
In Kanada, genauer gesagt in Toronto und Ontario, sorgt derzeit eine Diskussion für Aufsehen: die extrem hohen Rake-Sätze bei Live-Cash-Games. Bis zu zehn Prozent des Pots werden einbehalten, mit einem Cap von $20 pro Hand – selbst bei kleinen Spielen wie $1/$3.
Ein bekanntes Beispiel aus der Szene ist Kyle Anderson, der die Situation als „kriminell“ bezeichnete. Vergleicht man diese Zahlen mit Las Vegas, wirkt das Ganze noch absurder: In Häusern wie dem Bellagio, Aria oder Wynn liegt das maximale Rake in Low-Stakes-Partien bei rund fünf bis sechs Dollar, dazu kommen manchmal ein bis drei Dollar für Jackpot-Beiträge. In Ontario dagegen kann ein einziger Tisch pro Stunde schnell $400 bis $600 an Rake verschlingen – ein regelrechtes Loch, das es für Grinder fast unmöglich macht, überhaupt profitabel zu spielen.
This might be the worst poker rake in the world 😬
10% capped at $20 per hand 💸 + a $1 drop 💀
Ontario live poker players are getting crushed
Is this the worst rake structure in the world? 🤔@PokerNews #poker #pokerrake #Ontariopoker pic.twitter.com/MWvM5tdNiD— Kyle Amaral Anderson (@KyleAAAnderson) August 4, 2025
Das Problem ist, dass es schlicht keine Alternativen gibt und die Spieler die Tische weiter füllen. Die Poker-Räume werden von wenigen Anbietern dominiert, allen voran Great Canadian Entertainment, und wer live spielen möchte, hat kaum eine Wahl. Die Spieler zahlen, weil sie müssen, und viele resignieren, indem sie entweder online spielen oder reisen.
Rake als notwendiges Übel: Betreiber vs. Spieler
Die Situation in Kanada führt direkt zu einer grundsätzlichen Debatte über Rake im Poker. Betreiber haben steigende Kosten zu decken – Personal, Dealer, Infrastruktur, Sicherheit und Marketing sind teurer geworden. Es ist nachvollziehbar, dass sie Rake anheben, um überhaupt einen attraktiven Service anbieten zu können. Saubere Räume, schnelle Dealer, funktionierende Technik und ein angenehmes Spielerlebnis gibt es nicht gratis.
Für Profispieler bleibt die Rechnung jedoch brutal: Ihre Edge kann durch überhöhtes Rake komplett aufgefressen werden. Grinder kalkulieren akribisch ihre Winrate nach Abzug der Gebühren und wissen, dass selbst eine kleine Verschiebung im Rake das gesamte Geschäftsmodell zerstören kann.
Freizeitspieler dagegen achten in den seltensten Fällen auf Rake. Solange das Erlebnis stimmt, Karten verteilt werden und die Stimmung passt, wird kaum jemand hinterfragen, ob da pro Stunde $200 oder $400 vom Tisch verschwinden. Erst wenn die Regulars laut werden, merken auch Hobbyspieler, wie stark die Gebühren in Wahrheit ins Gewicht fallen und das kann für mehr Schaden als Abhilfe führen.
Schwieriger Balanceakt für die Zukunft des Pokers
Das Gleichgewicht zu finden, ist kompliziert. Auf der einen Seite müssen Anbieter genug einnehmen, um konkurrenzfähig zu bleiben und den Spielern ein solides Produkt zu liefern. Auf der anderen Seite darf das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht kippen, sonst verliert man genau die Spieler, die für konstante Action sorgen.
Interessant ist, dass selbst große Anbieter wie die WSOP jüngst Anpassungen vornahmen: Bei der Online-Plattform in den USA wurden Rake-Caps in den unteren Limits angehoben, während sie in höheren Stakes gesenkt wurden – bei gleichbleibendem Prozentsatz. Das zeigt, dass sich die Betreiber der Problematik durchaus bewusst sind und versuchen, durch Feinjustierungen das Spielfeld attraktiver zu gestalten.
Kanada liefert hier ein extremes Beispiel. Doch die Diskussion über Rake ist eine, die das gesamte Pokergeschäft betrifft – ein ständiger Balanceakt zwischen Wirtschaftlichkeit und Spielbarkeit, zwischen den Interessen der Freizeitspieler, die einfach Spaß haben wollen, und der Profis, die vom Spiel leben.








