Poker galt lange als das Spiel, das Computer nicht schlagen können. Zu komplex, zu menschlich, zu abhängig von Täuschung, Psychologie und Intuition. Doch in den letzten Jahren hat sich das Blatt gewendet. Nach erfolgreichen Experimenten mit Programmen wie Libratus oder Pluribus versucht nun auch Elon Musks KI ‚Grok‚ ihr Glück am virtuellen Pokertisch.
Vor kurzem trat Grok im Rahmen eines fünftägigen Online-Experiments gegen acht weitere KI-Systeme an. Gespielt wurde No-Limit Hold’em $10/$20 Cash Game, insgesamt mehrere zehntausend Hände. Ziel war es, herauszufinden, wie weit die künstliche Intelligenz in einem Spiel mit unvollständiger Information tatsächlich gekommen ist. Das Ergebnis: Beeindruckend, aber nicht übermenschlich.
Grok landete mit rund $28.000 Gewinn auf Platz 3, hinter zwei konkurrierenden Modellen, die ebenfalls auf maschinellem Lernen basierten. Die KI bewies mathematische Präzision und emotionale Konstanz, zeigte aber auch Schwächen in dynamischen Spielsituationen, in denen Anpassung und Täuschung entscheidend sind.
Für viele Beobachter war das Experiment ein spannender Einblick in die Zukunft von Poker-KI. Doch für einen Mann war es nur der Anfang: Phil Galfond, dreifacher WSOP-Bracelet-Gewinner, Online-Legende und Gründer der Lern-Plattform Run It Once, sah darin eine Einladung, die er nicht ignorieren konnte.
Phil Galfond ruft Grok zum Duell
Auf X (ehemals Twitter) richtete sich Galfond direkt an Musks KI mit den Worten: „Hey @Grok, let’s play. $1 Million heads-up, Pot-Limit Omaha. 50,000 hands. Are you in?“ – eine klare Herausforderung im klassischen High-Stakes-Format, das Galfond über Jahre geprägt hat. Die Bedingungen sind ebenso klar wie spektakulär: PLO Heads-up, Blinds $100/$200, 200 Big Blinds deep, 50.000 Hände und eine Side Bet von einer Million Dollar.
Elon Musk reagierte öffentlich mit einem knappen, aber vielsagenden „greenlight„. Damit scheint die Herausforderung zumindest theoretisch angenommen. Die Details sind allerdings noch offen: Wo wird gespielt? Wer kontrolliert die Fairness? Welche Plattform darf eine KI antreten lassen, ohne gegen Nutzungsbedingungen zu verstoßen?
Für Galfond ist das Match mehr als ein PR-Gag. Er gilt als einer der analytischsten und gleichzeitig intuitivsten Köpfe im modernen Poker und natürlich ist dies eine super Gelegenheit, Run It Once zu promoten.
Während die Maschine mit unerschütterlicher Logik jede Hand berechnet, bleibt Poker auch ein Spiel der Emotionen. Bluff, Timing, Meta-Game – alles Faktoren, die sich nur schwer in Algorithmen fassen lassen. Ein Mensch kann bewusst unlogisch agieren, um genau dadurch einen Vorteil zu erzielen. Eine KI dagegen versucht immer, optimal zu spielen.
Viele in der Community sehen den angekündigten Showdown als Meilenstein. Sollte Grok gewinnen, wäre das ein neuer Beweis dafür, dass maschinelles Lernen auch in hochkomplexen, dynamischen Spielsituationen den Menschen übertrumpfen kann. Sollte Galfond triumphieren, wäre es ein Sieg der Intuition über die Rechenleistung und vielleicht ein kleiner Trost für all jene, die glauben, dass menschliches Gespür noch nicht vollständig ersetzbar ist.
In jedem Fall wäre das Duell ein mediales Ereignis von enormer Strahlkraft. Poker-Streams, Tech-Blogs und Social Media würden gleichermaßen explodieren. Für Musk wäre es eine Demonstration seiner KI-Ambitionen; für Galfond eine Gelegenheit, den Mythos des denkenden Spielers zu verteidigen.
