„Was ist los mit Tom Dwan?“ Das fragt sich die ganze Pokercommunity – und ehrlich gesagt, so genau weiß das keiner. Kryptische Nachrichten, in denen es um Tod oder nicht einvernehmlich verabreichte Drogen geht, werden von dem Pokerphänomen, offenbar aus dem Raum Greater London gesendet. Fast alle User sind besorgt, viele bieten Hilfe an. – Und leider gibt es auch immer ein paar Trolle.
Wo ist Tom Dwan?
Pokerlegende Tom Dwan soll in der Psychiatrie des Park Royal Centre for Mental Health in Middlesex, Greater London, untergebracht sein. Während seines Aufenthaltes dort gingen Tweets viral, in denen Dwan um seinen Leben fürchtet, bzw. von polizeilicher Gewalt berichtet, die ihm Rippenbrüche zugefügt haben soll. Außerdem sind immer wieder Medikamentw oder Drogen ein Thema, gegen dessen Einnahme er sich zu wehren scheint.
Welche Tweets ohne Medikation und welcher unter Medikamenteneinfluss zustande gekommen sind, lässt sich nicht klären. Auch nicht, ob Dwan rund um die Uhr oder nur zweitweise Zugang zu seinem Handy und damit seinem Twitter Account hatte.

Was schreibt der Poker Pro?
Nach einem Schrei nach Hilfe folgten mehrere mit ähnlichem Inhalt, manche auch nur mit der Bitte um etwas zu trinken oder zu essen, indem keine Drogen zu finden seien.
Ein weiterer äußerst besorgniserregender Post war sicher derjenige, indem Dwan schrieb, dass ihm Rippen und die Hand gebrochen wurden:
Gegen die Verabreichung der Medikamente, die Dwan wahrscheinlich mit „drugs“ meinte konnte er sich nicht allein wehren und rief auch dagegen auf Twitter um Hilfe:
Theorien zu seinem Gesundheitszustand
Vor kurzem konnte ein Kollege von PokerNews von Dwan aus dem Park Royal Centre for Mental Health berichten. Dabei wurde auch klar gestellt, dass Psychiatriepatienten bis zu 72 Stunden unter Beobachtung gestellt werden können.
Nach dem bisherigen Stand der Dinge scheint es am Wahrscheinlichsten, dass der US-Amerikaner in Wechselwirkung von mentalem Gesundheitszustand und der verabreichten Medikation, bzw. dem Umgang mit ihm vor Ort, während einer Panikattacke, aus Angstzuständen oder einer Psychose heraus die besagten Tweets abgesendet hat.
Der letzte Tweet von Tom „durrrr“ Dwan sorgt zumindest etwas für Entwarnung. Dort schreibt er, dass es ihm besser gehe, und er sich dafür entschuldige gestresst gewesen zu sein.
Prominente Hilfsangebote
Dwan erhielt viel Zuspruch von Pokerfans rund um den Globus oder auch vom Taxifahrer, der ihn noch am Vortag gefahren hatte. Aber auch von prominenten Pokerspielern. Die die ihn persönlich kennen werden wahrscheinlich auch direktere Kommunikationswege zu ihm eingeschlagen haben, andere wie Pokerstreamer Jamie Staples, der aus eigener Erfahrung weiß, wie wichtig Hilfe bei mentalen Gesundheitsproblemen ist, sendeten ihm Ermutigung.
Egal was ist – lustig ist es in keinem Fall!
Welch Segen und Fluch die Sozialen Medien sind, zeigte sich auch in dieser Grenzsituation einmal mehr. Zum einen konnte Dwan darüber viele Menschen erreichen – und hoffentlich von ihm vertrauten Freunden auch echte Hilfe erhalten, andererseits waren selbst die Hilfeschreie des Poker-Urgesteins für Trolle ein gefundenes Fressen. Von billigen Witzen, über die Frage nach seiner Lieblingsdroge oder der Unterstellung von Narzissmus, bis hin zu zu üblen Beschimpfungen von Usern wie „Joey_Spatulas“ reichten die Trolläußerungen.
Ganz gleich, was der Auslöser der Tweets war, ob Dwan wirklich in Lebensgefahr schwebte, eine starke Angststörung durchlief, oder auch wenn er gehackt worden wäre – keines dieser Szenarien wäre lustig gewesen. Nur, weil Trolle im Internet Anonymität genießen oder die Hemmschwelle zu einer Gewalttat am Keyboard kleiner als von Angesicht zu Angesicht ist, ist es in keinem Fall ein Grund Hilfeschreie nicht ernst zu nehmen oder ins Lächerliche zu ziehen.

In Deutschland war es nicht nur der Fall von Andreas Biermann, der die Sozialen Medien in ihr schlechtestes Licht rückte. Der St. Pauli Profi-Kicker hatte auf Facebook um Hilfe gebeten – und nicht diese, sondern eher das Gegenteil erhalten. Einen Tag später beging er einen Suizidversuch. Das war 2012 – wenn wir in den letzten 13 Jahren nichts daraus gelernt hätten, wäre das nicht nur sehr traurig, sondern auch unverantwortlich. Wenn ihr in eurem Umfeld Hilfegesuche wahrnehmt, auch nicht klar ausgesprochene wie von Biermann oder Dwan, nehmt diese ernst und macht auf Hilfsangebote aufmerksam, die durchaus niederschwellig sein können.
Mai ist Mental Health Month – hier gibt es Hilfe
Auch wenn das sicher nicht die Intention von Tom Dwan mit seinen Posts bis zum 30. April war, so generierten sie viel Aufmerksamkeit für das Thema Mental Health, das gerade im Mind Sport Poker ein ständig gegenwärtiges Thema sein sollte. Wie es der Zufall will, ist der gerade begonnene Mai, der Mental Health Awareness Month. Vielleicht nutzt er ihn, um euch über Hilfsangebote zu informieren, die wenn nicht euch, dann gegebenenfalls eurem Umfeld einmal eine Hilfe sein können.

Solltet ihr unter depressiven Episoden leiden oder Suizidgedanken hegen, könnt ihr die Telefonseelsorge der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention unter folgenden Nummern rund um die Uhr erreichen:
Deutschland: 0800 / 11 10 111
Österreich: 142
Schweiz: 143
Unter telefonseelsorge.de findet ihr außerdem auch die Möglichkeit via Chat oder Mail in Kontakt mit Helfenden kommen.
Merkt euch in diesem Zusammenhang auch bereits einmal die Rufnummer 113, die zur zukünftig zur Suizidprävention in einem Atemzug mit den Notrufen der Poilizei und Feuerwehr genannt werden wird.