Wieviel Geld verdient ein Turnierveranstalter?

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Wer soll da noch den Durchblick behalten? Wie bereits auf Hochgepokert.com berichtet, fährt der europäische Pokerzirkus große Geschütze auf. Bis zum Ende des Jahres kann man eigentlich fast wöchentlich Major-Events spielen. Offensichtlich scheint das Geschäft mit den großen Turnieren ein lukrativer Markt zu sein. Aber wieviel Geld verdient ein Turnierveranstalter tatsächlich? Hochgepokert ist der Sache mal auf den Grund gegangen.

Generell gibt es zwei grundlegend verschiedene Varianten der Rakestruktur. Manche Casinos weisen das Rake extra aus indem sie das Turnier z.B. mit 5000 + 300 Euro deklarieren. Hierbei ist die Rechnung dann ganz offensichtlich: Auf das eigentliche Buyin wird ein Aufschlag von 6% genommen. So funktioniert es z.B. bei der größten europäischen Pokertour, der EPT. Mit 6% ist man also erstmal super aufgestellt und bietet eine wirklich spielerfreundliche Struktur. Die EPT hat aber keine feste Rakestruktur. Aufgrund der vielen verschiedenen Standorte gilt es diverse länderspezifische Kennzahlen, wie z.B. die Besteuerung, zu beachten. Daher kommt es immer mal zu leichten Abweichungen. Die Fee erhält komplett das Casino. Eventuelle wirtschaftliche Vereinbarungen mit Pokerstars bleiben in der Regel geheim und sind von Standort zu Standort unterschiedlich. Grundsätzlich ist das Produkt EPT aber für Pokerstars eher als Prestigeobjekt und Werbemaßnahme zu sehen. Manche Casinos müssen eine große Summe als eine Art Lizenzgebühr an Pokerstars zahlen, andere Standorte zahlen gar nichts und können die gesamten Einnahmen alleine einstreichen. Zu dem üblichen Rake wird dann in der Regel noch 3% für den Staff aus dem Preispool genommen. Nehmen jetzt zum Beispiel 500 Spieler an einer EPT teil, kassiert das veranstaltende Casino also von vorneweg erstmal 150000 Euro Turnierfee. Hinzu kommt dann nochmal der Staffanteil von 75000 Euro. Insgesamt also erstmal ein Bruttoertrag von 225000 Euro. Hört sich verdammt viel an. Allerdings sind die logistischen Kosten bei der Vorbereitung eines solchen Events natürlich auch immens. In der Regel kann das Casino solch ein Event nicht mit eigenen Dealern abwickeln. Also müssen Dealer aus gesamt Europa, vorzugsweise aus Österreich, zusammen gesucht werden. Für die Dealer ein lukratives Geschäft bei Tagesgagen um die 300 Euro zuzüglich Spesen für An- und Abreise. 500 Spieler aufgeteilt auf 2 Starttage ergibt also ca. 30 Tische pro Tag. Am Tag 2 startet meistens nochmals das halbierte Starterfeld, was wiederum 30 Tische bedeutet. Tag 4 ist dann der ITM- Tag mit ca. 9 Tischen Rest. Am Finaltag wird dann halt nur noch der letzte Tisch bespielt. Bedeutet also Summa Sumarum rund 100 Tagesgagen. Allerdings werden ja auch immer noch Push-Dealer benötigt, da ja nun kein Dealer die volle Zeit durcharbeiten kann. Also kann man nochmals von gut 30 Tagesgagen mehr ausgehen. Macht also insgesamt 130 x 300 Euro plus Spesen. Da kommen gut und gerne 50000 Euro zusammen. Den 500 Spielern wird täglich zur Dinnerpause ein Gericht angeboten. Die Cateringkosten belaufen sich leicht auf geschätzte 25000 Euro. Die Turnierleitung, der Auf- und Abbau der Location und weitere variable Kosten können nicht beziffert werden, da diese von Standort zu Standort abweichen. Dort kann allerdings schnell eine sechsstellige Summe zusammen kommen. Nicht zu vergessen ist natürlich die Besteuerung der Einnahmen. Bis zu 80%, je nach Land, verlangen die Finanzämter.

Der große Konkurrent, die WPT, ist zwar in der Hand von Party Poker, fungiert allerdings als eigenständiges Unternehmen. Die WPT lebt von Lizenzgebühren. Will ein Casino eine WPT austragen, muss es für ein National-Event 30000$ auf den Tisch des Hauses legen. Ein Championship – Event kostet sogar 60000$ Lizenzgebühr. Die bevorstehende WPT Prag ist solch ein Championship Event. Das Buyin von 3300 Euro beinhaltet die 10% Fee. Achtung! Die Fee ist also 330 Euro, was einen Aufschlag von 11,1% auf das Netto-Buyin von 2970 Euro bedeutet.  Hier haben wir also die zweite Variante der Rakestruktur: Die inkludierte Fee. Die Beispielrechnung ist eigentlich gleich wie bei der EPT. Allerdings fressen die Lizenzgebühren oftmals den komplett verbleibenden Profit auf. 

