
Der Bann des langjährigen YouTube-Kanals vom Schweizer Poker-Profi Fernando ‚JNandez‘ Habegger hat die Poker-Szene aufgeschreckt: Nach einem dritten Strike wurde der Account gelöscht, obwohl es sich laut Creator um ein älteres Video handelte und er nach eigener Darstellung auf „regulierten“ Seiten spielte.
Gleichzeitig werben WSOP und GGPoker um Creator – mit Vlogger-Perks, Media-Pässen und sogar 100% Cashback fürs Streamen. Genau hier prallen globale Plattform-Regeln und lokal kleinteilige Glücksspiel-Lizenzierung aufeinander – und Creator geraten zwischen alle Fronten.

Globales Regelwerk, lokale Lizenzen
Seit dem 19. März 2025 greift YouTube deutlich härter durch: Online-Gambling-Content wird standardmäßig 18+ age-restricted, und Erwähnungen, Logos oder Links zu nicht von Google zugelassenen Glücksspiel-Diensten sind tabu. Es gibt mehr und mehr Strikes und nicht immer sind diese berechtigt oder begründet..
Für die Poker-Nische bedeutet das: Ein global durchgesetztes Regelwerk kollidiert mit nationalen Rechtsräumen, in denen ein Anbieter zulässig sein kann, im nächsten Land aber nicht. Für einen weltweiten YouTube-Upload ist das ein Flickenteppich – ein Video, das in Land A „reguliert“ wirkt, kann in Land B gegen Plattform-Policy oder lokale Regeln verstoßen.
Hi @TeamYouTube, my channel „JNandez87“ has just been permanently removed from YouTube for promoting unregulated goods despite the poker site I am playing on being approved. My appeal was instantly denied.
I stopped uploading for the last two months, after my second strike, to…
— JNandez (@JNandezPoker) September 4, 2025
Operatoren belohnen Creator – und triggern Policy-Konflikte
Während YouTube drosselt, erhöhen die Poker-Brands die Anreize: Die WSOP hat ein mehrstufiges Vlogger-Programm gestartet, das von Circuit-Entries über Hotel-Kontingente bis hin zu finanziellen Incentives reicht. GGPoker wiederum promotet einen Streamer Mode, der genehmigten Streamern während der Live-Übertragung 100% Cashback auf gezahltes Rake verspricht.
Der Zielkonflikt liegt auf der Hand: Wer diese Vorteile sichtbar erzählt, läuft auf YouTube Gefahr, schon durch Markennennung, Logo-Einblendung oder Links in die Altersbeschränkung, De-Ranking oder gar Strikes zu rutschen – auch dann, wenn der beworbene Anbieter in einzelnen Märkten vollkommen legal ist.

Wie sich Willkür eindämmen lässt
Die Plattform braucht präzisere Instrumente als eine globalee One-Size-Fits-All Altersbeschränkung und Meldesystem. Ein pragmatischer Weg wäre eine Upload-Kennzeichnung mit Anbieter- und Jurisdiktions-Tagging, aus der sich eine geografisch korrekte Sichtbarkeitslogik ableitet – plus nachvollziehbare Appeals mit klaren Policy-Passagen statt pauschaler Textbausteine.
Auf Seiten der Operatoren braucht es ein Creator-Compliance-Kit mit öffentlich einsehbarer Lizenz-Matrix, standardisierten Geo-Disclaimern und YouTube-tauglichen Link-Regeln; die WSOP- und GGPoker-Initiativen ließen sich so ohne Policy-Kollision erzählen. Creator selbst sollten ihre Videos aktiv 18+ kennzeichnen, auf risikoreiche Markennennungen/Links verzichten, Geo-Hinweise in Titel und Beschreibung setzen und sich im Zweifel auf neutrale Formulierungen verlegen – besonders, wenn ein signifikanter Teil der Audience aus nicht lizenzierten Märkten kommt.
Wer in Deutschland produziert oder distribuiert, kann die eigenen Verpflichtungen mit einem Verweis auf die GGL-Whitelist untermauern. Kurz: Erst wenn Plattform, Betreiber und Creator einen gemeinsamen Standard definieren, verliert der Algorithmus seinen Ermessensspielraum – und Poker-Content wird wieder planbar statt prekär.







