Wann übernimmt die Künstliche Intelligenz die Macht beim Poker?

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chipsNach einem 20 Tage währenden Wettkampf war es Ende Januar soweit: Nachdem im Schach, Go, Scrabble und Co. menschliche Spieler bereits von einer künstlichen Software-Intelligenz besiegt worden waren, geschah dies nun auch beim Poker.

Die siegreiche KI-Software mit Namen Libratus wurde von zwei Forschern der Carnegie Mellon-Universität entwickelt und strich bei dem Match gegen vier der weltbesten Pokerspieler mit deutlichem Vorsprung den angeblichen Millionen-Pot ein. WIRED schätzt, dass KI innerhalb der 20 Spieltage insgesamt über eine Millionen Dollar gewann, während den menschlichen Gegnern höchstens Verluste blieben. Mit von der Partie im Casino von Pittsburgh waren mit Jimmy Choe, Daniel McAulay, Dong Kim und Jason Les die ganz großen Namen der Poker-Szene. Doch die menschlichen Gegner schafften es in den jeweils 11 Stunden täglich dauernden, und sich über 20 Tage am Stück hinziehenden Partien nicht, gegen ihren künstlichen Gegenspieler zu gewinnen. Möglich wurde der Sieg durch die rasend schnelle technische Entwicklung. Vor zwei Jahren war einem Vorgänger von KI – Claudico genannt – der Sieg nämlich noch verwehrt gewesen.

Spiel der Wahl war das immer noch am weitesten verbreitete Texas Hold’em. Abgesehen vom Spielglück hat die Software inzwischen eindeutige Vorteile, da sie aufgrund ihrer riesigen Rechenleistung bei der Beurteilung statistischer Zusammenhänge ihren menschlichen Gegnern haushoch überlegen ist. Erschwerend kommt für die realen Poker-Cracks hinzu, dass KI über keinerlei Mimik verfügt und sie deshalb nichts aus den Gesten lesen können. KI hat somit quasi das perfekte Pokerface. Welche Techniken genutzt wurden und welche Strategien beim Spiel der Software die entscheidende Rolle spielten, wollen die Entwickler vorerst nicht verraten.

Das die Zocker-Asse nicht den Hauch einer Chance hatten, lag an der gewieften Taktik, die die Wissenschaftler der Software beigebracht hatten. Zuvor war es von Experten noch stark bezweifelt worden, dass ein derart eindeutiges Ergebnis möglich sei. Erschwerend für die Poker-Asse kam hinzu, dass KI durchaus lernfähig ist und aus Fehlern der vergangenen Partie sofort lernt. So entsteht nach und nach ein kaum zu besiegender Gegner, der den menschlichen Gegnern Furcht und Respekt einflößt. Und zumindest Ersteres ist das absolute Gegenteil eines guten Ratgebers, wenn es um die Einschätzung der Chancen im nächsten Spiel geht. Dazu ist KI auch noch ein ausgebuffter Bluffer und kann mit dem Einsatz von Desinformationen erfolgreich sein. Seine Kenntnisse sind selbstverständlich nicht nur auf Texas Hold’em beschränkt. Genauso gut ist vorstellbar, dass die Künstliche Intelligenz künftig auch in anderen Varianten reüssieren wird. Auch bei Onlineplattformen kann es möglich sein, dass einem beispielsweise beim Live Casino Holdem keine Mitspieler in Fleisch und Blut, sondern ein künstlicher Verwandter von KI am virtuellen Spieltisch gegenübersitzen.

Bei soviel spielerischer Intelligenz und der permanenten Optimierung der spielerischen Fähigkeiten ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Künstliche Intelligenz auch ein Turnier wie die WSOP Poker-Weltmeisterschaft gewinnen könnte. Dabei kommt dem Computer die Länge der Turniere eindeutig zugute. Im Gegensatz zu seinen menschlichen Kontrahenten kennt er keine Müdigkeit, keinen Stress und keine depressiven Gedanken, wenn’s mal nicht so läuft. Stattdessen ist die Software rund um die Uhr einsetzbar und spielt ungerührt ihr Blatt, wenn auch der ausdauerndste Pokerspieler längst schlafend unter den Tisch gerutscht ist. Doch einer Teilnahme der Künstlichen Intelligenz wird – zumindest vorerst – sicherlich ein Riegel vorgeschoben. Allerdings entwickelt sich vielleicht in naher Zukunft eine weitere Wettbewerbsebene, auf der die diversen Softwaresysteme und die sie programmierenden Entwickler untereinander konkurrieren. Auch für diese Spiele findet sich sicherlich eine große Anhängerschaft, welche den Matches in Livestreams an ihren PCs oder Smartphones beiwohnen würde. Allerdings, gegen den schier übermächtigen Gegner anzutreten, das würden sich wohl die nur Wenigsten trauen.

Bildquelle: Pixabay

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