

Das Vorspiel, oder das Klischee vom bösen Albaner. Über Teil Eins des Spektakels hatte ich ja im März diesen Jahres einen Text geschrieben. Berat R. und Gani J. mussten sichvor dem Landesgericht Steyr verantworten. Laut Anklageschrift hatten die beiden Kosovaren fast alle denkmöglichen Delikte des verbotenen Geldeintreibens auf ihrer Tanzkarte. Das „Verbrechen der teilweisen versuchten und teilweise vollenden Erpressung“, „das Vergehen der gefährlichen Drohung“, „das Vergehen der Nötigung“ und „das Vergehen der Körperverletzung“ wurde verhandelt. Selbstverständlich waren Berat R. und Gani J. nicht zufällig vor Gericht gelandet, sondern sie hatte auf mit in unseren Gefilden ungewöhnlichem – und zweifelsfrei verbotenem – Nachdruck auf der Zahlung von fünfmal €2000 beharrt. Fünf Personen, die alle dem Palace Steyr zuzuordnen sind, sei es als Dealer, Spieler oder als Mitbesitzer. Berat R. und Gani J. waren selbst ehemals dem Cardroom in ungeklärtem Verhältnis verbunden, sind jedoch – aus welchen Gründen auch immer – aus dem Betrieb ausgestiegen, blieben jedoch weiterhin Gäste des Hauses. Offenbar fühlten sie sich betrogen und wollten ihre Verluste, abseits der üblichen gerichtlichen Verfahren selbst durchsetzen. Das ist selbstverständlich verboten, allerdings wurden beide beim erwähnten Prozess, bis auf eine bedingte Strafe wegen der Körperverletzung frei gesprochen. Das Gericht sah den Tatbestand der schweren Erpressung, der Nötigung und der gefährlichen Drohung für nicht gegeben und somit sind Berat R und Gani J., sicher auch durch die geschickte Verteidigung des Anwaltes Mag. Aschauer, in dieser Hinsicht voll rehabilitiert.
Gezinkte Karten, Kontaktlinsen und die Güte der guten Informanten – Quasi das Vorspiel zum Vorspiel, oder wie alles dann doch irgendwie zusammenpasst. Es muss Ende letzten Jahres gewesen sein, da bekam ich von einem guten Informanten folgenden Tipp: „In Oberösterreich braut sich was zusammen. Präparierte Karten, Betrügereien am High Limit Tisch und als Folge davon, wird es bald einen Krieg geben in den Casinos.“ Soweit so dramatisch. Jedenfalls hatte ich mich damals ans Recherchieren gemacht. Die Masche mit der speziellen Tinte und den dazu passenden Kontaktlinsen ist ja alt. Erinnere mich an die ersten Gerüchte aus den späten 80er-Jahren. Nach meinen Informationen war das von München aus gestartet und bald auch in Wien gefürchtet. Intern im Jargon auch „Münchner Tinte“ genannt. – Allerdings brachten meine Recherchen keine konkreten Ergebnisse. Von Linz ausgehend, hatte ich all meine Kontakte bemüht und prallte auf eine Mauer des Schweigens. Mehr aus Verlegenheit, brachte ich dann die Kolumne „Showdown in Steyr“, um den Aufwand zu rechtfertigen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich zwischen der Story hinter der ich her war und dem Prozess in Steyr überhaupt keinen Zusammenhang vermutete. Nach dem Motto, wenn ich schon nichts erreiche bei meiner Recherche zu Gezinkten Karten und Münchner Tinte, dann schreibe ich wenigstens etwas zu schwerer Erpressung und Körperverletzung.


Wenn Betrüger, Betrüger betrügen. Oder €5000.- sind einfach kein Schnäppchen. Ich muss jetzt sehr vorsichtig formulieren, weil ich keinesfalls eine Anleitung geben möchte für den einfachen und kostengünstigen Kartenbetrug. Abgesehen davon, werde ich mich in einer weiteren Kolumne bemühen zu erklären, wie man sich vor solchen markierten Karten schützen kann und auf was man achten muss. Trotzdem kann ich mir folgende Anmerkung nicht verkneifen. Besagte „rote Samtschatulle mit braunen Linsen“ kann man im Internet für wohlfeile $200 bestellen. – In meiner nächsten Kolumne mache ich mir Gedanken über den Verlust der lieb gewonnen Ganovenehre, zitiere aus Zeugenvernehmungen von Dealern, die sich bitterlich darüber beklagen, dass sich die Opfer so wenig kooperativ verhalten hatten und man meist „nur die obere Karte“ zweifelsfrei auslesen konnte. Ferner erfahren wir, warum man aufpassen muss, wenn ein schwacher Spieler zeitgleich zu gewinnen beginnt und alle Symptome einer Augenallergie entwickelt.- Für Spaß und Spannung ist also weiterhin gesorgt.
Götz Schrage









