Niki Jedlicka im Exklusiv-Interview – Über erfreuliche Unfälle und falsche Bilanzen

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Niki Jedlicka erzählt von seinem ertragreichen „Poker-Unfall“, plädiert für ein zukunftsorientiertes Denken und gibt interessante Einblicke über Seiten, die Bilanzen und Ranking-Listen von den Highroller-Tischen veröffentlichen. Das alles und noch viel mehr in einem Exklusiv-Interview für Hochgepokert.com.

„Immer wenn wir uns so informell treffen, sprichst du von Pokerpause. Jetzt wurdest du im Februar von meinem Kollegen Tobias Falke zum „Mann des Tages“ ausgerufen. Man konnte wörtlich von einem „$540 000 Run“ lesen.  – Was ist da passiert und bist du jetzt wieder ein aktiver Highroller?“

Niki Jedlicka: „Na ja, das war mehr ein Unfall. Also mehr unabsichtlich. Mir hat jemand schon lange Zeit €4000 geschuldet und ich hatte eigentlich ausdrücklich um Barzahlung gebeten. Es kam aber online und war dann so zirka 5250.- Dollar.“

 

Götz Schrage: „Da hast du dir gedacht: Jetzt geht es los! Neustart und ab an den höchsten Tisch?“

Niki Jedlicka: „Ganz im Gegenteil, ich habe in der Minute auf den Cashout-Button geklickt, aber das ging dann nicht.“

Götz Schrage: „Wieso?“

Niki Jedlicka: „Irgendwas mit Geldwäscheschutz und minimaler Spieldauer. Egal, es war Wochenende und ich hatte nichts vor, auscashen konnte ich eben nicht und da habe ich dann einen ziemlichen Run aufgerissen und das Startkapital erst mal verhundertfacht.“

Götz Schrage: „Hast du dich schon beim Support bedankt? Und viel wichtiger, hast du bereits erfolgreich ausgecasht? Ich habe da eine Fußballwette bei der nichts schief gehen kann. Muss ich dir gleich erzählen.“

Niki Jedlicka (lacht): „Bedankt habe ich mich noch nicht und am Ende konnte ich dann $400 000 retten, wenn man es so ausdrücken möchte und die habe ich bereits ausgecasht.“ 

Götz Schrage: „Sonst irgendwelche berichtenswerten Online-Abenteuer?“

Niki Jedlicka: „Na ja bei der TCOOP habe ich etliche Turnier gespielt. Bin aber in Summe pari ausgestiegen. Leider habe ich keine Prozente bei meinem Bruder gehabt. Das war sehr unglücklich, ich bin ja selbst recht weit gekommen und bei siebzig Spielern hatten wir ungefähr gleich viel Chips und ich wollte gerade anrufen, um einen kleinen Deal zu machen. Dann sehe ich, wie mein Bruder 75% seines Stacks verblufft. Da schien es mir nicht mehr interessant. Lustigerweise hat er dann keinen Pot mehr verloren – bis eben auf den letzten im Heads-up und ich bin als 60. ausgeschieden.“

Götz Schrage: „Live habe ich dich zuletzt mehrfach gesehen, wie du €100/200 gegen zwei starke Chinesen gespielt hast. Ist dir eigentlich aufgefallen, dass die seit zwanzig Jahren jeden Abend zusammen losziehen? Und wie teuer war das Abenteuer?“.

Niki Jedlicka: (lacht) „Habe das jetzt nicht im Kopf, aber in Summe ein kleines Minus. Nichts Aufregendes.“

Götz Schrage: „Trotzdem gestatte mir einen Gedanken. Dein Pokertalent ist ja unbestritten, aber mir fehlt der Glaube an dein Talent sich die richtigen Tische auszusuchen.“

