Bencb reagiert auf WDR Pokerdoku … auf Deutsch!

Poker Pro Benjamin „Bencb“ Rolle ist zum ersten Mal deutschsprachig auf einem eigenen YouTube-Kanal unterwegs. Für die Premiere seines Kanals „Bencb DE“ hat sich der WSOP Online Main Event Champion zu einem Reaktionsvideo auf die WDR Story „All-In: Reich werden mit Poker? Der Traum vom großen Geld“ entschieden. In der aufwendigen Produktion kommen bekannte Personen aus dem Kreise der Poker-Pros, der Pokerindustrie, der Polizei und der rechtlichen Seite zu Worte. Gerade durch die Einblicke hinter die Kulissen, die die Kamerateams u.a. bei der EPT Zypern oder im King’s Resort Rozvadov nehmen konnten, hatte sich die Pokercommunity viel vom aufklärerischen Charakter der ARD Pokerdoku versprochen. Wie „Bencb“ die Aussagen, Bilder und redaktionelle Aufbereitung der Poker-Dokumentation einschätzt, könnt ihr euch in seinem ersten eigenen YouTube-Video auf Deutsch ansehen.

Spannendes Line-Up in der Pokerdoku

„Ich habe nicht viel erwartet, bin aber trotzdem enttäuscht worden“, das ist das Fazit von Benjamin Rolle, mit dem wir das Reaktionsvideo von ihm nicht spoilern, sondern euch dazu anregen wollen, einen Blick auf seine Argumentation zu werfen. Der Cottbuser bringt seine Gedanken zu der WDR-Produktion an den entsprechenden Stellen auf den Punkt, teilweise affirmativ, teilweise kritisch. Die Stimmung im Reaktions-Video, des Editing und auch die Aussagen des Turnier-Pros sind sehr angenehm gestaltet und lenken nicht von den Inhalten ab.

Die werden in dem Video von verschiedenen Protagonisten und Protagonistinnen aus unterschiedlichen Berufsfeldern präsentiert. Auf Seiten der Pokerpros werden Felix Schneiders, Jessica Teusl und wenn man ihn als GGPoker-Testimonial dazurechnen möchte, Boris Becker, von der Filmcrew begleitet. Aus der Pokerindustrie kommen Sven Stiel und Christin Maschmann zu Wort. Als Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei gibt Jochen Kopelke seine Meinung zum Besten und ein Kölner Anwaltsduo offenbart seine Vorstellung von Rechtssprechung im Pokersektor vor und nach 2021.

Die Pokerdoku, die auch auf dem „WDR Doku“ YouTube-Kanal verfügbar ist, wurde in Zusammenarbeit mit dem BR, RBB, NDR, SWR und federführend vom WDR im Jahr 2024 von Monique Marmodée in einer Länge von etwa 45 Minuten produziert. – Den Video-Link zu der Poker-Doku auf dem WDR-Doku-Kanal findet ihr hier!

Hautnahe EPT Cyprus Action

Das Produktionsteam war auch auf der EPT Cyprus vor Ort und hat dort Felix Schneiders und auch Jessica Teusl und auch Samuel Mullur, vor allem im EPT Main Event, über die Schulter geschaut. Auch der Table Talk, das Verhältnis von Männer zu Frauen am Pokertisch, ein Blick in die Commentary Booth zu „WolfiSpirit“ oder zu den Massageteams im Turnierareal entgingen dem TV-Team nicht.

Benjamin „Bencb“ Rolle kann den Aussagen von Jessica Teusl und seinen beiden (Ex-)RYE-Schülern Mullur und Schneiders in vollem Umfang zustimmen. Beim Blick in die Poker-WG von Samuel Mullur und Tobias Eichenseher lässt Rolle seine Pokerwohnsituationen bis hin zu seiner derzeitigen Heimat Sofia Revue passieren, und erzählt auch von seiner Poker-WG mit Rainer Kempe und Steffen Sontheimer in Brighton.

Ein großes Thema für Rolle und auch im Video ist natürlich der Glücksspielstaatsvertrag, der vor seiner letzten Änderung 2021 für viel Verunsicherung gesorgt hat und auch danach Poker als Beruf in Deutschland nahezu unmöglich gemacht hat. Die Erfahrungen und Einschätzungen darüber, die der Raise-Your-Edge-Gründer dabei mit den Protagonisten im Video teilt, bringen die Situation in Deutschland und die verpassten Chancen des Staates gut auf den Punkt.

