CCC-Lugner City – Playmate Naike Rivelli – Dr.House und die Neutronenbombe

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„It’s normal to be screwed up. It’s not normal to romanticize it.“Dr. House

Manchmal passieren Dinge, die können eigentlich gar nicht passieren. Die sind von einer solchen maximalen Maximalunwahrscheinlichkeit, so viele Nullen gibt es gar nicht vor dem Komma (zumindest auf meinem Taschenrechner). Ich wurde doch tatsächlich vom CCC-Lugner City zu einem „Promi-Sit and Go“ eingeladen und weil ich für die geschätzten Leser von Hochgepokert.com weder Mühen, Gefahren noch Gratisbrötchen scheue, habe ich auch zugesagt. Der unverwüstliche Baumeister Lugner samt Entourage, Sängerin Missy May und Schauspielerin Naike Rivelli. Aktuell in der deutschen Playboy Ausgabe zu bewundern und von BILD.de unschlagbar mit „Ganz die Mut(t)i“ als Tochter der ebenso schönen Ornella geoutet. Um jetzt nicht gleich als wirklich unprominent aufzufallen, besann ich mich eines Komplimentes, mit dem mich kürzlich eine wirklich attraktive Weissrussin erfreute: „Götz du lächelst wie Dr.House und ich liebe Dr.House“. – Das war allerdings in einer ganz anderen Lokalität und wenn die Ladydrinks 39.-E kosten, sollte man sich doch nicht zuviel auf die schönen Worte der noch so schönen Frauen einbilden. Aber trotzdem war es alles was mir einfiel an semiplausibler Daseinsberechtigung für diese Veranstaltung im CCC-Lugner City. Jedenfalls saß ich jetzt da, lächelte mein Dr.House-Lächeln und fing an mir Notizen für meine Kolumne zu machen.

Start! Die Veranstaltung ist eröffnet. Oberfloorman Peter Graf greift zum Mikrophon. Jeder von uns wird aufgerufen und kurz vorgestellt. Kamerateams, Fotografen und Journalisten bringen sich in Position. Ich bekomme Platz 10 zugewiesen. Naike Rivelli der unbestrittene Star des Abends sitzt dem Dealer gegenüber. Spielerklärung. Für Naike scheint es das erste Mal zu sein. Baumeister Lugner hat schon einige Schlachten am Spieltisch der Prominenz hinter sich, überhört routiniert die Erläuterungen des Kollegen Graf und widmet sich lieber den Fragen der Journalisten: „Wie ein schöner Balkon an einem ordentlichen Bauwerk“. Klingt plausibel und passt. Branchentypische Vergleiche haben ihren Charme und wäre ich Baumeister würde ich die appetitliche Figur der Naike Rivelli wohl genauso auf den statischen Punkt bringen.   – Ich muss was arbeiten!  – Ich muss meine eigenen Metaphern finden. – Ich habe einen Job und will den auch behalten. – Mit krakeliger Schrift auf einem geliehen Block notiere ich: „BUSEN FUNKTIONIEREN IMMER!“ Und weiteres: „Ich bin zwar ein hochgradig degeneriertes Arschloch, aber evolutionär sinnhaften Reize kann ich mich einfach nicht verschließen.“ – Kameras und Kameramänner schwanken zwischen der wunderschönen Naike und den spannenden Sätzen von Baumeister Lugner. Thema Opernball: „Ich habe den jungen Gadaffi gehabt dem jetzt die drei Finger fehlen“. Ganz großartig, warum kann ich nicht eine Lugner-Story schreiben und warum muss ich die ganze Zeit auf den Busen starren. Bin ich jetzt ein Intellektueller mit einem schlechten Job, oder doch nur ein geiler Installateur im falschen Körper?  – Die Frau ist so wunderschön. Alles! Die Augen strahlen mit der diamantenen Kette um die Wette und gewinnen um Längen. Ihre Figur könnte nicht fantastischer und perfekter sein. Weit weg von diesen amerikanischen glatten ausgehungerten Unkörpern. Richtige weibliche Schulter, ein kleines charmant-schlampiges Make-Up. Unfassbar reizende Lippen und eben dieses tischbeherrschende Dekolletee. Ich notiere: „Wahnsinn!“

