Neue Details im Poker-Betrugsfall um Chauncey Billups

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Ermittler mit Mafia Bildern
  • Technik wie aus einem Heist-Movie: Manipulierte Shuffler, X-Ray-Tische und markierte Karten im Einsatz
  • Billups als Lockvogel der Mafia: NBA-Coach soll gezielt reiche Spieler an manipulierte Tische gelockt haben
  • Koordiniertes Betrugsnetzwerk: Echtzeit-Kommunikation zwischen Operator, Quarterback und Cheating-Team

Nach der spektakulären Verhaftung von Chauncey Billups, Head Coach der Portland Trail Blazers, sind jetzt weitere Details über das Mafia-Netzwerk rund um manipulierte High-Stakes-Pokerturniere ans Licht gekommen. 

Über 30 Personen wurden inzwischen festgenommen, darunter auch der ehemalige NBA-Spieler Damon Jones. Beide, Jones und Chauncey, sollen als sogenannte „Face Cards“ gezielt in illegale Pokerrunden eingebunden worden sein, um wohlhabende Prominente, sogenannte „Fische“, an die Spieltische zu locken. 

Das FBI wirft ihnen vor, sich an einem gross angelegten Betrugssystem beteiligt zu haben, das von Mitgliedern der Bonanno-, Genovese-, Gambino- und Lucchese-Familien kontrolliert wurde.

So gingen die Betrüger vor

Die Details der Betrugsmasche lesen sich wie aus einem Hollywood-Drehbuch. Mithilfe manipulierten Equipments wie X-Ray-Pokertischen, markierten Karten und Deckmate-Shufflern, die heimlich das komplette Deck auslesen konnten, wurde das Spiel manipuliert. 

Die Informationen über die Kartenverteilung wurden live an einen „Operator“ ausserhalb des Casinos übermittelt, der wiederum einem „Quarterback“ am Tisch per Handy Hinweise gab. Dieser signalisierte den restlichen Betrügern subtil, wer gerade die stärkste Hand hielt, etwa durch das Berühren bestimmter Chips, das Kratzen am Kinn oder das Platzieren von Gegenständen auf dem Tisch. Selbst Sonnenbrillen und Kontaktlinsen mit Spezialfiltern gehörten zum Arsenal. 

Laut Justizministerium verloren einzelne Spieler dadurch in nur einer Runde bis zu 1,8 Millionen US-Dollar.

Die Schlüsselpersonen des Skandals

Im Mittelpunkt der Ermittlungen stehen drei prominente Namen: Chauncey Billups, Terry Rozier und Damon Jones. Alle drei wurden im Rahmen zweier separater, aber eng miteinander verknüpfter Ermittlungen verhaftet.

Chauncey Billups, NBA-Champion von 2004 und Head Coach der Portland Trail Blazers, soll laut Anklage über Jahre hinweg an manipulierten Pokerrunden teilgenommen haben. Der 49-Jährige wurde als sogenannte „Face Card“ eingesetzt, um durch seinen Star-Status reiche Mitspieler an die Tische zu locken. In mindestens einem Fall soll er für seine Mitwirkung an einem manipulierten Spiel in Las Vegas 50.000 $ erhalten haben. Seine Anwälte bestreiten sämtliche Vorwürfe und betonen, dass Billups nie Glücksspiel betrieben oder seine Rolle als Coach missbraucht habe.

Terry Rozier, Shooting Guard der Miami Heat, steht wegen einer anderen, aber ebenso schwerwiegenden Anschuldigung vor Gericht: Insiderwetten. Er soll im März 2023 im Vorfeld eines Spiels einem Komplizen mitgeteilt haben, dass er das Match frühzeitig verlassen werde, was dann auch genau so geschah. Auf diese Weise konnten die Komplizen hohe Gewinne bei sogenannten „Prop Bets“ einstreichen. Auch Rozier weist die Vorwürfe zurück. Sein Anwalt kritisiert die „medienwirksame Festnahme“ und bezeichnet die Beweislage als schwach.

Damon Jones, ehemaliger NBA-Spieler und Assistenztrainer, soll gleich an beiden kriminellen Netzwerken beteiligt gewesen sein. Einerseits als „Face Card“ bei den Pokerbetrügereien, andererseits als Insider-Quelle für manipulierte Sportwetten.

Neben diesen drei NBA-Persönlichkeiten stehen laut Anklage auch mehr als ein Dutzend mutmaßliche Mitglieder der Bonanno-, Gambino-, Genovese- und Lucchese-Familien vor Gericht. Sie sollen die Infrastruktur für die illegalen Pokerturniere bereitgestellt und durch Drohungen, Gewalt sowie Geldwäsche über Krypto- und Scheinfirmen für die reibungslose Abwicklung gesorgt haben.

Die Glaubwürdigkeit der Liga steht auf dem Spiel

Mit dem Beginn der neuen NBA-Saison und einem milliardenschweren TV-Deal im Rücken ist der Imageschaden für die Liga enorm. Beobachter vergleichen die Enthüllungen bereits mit den grössten Wettskandalen der Sportgeschichte. 

NBA-Kommissar Adam Silver kündigte an, Prop Bets, also etwa Wetten auf die Auswechslung eines Spielers, in Zukunft deutlich stärker regulieren zu wollen. 

Gleichzeitig betonten Billups’ und Roziers Anwälte ihre Unschuld. Billups’ Vertreter erklärte: „Ein Mann wie Chauncey riskiert nicht seinen Ruf, seine Freiheit und seine Hall-of-Fame-Karriere. Schon gar nicht wegen eines Kartenspiels.“

Den Hauptbeschuldigten drohen Jahrzehnte hinter Gittern. Die Anklage umfasst gleich mehrere schwere Vergehen: Verschwörung zum Datenbetrug, illegales Glücksspiel, Geldwäsche, Erpressung und Raub. Jedes Einzelne kann mit bis zu 20 Jahren Haft bestraft werden. 

Billups, Jones und Rozier wurden zwar unter Auflagen freigelassen, der Weg zurück auf das Spielfeld scheint aber zumindest momentan in weiter Ferne. Ihre Pässe sind eingezogen, ihre Teams haben sie suspendiert und ihre Zukunft hängt nun von den Richtern ab.

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