
Pokerfilme haben immer eine besondere Faszination: Sie verbinden das elegante Risiko eines Kartenspiels mit menschlichen Abgründen – Gier, Schuld und psychischem Druck. Oft kommt das Spiel dabei nicht unbedingt gut weg…
Ähnlich wie Gangsterfilme oder Casino-Dramen verlangen Pokerfilme, dass der Zuschauer mitfiebert, und gleichzeitig verstehen will, wie das Spiel funktioniert. Doch viele Produktionen sind in der Vergangenheit gescheitert, weil sie sich zu sehr auf Glamour oder dramaturgische Effekte verlassen, ohne die Spielmechaniken oder Figurenlogik konsistent zu erzählen.
Klassiker wie ‚Rounders‘ (1998) gelten noch heute oft als Maßstab, weil sie eine Balance schaffen zwischen realistischem Spiel und dramatischen Motiven – auch wenn viel von der „Freiheitsromantik“ im heutigen digitalen Zeitalter veraltet ist.

Nun stehen zwei neue Filme in den Startlöchern, die dieses Genre beleben könnten: ‚Down to the Felt‚ (ab 17. Oktober auf Apple TV+) und ‚Ballad of a Small Player‚ mit Colin Farrell (ab 29. Oktober auf Netflix).
‚Down to the Felt‘
‚Down to the Felt‘ erzählt die Geschichte von Paul (gespielt von Michael Stahl-David), einem unglücklichen Pokerspieler, dessen Leben zunehmend außer Kontrolle gerät. Um seine Schulden zu begleichen, sieht er sich gezwungen, Kontakt zu einem Auftragskiller aufzunehmen. Der Film spielt über einen Zeitraum von zwei Wochen und verspricht mehr als reines Pokerspiel – er setzt auf Spannung, Eskalation und menschliche Extremsituationen.
Hier gibt es den Trailer zu sehen:
‚Ballad of a Small Player‘
Im Gegensatz dazu ist ‚Ballad of a Small Player‘ eher psychologischer Thriller als reiner Pokerfilm. Der Protagonist Lord Doyle, gespielt von Colin Farrell, lebt in Macau, ist überschuldet und auf der Kippe zwischen Selbstzerstörung und Rettung. Eine mysteriöse Geldverleiherin und eine Ermittlerin mischen sich in sein Leben ein. Kritiken betonen die starke visuelle Gestaltung und Farrells intensives Spiel – gleichzeitig bemängeln manche, dass der Film stellenweise überinszeniert wirkt.
Den Trailer dazu gibt es hier:
Wie kommt Poker dabei weg?
Beide Filme starten mit einem narrativen Versprechen, das über reine Pokerszenen hinausgeht: ‚Down to the Felt‘ verspricht einen Action-Thriller mit klaren Plotlinien und Eskalation, während ‚Ballad‘ eher mit Atmosphäre, Symbolik und psychologischer Tiefe spielt. ‚Down to the Felt‘ liefert Spannung und Konflikte satt – nur leider bleibt Poker dabei ein bisschen auf der Strecke. ‚Ballad‘ hingegen dürfte Pokerfans und anspruchsvolle Zuschauer gleichermaßen reizen, verlangt aber eine sorgfältige Balance zwischen Stil und realistischem Spiel.
Ein zentrales Kriterium für die Glaubwürdigkeit beider Filme wird sein, wie sie Poker darstellen: Für ein Publikum mit Pokerwissen sind Ungenauigkeiten schwer verzeihlich. Ein historisches Bewußtsein hilft: Man denke an ‚Rounders‘, das Erfolg hatte, gerade weil es glaubwürdig bleibt, ohne sich in Fachsprache zu verlieren. Andere Filme wie ‚Molly’s Game‘ zeigen, dass sich Poker gut in größeren dramatischen Kontexten einbinden lässt.
Diese beiden Filme könnten das Poker-Filmgenre neu beleben, sofern sie nicht in die Fallen laufen, die viele Vorgänger gestolpert sind – Überdramatisierung, unrealistische Pokerszenen oder schwache Figuren. Beim Start sollte man kritisch hinschauen: Wie gut ist das Spiel inszeniert? Wie nachvollziehbar sind die Entscheidungen der Figuren? Und wie gelingt es, sowohl Pokerfans als auch ein allgemeines Kinopublikum zu packen? Wir dürfen gespannt sein.







