
Einer der ranghöchsten Bischöfe der Russisch-Orthodoxen Kirche in Westeuropa ist überraschend seines Amtes enthoben worden und es wird gemunkelt, dass Pokerchips seine Karriere gestoppt haben.
Metropolit Nestor, bürgerlich Evgeny Sirotenko, wurde kurzerhand defrocked, also seines Priesterstandes enthoben, und steht nun unter kirchlicher Untersuchung. Er soll Kirchengelder genutzt haben, um Pokerturniere zu spielen, aber eventuell ist es seine moderate Haltung zum Krieg in der Ukraine, die eher für Probleme gesorgt haben.
Auf The Hendon Mob kann man Sirotenko finden – Über $47.000 Turniergewinne, mit Cashes in Frankreich, den Niederlanden, Kambodscha und Tschechien. Besonders häufig trifft man ihn offenbar im Circus Club Paris an, wo er dieses Jahr ein €350-Turnier gewann und bereits 2022 seinen bislang größten Cash einfuhr: €7.664 für den Sieg in einem €500-Event.
Letzte Woche verkündete Patriarch Kirill persönlich, dass Metropolit Nestor ab sofort von all seinen Aufgaben entbunden sei. Betroffen sind Gemeinden in Frankreich, Spanien, Portugal und Italien, also ein beträchtlicher Teil der russisch-orthodoxen Diaspora in Westeuropa.

Kirche, Krieg und ein ziemlich schlechtes Timing
Nestor reiste kürzlich in die Tschechische Republik, wo er den ehemaligen Leiter der kirchlichen Außenbeziehungen Metropolit Hilarion traf. Hilarion lebt seit seiner Verbannung 2022 in Karlovy Vary, nur eine Stunde von Rozvadov entfernt – Heimat des King’s Resort, wo Sirotenko bereits mehrfach cashte.
Der Poker-Vorwurf kommt allerdings in einer Phase, in der mehrere Dinge zusammenkommen: Während Hilarion um seine kirchliche Rehabilitierung kämpft, hat sich Nestor wiederholt gegen den Krieg positioniert. Für Kirill war Nestor also schon lange ein Problem – Poker hin oder her.

Die Gemeinde steht hinter Nestor
Während Moskau den Metropoliten fallen lässt, sammeln Gemeindemitglieder in Paris bereits Unterschriften zu seiner Unterstützung. Sie beschreiben ihn als reflektierten, empathischen Hirten. Einige gehen sogar so weit zu sagen, sie würden ihm folgen, sollte er sich vom Moskauer Patriarchat lösen und sich der autonomen Konstantinopel-Kirche anschließen.
Poker als Vorwand – Macht als wahres Spiel
Am Ende glaubt kaum jemand ernsthaft, dass Nestors „Sünde“ ein paar mittelgroße Turnier-Buy-ins waren. Ja, ein Priester am Pokertisch wirkt für Außenstehende amüsant – und für die Orthodoxie vermutlich wie ein rotes Tuch. Aber der schnelle Rausschmiss passt zu gut in eine größere politische Agenda.








