
Die YouTube-Regeln und deren Auslegung versetzen seit März diesen Jahres die Pokerszene in Aufregung. Der Bann des YouTube Kanals von PLO Mastermind Fernando „JNandez“ Habegger, ließ das Fass für viele Pokerfans und wissbegierige PLO-Schüler überlaufen. Nach dem Ruf des Schweizers nach Unterstützung, hat er via Social Media viel Zuspruch und Tipps erhalten. Offenbar haben diese gefruchtet, denn der beliebte Kanal der Omaha-Legende ist jetzt wieder online!

JNandez auf Youtube gesperrt
Was war passiert? Fernando Habegger hatte nach einem zweiten erhaltenen Strike vor zwei Monaten aufgehört Video-Content auf seinem YouTube-Kanal „JNandez87“ hochzuladen. Dennoch erhielt der Schweizer vor wenigen Tagen von der im Google-Besitz befindlichen Videoplattform Strike Nummer 3, der gleichbedeutend mit der Sperrung des Accounts ist. – Daraufhin wandte sich Habegger sowohl an die Video-Plattform als auch hilfesuchend an die Pokercommunity.
Willkürliche YouTube Regelauslegung?
Seit YouTube am 19. März neue Regeln in Kraft gesetzt hat, die auch für Pokerinhalte greifen, gab es tagtäglich neue Meldungen von Altersrestriktionen, Strikes und Bans von Pokerkanälen. Über die Gründe von YouTube zu diesem Schritt wurde viel spekuliert, schließlich hatte YouTube aus Pokerkreisen kurz zuvor einen nie dagewesenen Zulauf erhalten. Denn viele Streamer hatten sich von ihren Brot-und-Butter Diensten Twitch und Kick jetzt dem kalifornischen Videoportal zugewandt. Die drei meistgenannten Thesen für die Verwarnungswellen auf YouTube waren die schärferen Restriktionen in den USA gegen Poker-Sweepstakes-Seiten, dann der von YouTube-Werbekunden ausgeübte Druck nicht mit Poker oder Gambling in Verbindung gebracht zu werden, und drittens der Einsatz von AI für die Einhaltung der YouTube-Regularien.
Bei den Verwarnungen konnten die Betroffenen oft kein Muster ausmachen, warum ein Video als 18+ eingestuft wurde, ein anderes nicht, oder manche Videos gelöscht wurden und andere nicht, obwohl sie ähnliche Pokersessions auf den gleichen Pokerräumen zeigten. Dabei waren auch die Begründungen für die Abstrafungen nie konsistent und reichten von Strikes für komplett zufällig ausgewählte Timestamps in Pokervideos, über Links die angeblich nicht konform waren, über generelle Verstöße gegen die Community Guidelines, bis hin zu Strikes für Videos komplett ohne Links oder Produktnennungen. Auch Videos von Pokerräumen die Google-zertifiziert sind, wurden mit genau gegensätzlicher Begründung gesperrt. Alles in allem war und ist die Verwirrung groß – und die Erklärungen von YouTube zu den Verwarnungen nicht vorhanden oder im besten Fall inkonsistent.
Liste der YouTube-Opfer ist lang
Die Liste derer, deren YouTube-Kanal oder Inhalte davon gelöscht wurden, oder die Strikes oder Bans kassiert haben ist lang. U.a. waren oder sind Aaron Barone, Nick Eastwood, Gary Blackwood, Brad Owen, BenaBadBeat oder auch die Kanäle von News Outlets wie CardPlayer oder PokerListings betroffen.
In vielen Fällen konnten die Kanäle nach kürzerer oder längerer Kommunikation wieder on Air gehen, viele Videos blieben jedoch verschwunden oder erhielten Altersbeschränkungen.
Zuspruch für JNandez
Auf den Hilfeschrei von Habegger folgte viel Zuspruch aus der Community, verständlicherweise Kritik an YouTube, Rufe nach Doug Polk, und auch einiges an praktischer Hilfe, z.B. von den Streamern von Benjamin „bencb“ Rolle, oder Bobby „BobbyJamesPoker“ James. Dabei wurden ganz konkrete Tipps gegeben, z.B. wie man einen menschlichen YouTube-Ansprechpartner im Live Chat bekommt, oder wie man auf einen bei Google zertifizierten Pokerraum hinweist. Hilfreich war sicher auch, dass der Support Account von YouTube selber auf den Tweet von JNandez antwortete.
Tipps für einen sorgenfreien YouTube Pokerchannel…
…gibt es derzeit keine allgemeingültigen. Auch beim Beherzigen bestimmter Faustregeln können Poker Content Creators aus heiterem Himmel Strikes treffen. Dennoch gibt es ein paar Hilfestellungen, die es unwahrscheinlicher machen, dass sich YouTube bei euch meldet:
Ihr solltet von euch aus in Wort und Bild darauf hinweisen, dass ihr Strategie Content verbreitet, bzw. in jedem Fall keinen, für den ihr eine Bezahlung von einem Pokerraum erhaltet. Auch solltet ihr grundsätzlich keine Links zu Pokerräumen in euren Videos oder deren Beschreibung haben. Und auch Promotionen im Sinne von Boni oder Rakeback sind ein No-Go. All das gilt selbstverständlich nicht nur für geschriebene Wörter in Einblendungen oder der Beschreibung, sondern auch für das gesprochene Wort im Video. – Das Ganze gilt natürlich nicht nur für euch, sondern auch für den (Voice-)Chat im Video und auch den Table Chat! Trefft also Vorkehrungen, dass dieser nicht sichtbar ist, oder eure Chatpartner ihr Wording dementsprechend wählen.
Sollte euer Kanal oder eure Videos dennoch betroffen sein, seid in keinem Fall zu zurückhaltend oder eingeschüchtert Beschwerde dagegen einzulegen. Auch wenn man sagt, dass nur 25% der Beschwerden stattgegeben wird, zeigt es YouTube durch die Masse der Einsprüche an, dass etwas bei seinem Erkennungssystem (oder bei den Richtlinien) nicht rund läuft.
Auch ein Intro oder Outro abseits vom Pokertisch kann hilfreich sein, um den Unterhaltungs- oder Informationscharakter eures Videos zu stärken. Und auch wenn ihr dafür gesorgt habt, dass keine Links, Logos und Nennungen zu dem Pokerraum existieren auf dem ihr spielt, solltet ihr vorher versuchen herauszufinden, ob er von Google zertifiziert wurde. – Die Betonung liegt hierbei auf versuchen, da es keine universelle Liste von Google zertifizierten Pokerräumen gibt. Gegebenenfalls kann euch der Support des Pokerraums eurer Wahl weiterhelfen und euch bestätigen, ob oder für welche Länder solch eine Zertifizierung bereits vorhanden ist, oder sie für euer Land eingereicht werden kann.
JNandez is back – schaut gern rein!
Gestern kam dann die Entwarnung – der YouTube Kanal von „JNandez“ war zurück online. In einem Twitter-Post zu diesem Anlass bedankte sich der Schweizer bei der ganzen Pokercommunity für den Zuspruch und die Hilfestellung, speziell beim Streamer-Kollegen Bobby James und auch beim Twitter-Account „TeamYouTube“, über den Habegger einen menschlichen Ansprechpartner fernab von automatisch verschickten Standardmails und Benachrichtigungen erhielt.