Offene Karten für jeden, einen Flop gibt es auch und einen Grund warum das Deck vorher nicht öffentlich gemischt wird ebenso. Jeder hat seinen Treffer, jeder hat das Gefühl, dass dieser Pot der seine sein könnte. Zwei Paare in allen Varianten, openender straight, Flushdraw und der, der am wenigsten getroffen hat, hat immer Top-Pair, Top-Kicker. Nur ich habe nichts. Keinen Treffer, keine Backdoor Optionen. Null! Peter Graf erklärt reihum jede Hand und er macht das sehr gut. Meine Fetzen werden eingezogen und in den Muck befördert. „He is out of the game“ sagt er erklärend zu Naike, die das ein wenig zu irritieren scheint. – SIE HAT MICH WAHRGENOMMEN! SIE WEISS DASS ES MICH GIBT! – Ein tadelnder Blick für den Dealer und für mich und nur für mich ein gehauchtes: „ I am so sorry“. Dabei beugt sie sich noch tiefer zu mir und als langgedienter Hypochonder sorge ich mich wegen dieser rapiden Ausschüttung an Testosteron. Kann das gefährlich sein oder so? Romantikbremse Graf scheint was zu spüren und was er spürt will er kaputt machen. Einfach mir zu Fleiß! „He wants your moeny not your friendship“ sagt er und er weiß gar nicht was ich will und was ich nicht will. Konkret wünsche ich mir eine Neutronenbombe die vom Himmel stürzen soll. Alle sollen sofort zu Staub zerfallen. Nur Naike und ich bleiben übrig auf dieser Welt. Dann machen wir Liebe direkt auf dem Pokertisch. Jeden Tag auf einem anderen und Sonntags am Floorman-Pult. – Aber egal, wen interessieren schon meine Wünsche. Vielleicht sollte ich mir ein Getränk mit vielen Eiswürfeln bestellen und mir alles in die Hose kippen. Sicherheitshalber.

Die Spielerklärung geht weiter. Die Fotografen knipsen weiter und Baumeister Lugner erzählt spannende Anekdoten von ehemaligen Stargästen. Sekt wird gebracht und Brötchen werden serviert. Niemand greift zu, nur ich esse alles was ich erreichen kann, weil es im animalischen Bereich das einzig Erlaubte zu sein scheint. Die Spielerklärung ist fertig. Am Ende gewinnt ein Royal Flush. Nur Chips bekommt der Spieler keine, weil es ja nur zur Probe war bevor es in gewisser Weise jetzt richtig losgehen soll. Meine Kollegen im Hintergrund geraten in Aufruhr. Jeder Flop wird gefilmt, jeder Kommentar wird notiert und jeder, wirklich jeder rempelt gegen meinen Sessel. Ich hasse das. Ich hasse kaum etwas mehr. Höchstens die große Filmkamera, die knapp neben meiner linken Wange vorbei scheuert. Wenn sie mich auch nur berührt werfe ich sie aus dem Fenster denke ich, obwohl man in Casinos Fenster viel zu selten öffnen kann.

Die ersten Hände werden gedealt. Der Sekt wird nachgeschenkt. Das Spielfieber greift um sich. Der Baumeister schweigt. Naike schmollt ein wenig, aber sie schmollt süß und Missy May ist sicher die beste Spielerin am Tisch. Ich weiß gar nichts. Ich weiß nicht, ob ich einen Pot gewinnen darf, oder gleich das ganze Sit and Go? Gibt es da eine Etikette unter den „Promis“ und muss ich mich da wahrscheinlich von ganz unten nach oben arbeiten oder so? Egal. – Ein junger Kollege von der Kronen Zeitung starrt immer wieder auf meinen Block und auf meinen Stift. So was kennt der gar nicht mehr. Ich murmle ihm ein „old school“ zu und er nickt heftig und mit einem Hauch von Mitleid. – Dann ist es aus und vorbei. Naike hat nicht gewonnen und ich auch nicht. Alles andere ist egal. Der Baumeister Lugner scheint erleichtert. Peter Graf macht ein letztes Witzchen zum finalen Showdown. Der Kameramann rempelt zum letzten Mal gegen meinen Sessel und dann stehen alle auf. Es werden Fotos gemacht und auf einmal bin ich ganz nah bei ihr. Hunderttausende deutsche Männer haben daheim den aktuellen Playboy liegen und ich spüre ihre Busen zart an meinem Ellbogen. Sie sagt etwas, aber ich verstehe es nicht. Mein Dr.House-Lächeln habe ich irgendwo verloren und strahle wie ein glücklicher Pennäler in die Kamera. – Niemand hat es so gut wie ich. Niemand!

Götz Schrage

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