Campione steht nach der Casino-Schließung vor dem Kollaps!

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Casino Municipale Campione d'Italia

Der italienischen Exklave Campione d’Italia steht nach der Schließung des Casino Municipale das Wasser bis zum Hals. Weder Italien noch die Schweiz fühlen sich verantwortlich.

Die goldenen Zeiten und das Leben in Saus und Braus

Die 2,6km² große italienische Exklave Campione d’Italia liegt am Ostufer des Luganer See und gilt als Steueroase. Seit 1917 war das Casino Campione Municipale Italia die Hauptattraktion der 2.000 Seelengemeinde. Wenn man sich in Campione umschaut, fühlt man sich wie in der Schweiz. Die Hauptwährung ist der Schweizer Franken, die Autos haben Schweizer Nummernschilder, das Festnetz kommt aus der Schweiz und auch sonst hat alles einen Schweizer Flair.

Im Jahr 2006 nahmen die Casino-Betreiber dann richtig viel Geld in die Hand und ließen vom Stararchitekten Mario Botta das neue Casino Municipale Campione planen und errichten. Der Prunkbau wird wegen der Form des Haupthauses im Volksmund auch „Stimmgabel“ genannt.

Zur besten Zeit durfte das Casino einen Jahresumsatz von 180 Millionen Franken verbuchen. Praktisch die gesamte Infrastruktur von Campione war auf den Casino-Betrieb ausgerichtet.

Italian Poker Open im Casino Campione

Auch in puncto Poker hatte das Casino einiges zu bieten. So fanden hier regelmäßig große Events wie die Italian Poker Open (IPO) mit über 1.000 Teilnehmern statt und auch die World Series of Poker Circuit Serie oder die European Poker Tour (2012) war hier schon zu Gast. 

 

 

„Rien ne va plus“ im Casino Municipale Campione!

In den letzten Jahren musste das Casino allerdings massive Verluste hinnehmen. Gründe dafür gab es verschiedene. Zum einen lag es wohl an der Misswirtschaft der Casino-Verantwortlichen und zum anderen gab es Probleme durch die Aufhebung des Euro-Mindestkurses. Während in der Gemeinde mit Schweizer Franken bezahlt wurde, wurden die Geschäfte im Casino in Euro abgewickelt. Ein schlechter Wechselkurs brachte den Betrieb weiter in Schieflage. Am Ende standen 132 Millionen Euro Verluste zu Buche, und es hatten sich Schulden von 44 Millionen Schweizer Franken angehäuft.

Im Juli 2018 ging dann nichts mehr. Das Casino wurde geschlossen und die 487 Mitarbeiter wurden suspendiert. Die Casino-Angestellten traf es besonders hart. Da sie nicht gekündigt wurden, sondern nur suspendiert, bekommen sie weder Lohn noch Geld von der Arbeitslosenkasse. Auch die Suche nach neuen Beschäftigungen gestalten sich so schwieriger. Ein Ex-Angestellter sagte, wir leben derzeit von Ersparnissen oder müssen Campione verlassen.

Für Campione ist das „Worst-Case-Szenario“ eingetreten!

Da das Casino für Campione der größte Arbeitgeber war und auch die mit Abstand größte Einnahmequelle, steht der kleinen Gemeinde das Wasser bis zum Hals. Bürgermeister Roberto Salmoiraght musste 86 der 103 Gemeinde-Mitarbeiter entlassen und sogar Kindergärten wurden geschlossen. Die verbliebenen Gemeinde-Mitarbeiter erhalten schon seit Februar 2019 keinen Lohn mehr. Der Großteil von ihnen kommt aber trotzdem zum Dienst, um das öffentliche Leben einigermaßen am Laufen zu halten.

Keiner fühlt sich verantwortlich!

Weder die Schweizer Regierung noch die Oberen in Rom fühlen sich verantwortlich. Die Casino-Mitarbeiter und die gesamte Bevölkerung hoffen auf Unterstützung aus Rom und dass man das Casino baldmöglich wieder öffnet.

Unterdessen dürfen sich die Tessiner Spielkasinos Lugano, Mendrisio und Locarno über einen Umsatzzuwachs von bis zu 25% freuen.  

Campiones Bürgermeister Salmoiraghi sieht die Zukunft und die Lösung der Probleme aber nicht nur im Casino-Betrieb. Er sagt klar, dass das Casino wieder öffnen muss, aber in Zukunft müsse man mehr Anreize für den Tourismus schaffen und vielleicht in Teilen des Prunkbaus von Mario Botta ein Luxushotel errichten. Außerdem hoffe man darauf, dass neue Firmen sich in Campione ansiedeln, da es hier ja interessante Steuerprivilegien gebe.

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