Ernstzunehmen aber undifferenziert: Poker und Spielsucht

Ein Thema, das rund um Poker in keiner Berichterstattung, und schon gar nicht in einer öffentlich-rechtlichen, fehlen darf, ist die Spielsucht. In der WDR Story gibt ein ehemaliger, so wie es sich darstellt, High Roller seine Erfahrungen mit Gewinnen und vor allem Verlusten zu Wort. Die Geschichte des anonymen Protagonisten, der seine Bilanzen klar in Zusammenhang mit Spielsucht sieht, wirft bei Benjamin Rolle einige Fragen auf. Er nennt und nimmt die Thematik sehr ernst. Er will aber auch den pokerspielenden Individuen nicht absprechen, nach freiem Willen handeln zu können, und appelliert daran, bei der Darstellung der Spielsucht-Thematik nicht undifferenziert etwas in den Raum zu stellen, sondern das Thema zur Aufklärung zu nutzen.

So erklärt Benjamin Rolle z.B. wie ein Weg in die Spielsucht aussieht, bei dem es darum geht mit höherer Spielfrequenz Verluste wettzumachen. Ein Verdienst, den die Pokerdoku gut mit Statistiken, Krankheutsbildern, Symptomen und Präventionsmaßnahmen hätte leisten können.

Polizist mit Plattitüden

Mit Jochen Kopelke kommt in der Doku der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei zu Wort. Dass der Bremer dabei mit generalisierenden Floskeln um sich wirft, die anscheinend in jeder öffentlich-rechtlichen Berichterstattung bestimmte Stereotypen bedienen müssen, bleibt auch Benjamen Rolle nicht verborgen. Undifferenzierte Äußerungen wie „Poker spielt man nicht am Nachmittag wie Uno“, oder „Poker verleitet Leute in die Sucht“, stoßen dem professionellen deutschen Spieler sauer auf. Der macht deutlich, dass der Polizist nur einen kleinen Einblick in die Szene hat, was auch später noch einmal in der Doku deutlich wird, als der Polizist überzeugt davon ist, dass bei einem im TV übertragenen Turnier ausschließlich Top-Spieler sitzen würden.

Industrie redet nicht um den heißen Brei herum

Den authentischen Video-Part von GGPoker Manager Sven Stiel, der im Video gerne Boris Becker für die WSOP Paradise, aber ehrlicherweise auch für die Spielerakquise als Werbefigur gewinnen möchte, findet Rolle interessant und lobt u.a. auch wie Boris Becker Poker für die Allgemeinheit in einfachen Worten korrekt darstellt. Und die Aussagen von Christin Maschmann, Qualitätsmanagerin für GGPoker und die WSOP, bringen den sonst eher stoischen Online Pro dann auch einmal zum Lachen.

Verpasster Aufklärungscharakter! Nimmt sich „Bencb“ dessen jetzt an?

Benjamin Rolle stört sich vor allem an der Machart und dem Framing in der Doku. Spieler, die keine Winning Players sind, aber trotzdem zum Spaß pokern oder auch wegen der Erfahrung auf Live Turniere fahren, kann es laut der pokerkritischen Seite in der Doku und auch aus Sicht der Erzählerin anscheinend nicht geben. Ebenfalls sieht er es kritisch, dass man den Menschen die Fähigkeit abspricht für sich selbst entscheiden zu können. Auch der Unterton und die Wortwohl (z.B. dass Chris Moneymaker mit seinem WSOP Sieg Pokerfans das schnelle Geld „versprochen“ habe) helfen Rolles Meinung nach nicht dabei aufzuklären und zu informieren, sondern dienen nur dazu bestehende Ressentiments immer wieder zu bedienen.

Die Enttäuschung von Rolle über die WDR Story könnte neben den vielen spannenden Einblicken und Gedanken, die er in dem Reactions Video von sich gegeben hat, für seine Zuschauer und Abonnenten noch einen Zusatzeffekt haben: Vielleicht nimmt sich der deutsche Ausnahmespieler bei den Planungen von zukünftigem deutschsprachigen YouTube-Content ja selber der Aufklärung und Information über kritische Themen rund um Poker an.

Die deutsche Video-Premiere von Bencb mit den Reactions zur Pokerdoku