Onlinepoker – „Das Monopol existiert nur noch auf dem Papier!“

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Der Black Friday hat die Pokerwelt erschüttert. Das FBI beschlagnahmte die .com-Domains der führenden Online-Poker-Anbieter. Langsam entspannt sich die Situation in den USA.

Trotzdem ist schon jetzt klar, dass die Anbieter PokerStars, Full Tilt Poker und Absolute Poker zumindest in absehbarer Zeit keine Kunden mehr aus den Vereinigten Staaten auf ihren Plattformen spielen lassen werden. Europa rückt als zweitgrößter Markt der Welt in den Fokus der Pokeranbieter. In Österreich steht die Onlineseite win2day im Wettbewerb mit den international aufgestellten Betreibern.

Gunther Sosna sprach für Hochgepokert.com mit win2day-Manager Jürgen Smutek über die Auswirkungen des Black Friday, die Konkurrenzsituation in Österreich und wann win2day nach Deutschland kommen wird.

Gunther Sosna: Herr Smutek, wie beurteilen Sie die aktuellen Ereignisse in den USA bezüglich des Vorgehens des FBI gegen etablierte Online-Poker-Anbieter wie Full Tilt und PokerStars?

Jürgen Smutek: Es ist wichtig, dass illegale Aktivitäten geahndet werden, sonst leidet der Ruf aller. Wenn man jahrelange bestehende Gesetze missachtet oder umgeht, darf man sich nicht wundern, wenn man irgendwann die Rechnung dafür präsentiert bekommt. Andere Pokerräume haben sich ja bereits vor einigen Jahren aus dem US-Markt zurückgezogen und mussten dafür mit deutlichen Einbußen kämpfen. Die aktuellen Entwicklungen machen einmal mehr deutlich, wie wichtig klare Reglementierungen im Bereich Online-Glücksspiel sind.

Gunther Sosna: Welche Auswirkungen sind auf den europäischen Markt zu erwarten?

Jürgen Smutek: Das ist aus heutiger Sicht noch nicht ganz klar. Nicht US-Anbieter werden sicher verunsicherte User dazubekommen. Wenn das US-Marketingbudget von PS und FT (Anm.: gemeint sind PokerStars und Full Tilt Poker) jedoch nach Europa fließt, wird der Wettbewerb noch stärker werden. Spannend wäre die Frage was passiert, falls PS und FT komplett schließen müssten. Aber daran traut sich derzeit wohl keiner zu denken. Aktuell herrscht eine klassische „Wird schon nix passieren, so schlimm ist es sicher nicht“-Atmosphäre.

Gunther Sosna: Inwieweit ist eine Wirkung auch auf den österreichischen Markt zu erwarten und in welcher Form ist win2day davon berührt?

Jürgen Smutek: Wir haben letzte Woche neue User dazubekommen, die auch in Zukunft gerne sorgenfrei und sicher pokern möchten. Aber sonst haben wir keine gravierenden Auswirkungen bemerkt. Derzeit genießen die meisten Österreicher sowieso ihre frühsommerlichen Osterferien im Freien.

Gunther Sosna: Win2day ist ausschließlich in Österreich aktiv. Wie ist die Wettbewerbssituation gegenüber den anderen Anbietern wie zum Beispiel 888.com oder Mermaidpoker?

Jürgen Smutek: Theoretisch steht im österreichischen Glücksspielgesetz, dass ausländische Seiten in Österreich nicht werben dürfen und für Österreicher ist die Teilnahme an ausländischen Glücksspielen verboten.

Gunther Sosna: Findet denn überhaupt ein Wettbewerb im eigentlichen Sinne statt?

Jürgen Smutek: Praktisch natürlich und sogar ein ziemlich starker. Das Monopol existiert in der aktuellen Internetlandschaft nur noch auf dem Papier: TV-Werbung für Freemoneysites zur besten Sendezeit, EPT und WPT Events in nicht konzessionierten Land-Based-Casinos, etc. etc.

Der einzige Unterschied: Wir sind in Österreich voll besteuert, während die Gelder der anderen Anbieter steuergünstig ins Ausland abfließen. Eine Monopolsituation fühlt sich anders an. Wir sind stolz, in Österreich trotz dieser Widrigkeiten einen Marktanteil von circa 50 Prozent vorweisen zu können.

Gunther Sosna: Österreich hat seinen Online-Glücksspielmarkt noch nicht liberalisiert und reguliert. Wie sollte ein österreichisches Modell nach Ihrer Auffassung aussehen?

