Auch für Poker-Anbieter: Estland senkt Online-Glücksspielsteuer

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Estland Flagge
  • Steuersenkung auf 4 %: Estland will Anbieter aus Malta und Co. anlocken
  • Poker im Fokus: Neue Impulse für den iGaming-Sektor erwartet
  • Politische Debatte: Kritiker warnen vor Einnahmeverlusten und Risiken

Viele Länder ziehen derzeit die Daumenschrauben bei Glücksspielanbietern an. Ein kleines Land im Baltikum geht dagegen einen ganz anderen Weg. Das estnische Parlament in Tallinn hat am 21. Oktober 2025 eine stufenweise Senkung der Online-Glücksspielsteuer von derzeit 6 % auf 4 % beschlossen. Bereits 2025 soll der Satz auf 5 % sinken. Die finale Reduktion auf 4 % ist für 2027 bzw. 2029 vorgesehen, allerdings nur, wenn bestimmte Einnahmeziele erreicht werden. 

Diese Änderung des „Gambling Tax Act“ ist Teil einer grösseren Steuerreform, mit der Estland gezielt internationale Anbieter anlocken möchte. Gerade in der Pokerbranche könnte das für neue Dynamik sorgen, schliesslich spielt Online-Poker eine Schlüsselrolle im globalen iGaming-Geschäft.

Wird Estland zur neuen Poker-Hochburg?

Die estnische Regierung verfolgt eine klare Strategie. Mehr lizenzierte Anbieter sollen ihren Sitz ins baltische Land verlagern, um dort Steuern zu zahlen und zugleich lokale Sport- und Kulturprojekte zu finanzieren. 

Aussenminister Margus Tsahkna rechnet mit einem Anstieg der jährlichen Steuereinnahmen von aktuell 22 Mio. € auf 30 Mio. € bis 2028. Premierminister Kristen Michal zog sogar Parallelen zur Abschaffung der estnischen Körperschaftsteuer in früheren Jahren, die zunächst heftig kritisiert, später aber als wirtschaftlicher Turbo gefeiert wurde. 

Auch in der Pokerbranche wächst das Interesse: Anbieter, die bislang in Malta lizenziert sind, könnten angesichts der geringeren Steuerlast nach Tallinn umziehen.

Wunschdenken oder mutiger Schritt?

Aber nicht alle teilen den Optimismus der Regierung. Der ehemalige Finanzminister Mart Võrklaev warnt vor erheblichen Haushaltsrisiken. Er prognostiziert Mindereinnahmen von bis zu 10 Mio. € bis 2028, sollte der erwartete Zustrom neuer Anbieter ausbleiben. 

Zudem verweist er darauf, dass selbst nach der letzten Steuererhöhung 2023 neun neue Betreiber den Markteintritt wagten. Das Ziel, ein „Remote Gambling Paradise“ zu schaffen, hält er für politisch motiviert und wirtschaftlich wacklig.

Finanzaufsicht wird ausgebaut

Während Länder wie Grossbritannien oder die USA neue Abgaben auf Glücksspielgewinne planen, positioniert sich Estland bewusst als liberale Alternative. Besonders im Online-Poker könnte das ein Wettbewerbsvorteil sein. 

Viele Anbieter suchen stabile, technikaffine Standorte mit klaren Regeln und attraktiven Steuersätzen. Zugleich plant die Regierung, die Aufsicht durch die „Financial Intelligence Unit“ zu verstärken, um Missbrauch und Geldwäsche vorzubeugen.

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