Landon Tice vs. Jeremy Becker – Simulation oder Praxis?

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Jeremy Becker / Landon Tice
Jeremy Becker / Landon Tice

Eine alte Diskussion im Poker wird neu aufgelegt: Wie wichtig ist das Studieren von Simulationen, um so nah wie möglich an ein spieltheoretisches Optimum (GTO) zu gelangen, gegenüber der simplen Erfahrung und Praxis am Tisch selbst?

Diese Diskussion fand in der Vergangenheit zwischen den „old school“-Spielern, die ohne Computer in der Pokerwelt großgeworden sind, und den jungen Neulingen in der Online-Poker Generation statt. Im Grunde geht es hier natürlich um Live-Poker und die Frage wird gestellt, wieviel Wert die tatsächlichen Stunden am Tisch mit anderen Menschen haben. Online-Pros spielen weit mehr Hände in kürzerer Zeit und sollten so viel effektiver in spieltheoretischen Entscheidungen sein.

Diesen Sommer wird es aber eine interessante Entwicklung dieser Debatte geben. Denn die „old school“-Seite wird von einem äußerst jungen Spieler in einer massiven Challenge vertreten werden. Vielen von euch wird Jeremy Becker etwas sagen, denn dieser junge US-Amerikaner gewann im letzten Jahr ein Wynn Las Vegas-Turnier nach dem anderen. Dadurch erregte er die Aufmerksamkeit der Poker-Gemeinde. Seitdem hat er auch nicht nachgelassen, denn in diesem Jahr allein hat er schon wieder 20 Finaltisch-Finishes hingelegt.

Jeremy Becker
Jeremy Becker

Durch ein paar Diskussionen auf Twitter kam es dann zu einer Vereinbarung zwischen Jeremy und dem sogenannten „Child of the Sim“ („Kind der Simulation“) Landon Tice, ein ebenso junger Spieler in seinen frühen Zwanzigern. Tice ist ein absoluter Vertreter der Study und hat riesige Erfahrung mit den GTO-Solvers und -Simulatoren, was theoretisches Poker angeht und natürlich das Online-Spiel. Es ist nicht so, dass Tice nicht selbst auch live spielt, aber bei weitem nicht so viel wie Becker.

Landon Tice
Landon Tice

Die Diskussion wurde angefeuert von hochkarätigen Vertretern beider Lager. Daniel Negreanu, der „old school“ und somit Becker vertritt, bekam sich etwas in die Wolle mit Matt Berkey, der auf die theoretische Study schwört, und es ging hin und her und drunter und drüber und am Ende wurde eine Wette auf die Beine gestellt.

Es scheint, als wären noch nicht alle Details der Wette ganz in Stein gemeißelt, aber sie sieht ungefähr so aus: Die Wette wird ein 100% Crossbook über mindestens 25 Events in diesem Sommer sein, sowohl bei der WSOP als auch bei anderen Festivals, mit Buy-ins von $10.000 oder weniger. 

Das Schöne ist, dass all dies öffentlich stattfindet und ohne wirklich böses Blut, denn diese Aktion ist auf jeden Fall gut für das Pokerspiel. Es bilden sich Lager hinter Negreanu/Becker und Berkey/Tice, es gibt Side Bets aller Arten, es wird geneedlet, es gibt viel Content jetzt schon im Vorfeld und es wird umso mehr während der WSOP im Sommer geben.

Es ging schon gut los, als Landon Tice am 29. Februar selbst eines der Wynn-Turnier gewann und in seinem Sieger-Foto mit einem Gähnen einen Hieb in Richtung Becker machte – vor allem, indem er die traditionelle Hand von Becker hielt.

 

 

Egal wie es ausgeht, denn Jeremys Ergebnisse sprechen einfach für sich, sollte diese Wette einen Fokus darauf bringen, dass jeder die Chance hat, erfolgreich im Poker zu sein. Dass man sich eben nicht stundenlang an Solvers, Simulationen und Theorie setzen muss, um gut zu werden, sondern dass man seine Ziele auch dann erreichen kann, wenn man einfach das tut, was man leidenschaftlich tun will.

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