Jürgen Smutek: Da ich persönlich darauf keinen Einfluss habe, nehme ich, was kommt. Mein Traum wäre noch immer, dass alle Österreicher gemeinsam in einem österreichischen Poker Room pokern, wie das in Italien und Frankreich ja auch der Fall ist, wobei bei uns natürlich keine Spielerbasis für so viele Anbieter da wäre. Hier hoffe ich auf eine sinnvolle, österreichische Lösung.

Gunther Sosna: Win2day gehört zur Casinos Austria AG, die auf Land-Based-Casinos spezialisiert ist. Wie ist die Akzeptanz innerhalb des Unternehmens gegenüber dem Online-Poker?

Jürgen Smutek: Edgar Stuchly, der Pokermanager von Casinos Austria, und ich sind ein richtig gutes Team. Wir haben schon vor drei Jahren erkannt, dass es nichts bringt, gegeneinander zu arbeiten sondern ziehen lieber gemeinsam an einem Strang. Auch in unserem Konzernverbund wird diese tolle Zusammenarbeit positiv bemerkt. Das sind zweifellos Synergien, die letztlich allen zugutekommen.

Gunther Sosna: Wird angestrebt, sich künftig auch in andere Länder mit den Online-Angeboten zu wenden Ist win2day demnächst auch für Nutzer aus Deutschland erreichbar, wo eine Liberalisierung des Marktes zum 1. Januar 2012 erfolgen wird?

Jürgen Smutek: Als deutschsprachige Plattform wäre eine Erweiterung um Deutschland und die Schweiz sehr reizvoll. Ich kenne sehr viele deutsche Pokerspieler, die sehr gerne auf win2day spielen würden, und nicht nur wegen den täglichen CAPT Satellites (Anm.: Casinos Austria Poker Tour).

Gunther Sosna: Geht win2day nach Deutschland?

Jürgen Smutek: Das kommt ganz auf die Entwicklung am deutschen Markt an. Wenn Lizenzen angeboten werden, werden wir uns das sicher anschauen. Konkrete Umsetzungspläne gibt es aktuell jedoch keine.

Gunther Sosna: Sollte win2day sich ausschließlich auf den österreichischen Markt beschränken, wie hoch ist dann das zu erwartende Spielervolumen?

Jürgen Smutek: Der große Pokerhype ist auch in Österreich vorbei, großes Wachstumspotenzial derzeit im Heimatmarkt nicht abzusehen. Unsere derzeitige Playerbase von knapp 40.000 Usern jährlich kann sich aber durchaus sehen lassen.


Gunther Sosna: Live-Veranstaltungen wie zum Beispiel die Turniere der Casinos Austria Poker Tour ziehen sehr viele Spieler an. Ist es vorstellbar oder eventuell sogar geplant, dass win2day trotzdem eine eigene Turnierserie auf die Beine stellt oder wird man die CAPT verstärkt als Promotioninstrument nutzen?

Jürgen Smutek: Eine eigene Turnierserie für win2day macht keinen Sinn. Wir unterstützen deshalb schon seit Beginn die CAPT sowie auch viele andere Events von Casinos Austria. Der Erfolg gibt uns Recht. Wir haben bereits über 350 Main Event Tickets über Satellites ausgespielt. Aktuell laufen zum Beispiel die Satellites für das Beat’em all, für regionale Monatsturniere und das Beat the Aces Turnier in Seefeld.

Gunther Sosna: Eine andere Frage. Warum sollte ein Online-Spieler ausgerechnet die Angebote von win2day nutzen?

Jürgen Smutek: Wir sind durch die European Lottery Association und die World Lottery Association zertifziert und agieren mit der einzigen offiziellen Konzession des österreichischen Bundesministeriums für Finanzen. Das klingt jetzt zwar alles sehr unsexy, heißt aber im Klartext: Unsere Spieler genießen 100-prozentige Sicherheit und müssen sicher nie um ihre Einsätze oder Guthaben zittern. Außerdem bieten wir mit 2,5 Prozent den niedrigsten Rake der Pokerindustrie. Das ist quasi wie ein 50-Prozent-Rakeback-Deal ab der ersten Hand. Auch sonst bieten wir viele Gründe die es nur auf win2day gibt: Schmäh führen auf Österreichisch, ein einzigartiger Bad-Beat-Jackpot, ein attraktives Aces Programm, die CAPT Satellites und vieles mehr.

Gunther Sosna: Und wann haben Sie zuletzt auf win2day gespielt?

Jürgen Smutek: In meiner Funktion als Pokermanager ist es mir leider nicht erlaubt auf win2day zu spielen. Vor allem um die sehr beliebten Pokerlotto-Turniere und die Möglichkeit um wenig Geld ein CAPT Ticket zu gewinnen tut mir das besonders leid.

Gunther Sosna: Dank für das Gespräch.

(Fotos: win2day)

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