Bei den Hausturnieren der einzelnen Casinos fallen keine Lizenzgebühren an. Momentaner Spitzenreiter in der europäischen Pokerbranche ist wohl das Kings Casino. Das Kings Casino Rozvadov veranstaltet fast wöchentlich die sehr beliebten Massenturniere. Z.B. 155 Euro Buyin mit einem garantierten Preispool von 40000 Euro. Die Fee-Struktur im Kings ist klar geregelt: Bis 299 Euro Buyin erhebt das Casino eine Fee von 10% zuzüglich 3% für den Staff. Ab 300 Euro Buyin reduziert sich die Fee auf 8% plus 3 % Staffanteil. Das Kings arbeitet ebenfalls mit einer inkludierten Fee. Bei 155 Euro kassiert das Casino also 20,15 Euro Fee pro Spieler, was einem Aufschlag auf das Netto-Buyin von  14,9% bedeutet. Jetzt werden sicherlich einige stöhnen. Allerdings ist die Beispielrechnung bei solch kleinen Turnieren eine völlig andere: Bei 500 Spielern kassiert das Casino im Beispiel insgesamt 10075 Euro Fee. Die Turniere werden in der Regel mit zwei Starttagen und einem Finaltag ausgetragen. Also gute 90 Tagessätze für die Dealer. Nun sind die Dealerkosten natürlich nicht so immens wie bei der EPT oder WPT. Man kann hier den Tagessatz mit geschätzten 100 Euro ansetzen, macht also 9000 Euro Löhne. Auf- und Abbau muss nicht berücksichtigt werden, da die Location ja fest vorhanden ist und es keinerlei logistischer Arbeit bedarf. Das Buffet und der Service im Kings ist einzigartig. 500 Spieler können nun 3 Tage lang vom Feinsten Essen und Trinken. Nun könnt Ihr das Buffet nicht mit dem heimischen Partyservice für 4,90 Euro vergleichen. Der große Unterschied ist, dass das Buffet nahezu rund um die Uhr zur Verfügung steht. Selbst bei eigener Küche fallen trotzdem noch Kosten von mindestens 15 Euro pro Kopf an. 3 Tage mal 500 Spieler mal 15 Euro macht also die gewaltige Summe von 22500 Euro aus. Wir sind also bereits jetzt bei einem operativen Minus von 21425 Euro. Weitere Kosten für Hotelangebote, Shuttleservice und weiteres Personal wie Management, Rezeption und Kasse sind bisher nicht berücksichtigt. Damit mein Boss,Ben Kang, sein Luxusleben führen kann, muss das Casino eben auch noch einiges in die Werbung investieren. Ausserdem ist da ja immer noch das Risiko des Overlays. In der Regel sind diese Events schon immer gut besucht. Allerdings kommt es bei den Turnieren in der Woche immer mal zu dem ein oder anderen Overlay. Solch ein Turnier kann das Casino also ohne Probleme bis zu 50000 Euro kosten. 

Nun ist es ja allgemein bekannt, dass Casinos nicht gerade soziale Einrichtungen sind. Turniere sind in erster Linie Catcher um die Leute anzulocken. Der eigentliche Gewinn liegt dann in den Casino- Games und dem Cashgame-Rake. Der nackte Turnierspieler allerdings bringt dem Casino einfach mal nichts ausser ein herbes Minus. Das sollte er bei der zukünftigen Trinkgeldvergabe beachten.

Zuletzt gibt es ja noch die zahlreichen Pokerclubs in der Provinz. Diese fungieren immer als Vereine, da es anders nicht rechtlich möglich ist. Buyins zwischen 15 und 50 Euro sind gestattet. Laut Gesetz darf aber keiner dieser Vereine ein Gewinn aus diesen Veranstaltungen machen. Die Veranstalter müssen den Behörden klar Kosten und Einnahmen nachweisen. Am Ende darf nichts anderes stehen als maximal eine schwarze Null. Allerdings haben wir natürlich auch hier nicht mit den Müttern Theresas zu tun. Jeder möchte Geld verdienen. In der Regel leben diese Clubs von ihrem Verhandlungsgeschick. Der ausgespielte Fernseher im Wert von 1500 Euro kann durchaus mal mit einem Rabatt von 30% gekauft werden. Und selbstverständlich wird auch hier und da mal eine kleine Partie Cashgame gespielt.

Als Fazit kann man also sagen: Je kleiner das Buyin, desto unattraktiver das Turnier für den Veranstalter, unabhängig von der Teilnehmerzahl. Der europaweite Trend dieser kleinen Buyins mit hohen Garantien verhagelt also manchen Casinos den Spaß an der Freud. Ohne Cashgame oder Casinospiele sind solche Angebote nicht möglich.

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