

Ja, ich hatte mal mehr Geld und ja, ich habe schon mal in meinem Leben deutlich höher gespielt. Um der Wahrheit gerecht zu werden, so niedrig, wie ich heute spiele, habe ich früher nicht mal meine Freundinnen direkt nach der Spielerklärung zocken lassen. Einfach Chips hinstellen der Hübschen und am „richtigen Tisch“ gamblen und wenn die Chips weg waren und die Begleitung hübsch, gleich eine zweite und dritte Lage schicken. Vorbei ist vorbei und noch ist nicht alles all over Baby Blue. Man wird sehen. Vielleicht wird 2014 ja noch zum Jahr des Comebacks der alten Männer und mich nehmen sie auch mit. Begonnen hat es ja ganz gut. Viermal angetreten und immerhin €182 im Plus. Fehlen nur noch die Nullen und alles wird wieder gut. Irgendwann werden einfach alle wieder Limit Holdem spielen. Hoffentlich noch in diesem Jahrhundert, sonst wird es eng mit der Zeitplanung. No Limit wird verboten. Am Omaha dürfen nur noch die wirklich Schwachen spielen und beim Draw Poker wird schummeln endlich wieder erlaubt und läuft dann endlich offiziell als albanischer Skill.

Manchmal sehe ich mir German High Roller an. Die Folgen mit Leon Tsourkernik und Herrmann Pascha und dann denke ich mir, was wäre, wenn die nichts mehr hätten? Würden sich die Spieler bei Herrmanns Witzen immer noch vor Lachen schütteln und wären alle immer noch freudig amüsiert, wenn Leon der Profi ein paar Asse mit 95offsuit verspeist? Man weiß es nicht? Ich weiß jedenfalls ganz sicher, was ich den aktuellen Sponsoren der High Limit Runde niemals wünsche würde, nämlich, dass sie ihre wahren Freunde kennenlernen. Im Milieu der Zocker definitiv eine Metapher für broke sein. Am Spieltisch zählt das Hier und Jetzt. Das ist ja auch irgendwie das Faszinierende. Als ehemaliger Highroller kann man nicht in ehrenhafte Rente gehen. Man wird daran gemessen, was man eben jetzt auf den Tisch packen kann und alte Storys amüsieren mehr, als dass sie imponieren. Eine jedoch sei mir bitte hier an dieser Stelle gestattet. Quasi als Bonus für mein siebjähriges Jubiläum als Pokerkolumnist. Ein kleiner Nachtrag zur 20-Jahres Feier vom CCC Simmering. Es muss der Spätsommer 1994 gewesen sein da traf ich R.C. am Mittelgang der Mutter aller europäischen Cardrooms. An den Limit-Tischen war die Hölle los. Inferiore „action“ allerorts. „Wer da in dem Jahr keine Million vorne ist, hat das Spiel nicht begriffen“ meinte R.C. und ich nickte, weil ich zu denen gehörte die das Spiel damals begriffen hatten. Zugegeben wir rechneten damals noch in Schilling und heute in dem komischen Geld wäre es vielleicht gerade mal €70 000. Trotzdem möchte ich das mit der Million gerne nochmals bestätigen können. Muss nicht unbedingt der Spätsommer sein. Im Herbst würde es auch noch geschmeidig von den Lippen kommen. – Hoffe nur, es sind dann keine Million Forint. Sonst nehme ich praktisch jede aktuelle Währung und freue mich. Garantiert!
Götz Schrage







