
- Kampfansage: Indonesien blockierte zwischen dem 20. Oktober und 2. November 2025 über 2,4 Millionen Webseiten und Inhalte.
- Grenzüberschreitende Bedrohung: Präsident Prabowo beziffert den jährlichen Verlust durch Online-Glücksspiel auf acht Milliarden Dollar.
- Schockierende Statistik: 80’000 Kinder unter zehn Jahren waren bereits dem Glücksspiel ausgesetzt.
Indonesien intensiviert seinen Kampf gegen illegales Online-Glücksspiel mit beispielloser Härte. Wie Kommunikations- und Digitalministerin Meutya Hafid am 6. November in Jakarta bekannt gab, hat ihr Ministerium allein zwischen dem 20. Oktober und dem 2. November 2025 über 2,4 Millionen Webseiten und Online-Inhalte vom Netz genommen, darunter 2,1 Millionen Glücksspiel-Webseiten.
Die Behörden entdeckten zudem rund 123’000 Inhalte auf Social-Media-Plattformen, die das illegale Spiel bewarben: 106’000 auf Meta-Plattformen, 41’000 auf Google und YouTube sowie 18’600 auf X. Parallel dazu identifizierten die Ermittler 23’604 Bankkonten, die für Glücksspieltransaktionen genutzt wurden. Diese Konten sollen nun gesperrt werden.
Die drastischen Massnahmen zeigen bereits Wirkung: Laut der indonesischen Finanzaufsicht PPATK sanken die Online-Glücksspiel-Transaktionen 2025 um beeindruckende 57 Prozent auf umgerechnet rund 9,3 Milliarden Franken. Im Vorjahr waren es noch 21,5 Milliarden Franken gewesen.
Präsident warnt vor acht Milliarden Dollar Verlust
Auf dem APEC-Gipfel in Südkorea schlug Präsident Prabowo Subianto am 2. November Alarm und bezeichnete illegales Online-Glücksspiel als ernsthafte Bedrohung für Indonesiens wirtschaftliche und soziale Stabilität.
«Wir verlieren jährlich rund acht Milliarden Dollar allein durch Geldabflüsse ins Online-Glücksspiel», rechnete Prabowo vor den versammelten Staatschefs vor, darunter Chinas Präsident Xi Jinping. Der Präsident appellierte eindringlich an die 21 APEC-Mitgliedstaaten, gemeinsam gegen diese grenzüberschreitende organisierte Kriminalität vorzugehen.
Die Dringlichkeit seiner Worte unterstreicht die Dimension des Problems: Etwa 80 Prozent der indonesischen Online-Spieler verdienen weniger als 300 Franken monatlich. Dies sind also Menschen, die sich den Verlust ihrer Ersparnisse am wenigsten leisten können. Minister Yusril Ihza Mahendra brachte es auf den Punkt: «Wir sprechen von einem realen sozialen Problem. Viele Familien haben ihre Ersparnisse verloren, ihre Haushalte wurden zerstört, und sogar Kinder wurden dem Glücksspiel ausgesetzt.»
Schockierende Zahlen: 80’000 Kinder betroffen
Die erschütterndsten Erkenntnisse liefert die PPATK mit Blick auf die jüngsten Opfer: Rund zwei Prozent aller Glücksspieler in Indonesien sind unter zehn Jahre alt. Insgesamt gebe es etwa 80’000 Kinder, die bereits mit Glücksspiel in Berührung gekommen sind.
Yusril Ihza Mahendra, Vorsitzender des Anti-Geldwäsche-Komitees TPPU, kündigte an, dass indonesische Gerichte bereits über weitreichende Befugnisse verfügen, um Gelder von Glücksspiel-Betreibern zu beschlagnahmen. Befugnisse, die seiner Ansicht nach «bisher selten optimal genutzt wurden». Gerichte können Glücksspiel-Betreibern bis zu zehn Jahre Haft auferlegen, aktiven Spielern drohen bis zu drei Jahre Gefängnis.
Die PPATK hat dieses Jahr zudem mit einem automatisierten Erkennungssystem Hunderttausende Sozialhilfe-Zahlungen an Bürger ausgesetzt, die des Online-Glücksspiels verdächtigt werden.
Poker-Branche massiv unter Druck
Die Auswirkungen des Kampfes gegen Online-Glücksspiel sind in der Poker-Szene deutlich spürbar. IDNPoker, einst die zweitgrösste Online-Poker-Plattform weltweit, verzeichnet einen dramatischen Einbruch: Während 2019 noch durchschnittlich 5’000 Spieler gleichzeitig aktiv waren, sind es heute nur noch etwa 2’000.
Die Entwicklung in Indonesien, dem viertbevölkerungsreichsten Land der Welt, spiegelt einen regionalen Trend in Südostasien wider: Thailand verbot kürzlich Poker erneut, nachdem es zuvor noch die World Poker Tour willkommen geheissen hatte. Vietnam klagte über 140 Personen wegen illegalen Glücksspiels an, China verstärkt seine Bemühungen gegen Betrugs-Netzwerke in Myanmar und Kambodscha.
Ministerin Hafid betonte, dass Indonesien die internationale Zusammenarbeit suchen werde, da Online-Glücksspiel längst zu einem grenzüberschreitenden Verbrechen geworden sei. Diese Einschätzung teilte auch ein UN-Bericht von 2024, der Südostasien als Brennpunkt für Cyberkriminalität und illegales Online-Glücksspiel bezeichnete.







