. Hohe Flush Draws oder ein Set bei meinem Gegner keinesfalls vertreiben. Ich erhielt den erwünschten Call (leider nicht das erträumte Raise) und der River war die 2d (Board 8s6s4d5s2d). Im Pot befanden sich mittlerweile 8250 und zu meiner Überraschung spielte mein Gegner nun 4000 von vorne an, wobei er noch ca. 26k dahinter stehen hatte. Was tun? Ich setzte meinen Gegner in diesem Moment am ehesten auf eine Straight oder eventuell auf ein mittleres Flush. Seine Wette sah für mich etwas wie eine Mischung aus einer Value Bet und einer Blocking Bet aus. Natürlich hoffte ich auch ein wenig gegen den Nut Flush anzutreten, doch in diesem Fall dachte ich mir, dass ohnehin alle Chips in die Mitte wandern würden. Ich entschied mich dazu auf 14000 zu raisen. Mein Gegner überlegte nur sehr kurz – nicht mehr als 5 Sekunden – und bezahlte. Stolz präsentierte ich dem Tisch mein Straight Flush, doch mein Gegner verdarb mir die Freude über einen doch ansehnlichen Pot ziemlich schnell. Er nickte anerkennend, zeigte mir sein As4s Nut Flush und warf seine Hand in den Muck…!!!

Was ist da schief gelaufen? Hab ich etwas falsch gemacht? Hätte ich mehr rausholen können/müssen? War es ein genialer (nur) Call meines Gegners, oder verliert er damit langfristig Value?

hochgepokert-740x112-stefan-rapp-blog

Meine Sicht (Was hätte ich am River anders machen können):

All In gehen: Dieser Move macht eigentlich nur Sinn wenn ich tatsächlich gegen das Nut Flush spiele – er hätte bestimmt bezahlt – allerdings ging ich davon aus, dass ich in diesem Fall ohnehin ein Reraise All In von ihm bekommen würde. Alle anderen Hände, vermutlich auch ein K hoch Flush hätte ich damit ziemlich sicher vertrieben…Ich glaube also nicht, dass diese Variante langfristig besser ist.

Kleineres Raise: Durch ein Min Raise auf 8k hätte ich meinem Gegner vielleicht mehr Spielraum für ein Reraise gegeben, welches er aber eigentlich nur mit dem Nut Flush spielen kann (oder zumindest mit dem Blocker As = Bluff)). Wie oben beschrieben setzte ich ihn aber viel eher auf ein mittleres Flush von dem ich mir ein Call bis zu der von mir gewählten Raise Höhe von 14k erwartete…

Seine Sicht (Was hätte er am River anders machen können):

Bet/All In: Falls er nach seiner Wette und meinem Raise, All In stellt, muss er sich die Frage stellen von welchen Händen, die er auch schlagen kann, er jetzt noch ein Call bekommt. Wenn überhaupt, dann vom K hoch Flush. Allerdings hab ich mich durch mein 14k Raise auch schon ziemlich commited: Ich müsste nur mehr 16k für einen 52k Pot bringen. Ich hätte mit dem K hoch Flush jedenfalls eine schwere Entscheidung (ich schlage eigentlich auch nur mehr einen Bluff). Da ich aber meinen Gegner auf ein kleineres Flush setzte hätte ich vermutlich auch damit auf 14k erhöht.

Check/Raise: Hätte er am River gecheckt, hätte ich vermutlich ca. 6k angespielt. Dann hätte er erhöhen müssen, auf ca. 15k oder mehr. Meiner Meinung nach kann er danach auf mein All In nicht folden und er wäre ausgeschieden.

Abschließend kann man sagen, dass sich beide Spieler bei diesem speziellen Ablauf der Hand ziemlich optimal verhalten haben. Mein Gegner hatte Glück im Unglück, dass er sich für die von ihm gewählte Line entschied. Er hätte ja auch am Flop oder Turn die Möglichkeit den Pot größer zu machen oder eben am River checken können…Trotzdem war ich nach der Hand unzufrieden, gegen 95% des Feldes hätte ich so oder so den ganzen Stack bekommen. Geholfen hat mir der ansehnliche Pot übrigens nichts, ich schied zu Beginn von Tag 2 aus…

Euer Stefan

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