Ich bin nicht schwul – Crazy Sheep statt Gartenbach – Ich will die Zehntausend Dollar

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In der Not frisst der Teufel Fliegen. Der Kolumnist ohne Plan beschränkt sich darauf aus seinem Privatleben zu schreiben. Zugegeben beides kann mitunter recht ekelig sein. Die Kritik der letzten Zeit nehme ich mir sehr zu Herzen und böse Kommentare sowieso. Es wurde mir doch glatt unterstellt, meine Berichte aus üblen Etablissements dienten alleine dem Zweck, mir ein ebenso übles und gefährliches Image zu geben. Dementieren kann man viel und Pixel sind bekanntlich geduldig. Deswegen packe ich aus gegebenem Anlass eine schräge Story von bedrückender Harmlosigkeit aus. Quasi der in Buchstaben getippte Beweis, wie unfassbar unschuldig und tolerant unser Pokersport geworden ist. – Dann bedanke ich mich einmal mehr bei unserer exzellenten News-Redaktion für den Bericht zur $10.000 Wette. Melanie Weisner zeigt Mut und fährt nebenbei Einrad und selbstverständlich muss ich das kommentieren. Abschließend noch ein paar düstere Gedanken samt Kollegenschelte. Poker in Deutschland steht nicht dort, wo es in der Post-Pius-Phase (PPP) stehen sollte. Schuld sind selbstverständlich grundsätzlich die anderen, aber auch die kritische Nabelschau schadete nicht wirklich.  – Als besonderes Service für meine Leser gliedere ich die folgende Kolumne in drei Teile. Ob Sie alles, gar nichts oder partiell einiges lesen, entscheiden Sie ganz alleine und für sich selbst. Ein weiteres großartiges Editorial-Service. Exklusiv auf Hochgepokert.com.

Der „Poker-ist-so-harmlos-geworden“-Teil: Kürzlich war ich zu einer privaten Omaha-Partie eingeladen. Weit draußen über die große Donaubrücke und immer geradeaus. Ein schmuckes Einfamilienhaus. Gefliester Flur und auf der Kellertreppe standen Herrenschuhe in verschiedener Größe und Farbe. Unten am Spieltisch Männer in Pantoffeln und Pots so groß, also würde der Euro doch schon morgen abgeschafft. –  Wir waren zu zweit gekommen und hatten uns beide geweigert unbeschuht Geld zu wechseln. Offenbar hat diese Drohung gewirkt und wir durften passieren. Mein Freund, so wie ich, tendenziell gut aussehend und durchaus gepflegt und stilvoll gekleidet.  – Kaum einen der anderen Gäste kannte ich wirklich, aber es schienen durchweg nette Jungs zu sein. Ein kleiner Scherz am Rand, ein anerkennendes Wort am River und irgendwann entsteht diese unverbindliche Intimität, um die uns die Frauen beneiden. „Wohnt ihr beiden auch zusammen?“ fragte mich mein Nachbar unvermittelt und schien meinen maximal verwirrten Gesichtsausdruck bewusst zu ignorieren. „Ob ihr auch zusammen wohnt und so? Uns ist das egal. Wir sind hier alle sehr tolerant.“ – 1988 wäre jetzt die Eintrittswahrscheinlichkeit für eine Schlägerei grenzwertig nah bei 100% gelegen. Logisch, „zusammen wohnen und so“ stand für schwul und die Frage war seinerzeit eine sichere Bank für die maximale Auseinandersetzung. Obwohl die Fluchtwege aus dem Keller eng waren, der Boden gefliest und der Gastgeber ein Freund. Aber auch ich gehe mit der Zeit und antwortete meinem Nachbarn in Socken gelassen: „Nein wir sind nur Freunde.“ „Uns wäre es aber egal“ setze der Junge nach (und beinahe wäre ich dann doch in alte Verhaltensmuster gefallen und in der Folge eventuell auf den harten Fliesenboden). Stattdessen antwortete ich: „Danke für deine Toleranz. Wir sind Freunde, nur Freunde“.  – Mein Gott war ich an dem Abend stolz auf mich und gewonnen habe ich auch.