Niki Jedlicka: „Wie kommst du zu der Einschätzung?“

Götz Schrage: „Na ja ich denke an deine großen Sitzungen gegen Phil Ivey zum Beispiel, oder auch gegen Ziiigmund auf der alten Full Tilt Software zurück und nachdem du ja nach eigener Aussage, gar nicht wirklich gerne Poker spielst, hast du dir schon mal überlegt, ob es nicht schlauer gewesen wäre am maximalen Hoch – damals noch als Kaibuxxe – aufzuhören.?“

Niki Jedlicka: Das waren jetzt eine Menge Fragen. Es ist auch ein wenig müßig so über die Vergangenheit nachzudenken und ich finde es auch unnötig so rückblickend zu hadern. Deswegen habe ich mir die Frage auch so noch nicht gestellt. Und aufhören wäre damals auch sehr seltsam gewesen. Man ist in etwas sehr erfolgreich, man hat das Gefühl man kann $10 000 in der Stunde gewinnen und da soll man aufhören. Vielleicht ein wenig, wie wenn man den Goldenen Schuh gewinnt und soll aufhören Tor zu schießen.“

Götz Schrage: „Na ja in den Folgejahren waren es aber eher dann die Goldenen Zitronen. Du warst ja in der wenig beliebten Top Ten Hitparade der größten Jahresverlierer Stammgast.“ 

Niki Jedlicka: „An sich sind die Seiten mal nicht akkurat. Zum Beispiel wurde $25/50 früher nicht getracked, wo ich der Meinung bin, dass ich zu Zeiten, wie es noch relativ einfach war da zu gewinnen, einer der größten Gewinner war. Aber ich muss schon zugeben, ohne die perfekte Buchhaltung zu haben, dass es eher bergab ging. Alles nicht so wichtig.“

Götz Schrage: „Was heißt nicht so wichtig? Ich habe jahrelang auf diese Seiten gestarrt, habe denen unzählige Klicks geschenkt und dann stimmt das alles nicht so. Hört das denn nie auf mit den schlechten News zu Poker? Gib mir mal ein Beispiel, damit ich es abgesehen von den 25/50 Tischen verstehe.“

Niki Jedlicka: „Es gab zum Beispiel einen Tag, ich war damals in Australien, da hatte ich zum Start des Tages $50.000 auf meinem Account und habe angefangen gegen einen der Shulmans  – ich glaube den jungen – Limit Hold´em 1000/2000 zu spielen und habe dabei eine Million Dollar gewonnen. Dann bin ich rüber zu Phil Ivey und habe beim PLO dort $600.000 gegen Ivey verloren. Zufällig habe ich in dem Monat mal nachgesehen, da war für die Woche nur das Minus zu sehen, so als ob ich an dem Tag besagte 600k verloren hätte. Von dem Plus am Limit nichts zu sehen. Aber wie gesagt, das war früher so. Wie exakt das heute ist, darüber mache ich mir keine Gedanken.“

Götz Schrage: „Phil Ivey und Ziigumund aka Ilari Sahamies waren wohl die Gegner, gegen die du am meisten verloren hast. Wer war rückblickend für dich die beste Kundschaft?“

Niki Jedlicka: „Definitiv Gus Hansen und David Benyamine, aber das ist alles Vergangenheit.“

Götz Schrage: „Blicken wir in die Zukunft. Ich meine dein Start mit 5k und dein Upswing zu 400k ist ja fast noch wichtiger für die Branche als für dich. Wir brauchen neue Lichtgestalten wie ich meine. Strebst du eigentlich einen neuen Sponsorvertrag an?“

Niki Jedlicka: „Anstreben mal nicht, aber ich könnte es mir vorstellen. Früher nicht, weil ich die Verpflichtungen zu verschieden Turnieren zu fahren und anderen Veranstaltungen sicher abgelehnt hätte. Jetzt wären – etwa bei einem PokerStars-Vertrag – ein paar EPTs zu spielen pro Jahr kein Problem. Aber ich würde mich nicht darum bemühen einen Vertrag zu bekommen.“

Götz Schrage: „Wir danken für das Gespräch und viel Glück beim nächsten Pokerrückfall.“

Niki Jedlicka: „Danke“.  

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