


Ich mache mir keine Sorgen. Ich habe im Büro beim Herrn Zanoni angerufen. Der war mal mein Boss und ich weiß, der hat immer die richtige Medizin parat. Die hatte er auch in den schweren gemeinsamen Zeiten, in denen ich für ihn arbeiten durfte. Und mag es auch diesmal besonders kompliziert sein, wird der Herr Zanoni diesmal eben besonders schlau sein müssen. Auf meine Frage im Sekretariat, ob ich mal melden dürfte, kam die beruhigende Antwort, der Herr Zanoni würde sich freuen und ich dürfte mich immer melden. Da soll ich mir noch Sorgen machen? Wer für mich Zeit hat, kann keine wirklichen Probleme haben, und wer sich freut auch noch, dem drückt garantiert nichts Schwerwiegendes auf der Seele.
Ich erinnere mich da an eine Geschichte aus ferner Vergangenheit. Bis ins ferne Griechenland musste ich damals reisen, um einen zweifelsfrei schlechteren Backgammon-Spieler zu finden. Von Volos mit dem Schiff in Richtung nördliche Sporaden und bei einem der zahlreichen und doch recht langwierigen Zwischenstopps auf einer der Inseln hatte ich ihn gefunden. Mein Gegner war nicht nur ein schlechter Spieler, er hatte auch einen umfassenden Hang zur Schlechtigkeit und legte die Würfel immer wieder mit artistischer Bravour so, wie er sie zu brauchen glaubte. Bloß er war sogar zu dumm, um zu betrügen und so gewann ich alles, was es zu gewinnen gab. Allerdings mit zunehmender Nervosität, weil ich keinesfalls das Ablegen des Fährschiffes versäumen wollte. Ein bulliger großer Mann, der uns beim Spielen zusah und ein wenig deutsch sprach bemerkte meine Unruhe und als ich aufbrechen wollte, versicherte er mir, ich solle mir keine Sorgen machen und könne noch ein wenig spielen. Ich bedankte mich und erwiderte, dass ich da aber lieber gar nichts riskieren möchte. Darauf antwortete der bullige große Mann: „Es gibt kein Risiko. Ich bin nämlich der Kapitän.“ Und so setzte ich mich wieder hin und spielte weiter. – Der Pokerkapitän von uns allen ist der Herr Zanoni und wenn der Kapitän meint, wir können weiter spielen, mache ich mir auch keine Sorgen. Was vor Jahrzehnten auf einer kleinen griechischen Insel geklappt hat, klappt bei uns in Österreich garantiert. – Das Pokerjahr 2013 kann kommen. Ich freue mich darauf.
Götz Schrage
PS: Als gelernter Journalist der alten Schule habe ich mich auch noch zu einer Gegenrecherche entschlossen und Charlie Novak meinen alten Freund und Montesino-Boss angerufen. Aus dem Gedächtnis notiert möchte ich dem Leser unseren kurzen Dialog nicht vorenthalten – man achte auf meine trickreiche Gesprächsstrategie.
Götz Schrage: „Servus Charlie. Meine unschuldige Frage, wenn ich am 2. Januar mitten in der Nacht Hunger auf ein Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat habe, wo kann ich da hinfahren?“
Charlie Novak: „Bei uns im Montesino bekommst du auch 2013 garantiert was du möchtest. Poker und Wiener Schnitzel.“
Götz Schrage: „Also ihr habt am 2. Januar fix offen, weil wenn nicht, komme ich zu dir nach Hause und du kochst.
Charlie Novak (lacht): „Ich garantiere dir das Wiener Schnitzel im Montesino. Das Casino wird offen sein und die Küche erst recht. Vielleicht musst du fünf Minuten länger warten, weil wir ein großes Turnier zum Start des Jahres haben werden. Aber sonst kann ich da Entwarnung geben.
Götz Schrage: „Vielen Dank für das Gespräch.“








