Sind wir nicht alle ein bisschen Pokerpro?

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Ernest Scherer III steht unter doppeltem Mordverdacht und muss sich aktuell in den USA vor Gericht verantworten. Kollege Grokenberger hat über den Fall berichtet. Mich irritiert in seiner Headline „Hat Pokerpro Ernest Scherer III seine Eltern umgebracht?“ das Wörtchen „Pokerpro“.

Wie wird man das? Ist man das dann auf Lebenszeit inklusive Rentenansprüche? Kann einem der Pokerpro-Titel auch wieder aberkannt werden? Vielleicht von Horst Koch, als  weltweit operierender Pokerpropräsident? Eine Full-Tilt-Kappe alleine macht noch keinen professionellen Spieler aus und die paar Einträge bei Hendon Mob imponieren auch nicht wirklich. Wenn man bei vielen, vielen Turnieren mitspielt, kommt man nun mal irgendwann auch ins Geld (schöne Grüße nach Hamburg).

Vielleicht sollten wir doch ein wenig sorgsamer mit unserer Sprache umgehen und nicht jeden gleich umarmen und in unsere Gilde aufnehmen, bloß weil er drei Bad Beats am Stück unfallfrei erzählen kann. Wir haben genug eigene schwarze Schafe, wir brauchen nicht noch welche adoptieren. Könnte natürlich auch sein, dass ich langsam zum verbitterten alten Mann werde, der die Sprache der jungen Menschen einfach nicht mehr versteht und vielleicht auch nicht verstehen möchte.

Nehmen wir das Phänomen Isildur1. Früher hätte man einen jungen Menschen, der übermüdet gegen die besten Pokerspieler der Welt antritt, um dann am Ende fünf Millionen Mark zu verlieren, einen Vollidioten genannt. Heute gilt Isildur1 als Pokerstar – als Pokerpro sowieso. Wenigsten steht er nicht unter Verdacht seine Eltern umgebracht zu haben. Allerdings würde es mich auch nicht rasend wundern, wenn der Junge eines Tages mit der „eisernen Scheckkarte“ auf die nächste Tankstelle marschiert. Beute, zwei Paysafe-Karten und ein Schokoriegel. Man gönnt sich ja sonst nichts.

G. Schrage

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