
Spektakulären Stil muss man sich leisten können. Hermann Pascha spielt Poker aus geschätzten vierundzwanzig verschiedenen Gründen. Vermögensvermehrung gehört nicht zum Plan und ist auch keineswegs notwendig. Trotzdem muss man neidlos konstatieren, Hermann Pascha wird in seinem Spiel immer stärker und immer besser. Pascha lernt dazu und er lernt schnell. Abgesehen davon, leicht hat er es sowieso nicht. Zwischen Show und Vernunft muss man erst sein Plätzchen finden. In der Episode Zwei der neuen „German High Roller“ Staffel offenbart sich das ganze Dilemma. Sinngemäß formuliert Herr Pascha sein Problem: Für meine Fans müsste ich das callen, sonst sind sie enttäuscht. Nur, wenn meine Söhne sehen was ich da zahle, lassen sie mich entmündigen. – Selbstverständlich würde ich mich da ersatzweise zur Adoption anbieten. Habe Abitur, keine aktuellen Vorstrafen und sehe sicher auch in fränkischen Lederhosen ganz gut aus. Dem Herrn Papa würde ich jeden Call der Welt erlauben, weil er schon weiß was er tut. Andere reiche Leute wie Richard Branson lassen sich ins Weltall schießen oder so. Und wer will schon einen Verwandten in Gefahr sehen? Abgesehen davon, darf man im Weltall nicht rauchen. Hermann Pascha gehört an den Pokertisch und die Macher der „German High Roller“ sollten in der Kapelle von Saalbach ein Kerzchen anzünden, dass sie ihn haben. – Mir reicht die Telefonnummer der kleidlosen Kellnerin mit den längeren blonden Haaren (doch dazu später mehr).

Sonntag 13.00 Uhr direkt nach der ehemaligen Krombacher Runde, die jetzt anders heißt. Episode Zwei der „German High Roller“: Pfeffer, Spannung, große Pots und schräge Situationen. Alles was das Herz des Rezensenten begehrt – nur der böse Bube fehlt immer noch, aber man kann nicht alles haben. Definitiv eine Bereicherung Quirin Zech. Unerschrocken im Vortrag und geradezu philosophisch im Statement nach den verlorenen Assen gegen Geshkenbein. – Kurze Anmerkung in eigener Sache: sollte ich jemals aus diesem schönen Land flüchten müssen werde ich mir wohl falsche Papiere besorgen müssen. Spätestens dann nenne ich mich Quirin Geshkenbein. Mein absolut liebster aller geplanten Alias-Namen – Zurück zu Quirin Zech, drawnig dead mit den Assen schiebt er am Turn 25 000.-E in die Tischmitte gegen die straight von Geshkenbein und gibt unmittelbar danach ein Interview: „Ich glaube, das ist ein großer Vorteil bei mir. Ich denke nie übers Geld nach. Ich spiele einfach mein Spiel, egal ob ich hinten bin oder vorne. Ich glaube nicht, dass das mein Spiel beeinträchtigt.“ Soweit so perfekt und professionell. Doch nach den elaborierten Ausführungen, wie wenig Brand und Bad Beats das gute Spiel „beeinträchtigen“, kommt folgender sympathischer Nachsatz: „Relativ vielleicht ein bisschen. Vielleicht in der Hand. Vielleicht wenn ich vorne gewesen wäre, hätte ich die Asse vielleicht gefoldet.“ – Viermal „vielleicht“ in einem Atemzug. Quirin Zech ist doch einer von uns. Gegen „on tilt“ gehen gibt es eben keine Medizin und die Höhenluft im schönen Saalbach-Hinterglemm ist auch nicht wirklich hilfreich.

Götz Schrage
PS: Bitte besorgen Sie Ihre gefälschten Papiere niemals bei tschechischen Gaunern mit unzureichenden Deutschkenntnissen. Aus „Quirin“ wurde „Quintin“ – immerhin ein Heiliger, wenn man Wikipedia glauben kann. Ich werde jedenfalls reklamieren und hoffe den halben Kaufpreis refundiert zu bekommen.
PPS: Beim unteren Bild sehen Sie den soliden und sympathischen Johannes Strassmann und im Hintergrund ein klein wenig vom legendären Alufolien-Kleid. Sachdienliche Hinweise bitte an die Redaktion. Danke