Kollegenlob, Kollegenschelte und düstere Gedanken – Eines vorweg, ich schätze und respektiere meine Kollegen aufrichtig und tatsächlich. Ich weiß wie hart der Job ist, ich weiß wie wenig Chancen und Unterstützung wir oft bekommen. Der Anteil an Eigeninitiative und Engagement ist hoch und die Gage entspricht bei weiten nicht der Finanzkraft der Branche. Natürlich schätze ich am meisten meine Freunde von der Hochgepokert.com. Redaktion, aber ebenso meinen Respekt haben Jan Meinert, Robbie Quo, Manuela Richter, Jonas Schorfheide, Stephan Kalhamer, Sabine Hahlweg, Georg Steiner, Henning Pohl, Christoph Riedmann, Stefan Hachmeister, Rainer Gottlieb, Oliver Lipinski, Christian Henkel,Ivo Donev, Harald Gäerttner, Martin Bertschi, Nico Lindner, Jan von Halle, Christin Maschmann, Stefan Roboch, Rainer Vollmar und die leider viel zu früh verstorbene Soraya Homann (um nur einige zu nennen).  – Bisher war Udo Gartenbach mein erklärter Lieblingskollege. Sein schreiberisches Talent, seinen seinerzeitigen durchaus gepflegten Humor habe ich in mehreren meinen Kolumnen gewürdigt. Allerdings irgendwann ist es dann auch gut. Seit Monaten langweilen mich die immer gleichen müden und hastig formulierten Scherze. Seinen aktuellen Text „PIMMEL EV WIRD DEPP AG“ werde ich als offiziellen Trennungsgrund anführen und seine Fans kann er sich auch behalten. Auf Kommentare wie „Booooah Götz du bist der geilste“ und „Ganz großes Kino Götz“ lege ich keinen Wert. Da lasse ich mich lieber von den Hochgepokert.com Lesern gepflegt beschimpfen, bevor ich mich auf diesem Niveau über Lob freue.  – Ab sofort ist Udo Gartenbach nicht mehr berechtigt den sperrigen Titel: „Götzens Lieblingspokerkolumnist“ zu führen. Dieses Privileg gehört nun alleine „Crazy Sheep“ aka Christophe Gross. Der amüsiert mich und lässt sich doch jedes Mal etwas Neues einfallen.  – Abgesehen davon erinnert er mich aus unerfindlichen Gründen an meinen Vorsatz zum 70. Geburtstag wieder mit dem Kiffen zu beginnen. –  Quasi für ein chilliges Alter ist vorgesorgt.

Tony G und die hübsche Melanie Weisner. Gerade als ich mich anfing ein wenig zu langweilen lese ich die News auf Hochgepokert.com. Tony G. ist immer für eine kleine Story gut. Auch wenn der von  der geschätzten News-Redaktion hochseriöse Titel „Aussie Millions Main Event: Phil Ivey unter den Big Stacks“ wahrlich wichtige Informationen verspricht und liefert, halte ich mich an den kleinen Sidestep am Ende des Artikels. Tony G    als Big Spender. Zehntausend Dollar für eine kleine Runde mit dem Einrad und Melanie schafft es leider nicht annähernd. So fair und brutal muss man sein. Zumindest an der Challenge scheitert sie, mein Herz und sonstige Körperteile konnte sie durchaus beeindrucken (weil ich eben nicht schwul bin – siehe Teil Eins der Kolumne).  – Allerdings noch mehr reizen mich die $10.000. Ein paar Monate nicht arbeiten müssen, um vielleicht endlich meinen zweiten Roman zu beenden oder so, wäre ein durchaus reizvoller Gedanke. Selbstverständlich kann ich kein bisschen Einrad fahren. Habe es noch nie probiert und hatte es auch niemals vor. Allerdings werde ich mich jetzt bei Tony meinem Freund aus alten Pokertagen bewerben. Spätestens im April zur WPT im Montesino ist er sicher in Wien. – Für $10.000 drehe ich da gerne eine Runde im Parkhaus. Einrad-Fahrschullehrer mögen sich bitte in der Redaktion melden. Danke.

Götz Schrage

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