
Die österreichische Glücksspiellandschaft steht vor einem großen Umbruch: Der seit Jahrzehnten bestehende Monopolstatus soll offenbar überdacht werden mit einem ehrgeizigen Gesetzesentwurf, der Online-Grinder und ausländische Anbieter vor erhebliche Hürden stellt.
Warum jetzt ein neues Gesetz?
Aktuell hält Casinos Austria mit seiner Tochterfirma win2day das alleinige Recht auf legales Online-Glücksspiel in Österreich. Allerdings existiert parallel ein riesiger Graumarkt: Internationale Poker- und Casinoanbieter sind trotz fehlender österreichischer Lizenz über EU-Angebote erreichbar – legal? Eher „grau“.
Praktisch wissen die Behörden oft nicht, wer dort spielt, und Spieler können beliebig zwischen legalem Monopol und halblegalen bzw. illegalen Seiten springen.
Da die aktuellen Konzessionen für Lotterien, Online-Glücksspiel und Casinos 2027 auslaufen, sieht die Regierung Handlungsbedarf. Noch 2025 soll ein neuer Gesetzesentwurf vorgelegt werden, mit dem Ziel einer Umsetzung bis Sommer 2026.
Was genau ist geplant?
- Zentrales Sperrregister für Spielerschutz
Wer sich sperren lässt, oder durch auffälliges Spielverhalten auffällt, landet in einer nationalen Datenbank. Dort erfasste Personen könnten anbieter- und spielformübergreifend vom Glücksspiel ausgeschlossen werden. - Härtere Kontrolle gegen ausländische Anbieter
Geplant sind technische Maßnahmen: IP-Sperren und Zahlungssperren („Payment-Blocking“) sollen verhindern, dass nicht lizenzierte Anbieter Zugriff auf heimische Spieler bekommen. Zugleich will man mit einem klaren Lizenzsystem festlegen, wer überhaupt legal Online-Glücksspiel anbieten darf. - Neuausrichtung der Lizenzpolitik
Offen ist noch, ob Österreich künftig ein eng begrenztes Monopol (oder Oligopol) weiterführt — oder einen liberaleren Markt mit mehreren Lizenznehmern zulässt. Auch die Höhe von Lizenzgebühren und die Anforderungen an Anbieter sind Teil der Diskussion.
Chancen und Risiken
Auf der positiven Seite könnte das neue Gesetz Struktur und Transparenz bringen: Für Spieler wie Anbieter würden klare Spielregeln gelten, der Markt könnte endlich stabil und reguliert werden, was insbesondere für seriöse Betreiber von Vorteil wäre. Der Spielerschutz würde gestärkt, und das Chaos rund um halblegale oder illegale Plattformen könnte eingedämmt werden.
Doch es gibt Bedenken: Ein zu streng regulierter Markt mit hohen Hürden könnte kleine Anbieter oder neue Marktteilnehmer abschrecken – womöglich bleibt das Monopol oder Oligopol bestehen, was den Wettbewerb begrenzt. Wenn Sperrregister und Blockaden nicht konsequent umgesetzt werden, besteht die Gefahr, dass der Markt weiterhin in der Grauzone operiert.
Vor allem für Online-Poker-Grinder, die sich bewusst in Österreich angesiedelt haben, könnte das massive Auswirkungen haben. Viele von ihnen verlegten ihren Lebensmittelpunkt nach Wien oder anderswo, weil Österreich bislang als relativ liberales Pflaster für Online-Poker galt. Wird das neue Regime eingeführt, steht die gesamte Szene womöglich vor einem tiefgreifenden Umbruch.
Wovon hängt es ab und was bleibt unklar
Bislang ist unklar, ob das Gesetz nur auf Betreiber mit Sitz in Österreich abzielt oder ob internationale Anbieter mit EU-Lizenz ebenfalls umfassend reguliert und blockiert werden sollen. Auch die konkrete Umsetzung der Sperrmechanismen (z. B. IP- vs. Payment-Blocking) und die Kontrolle der Lizenznehmer bleibt offen.
Ob sich der Online-Poker-Markt in Österreich nachhaltig verändern wird oder ob Schlupflöcher bleiben, wird maßgeblich davon abhängen, wie konsequent Regulierung und Überwachung umgesetzt werden. Die kommenden Monate dürften entscheidend sein, bevor mit dem Ablauf der Konzessionen 2027 der Druck steigt.








