Pokerprofi Seth Davies löst Debatte über Turnierstart-Zeiten aus

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Seth Davies nach einem Turniersieg
  • Frühe Startzeiten als Lösung: Seth Davies fordert 10-Uhr-Starts für Poker-Turniere, um Spieltage nicht mehr bis Mitternacht dauern zu lassen.
  • Geteilte Meinungen der Profis: Top-Profis wie Jason Koon und Jeremy Ausmus unterstützen frühere Zeiten, während Alex Theologis späte Starts bevorzugt.
  • Vorteil für Casinos: Spieler hätten nach frühem Ausscheiden mehr Zeit zum Geldausgeben in Restaurants und Spielbereichen.

Der amerikanische High-Roller-Spezialist Seth Davies hat in der Poker-Welt eine heftige Diskussion ausgelöst. Seine Forderung: Poker-Turniere sollten bereits um 10 Uhr morgens beginnen. 

Der für seine Erfolge auf der PokerGO Tour, der Triton Poker Series und beim Super High Roller Bowl bekannte Profi argumentiert, dass frühe Startzeiten auch den ausrichtenden Casinos erhebliche Vorteile brächten. 

Davies‘ Vorschlag polarisiert. Während namhafte Profis wie Jeremy Ausmus und Jason Koon ihm beipflichten, stösst die Idee bei anderen auf vehementen Widerspruch.

Late Registration als Schlüssel zum Kompromiss

Davies‘ Konzept basiert auf der heute üblichen Praxis der späten Registrierung. Ein Turnier, das um 10 Uhr beginnt und eine dreistündige Late-Registration-Phase bietet, würde es Spielern ermöglichen, bis zum frühen Nachmittag einzusteigen, ohne dass der Spieltag erst gegen Mitternacht endet. 

Jeremy Ausmus unterstützt diese Vision mit einer klaren Forderung: «Ich mache mir Sorgen, dass 10 Uhr einige Leute abschrecken könnte. Aber wie wäre es, wenn wir nie wieder bis 2 Uhr morgens spielen müssten?» Die World Series of Poker führt bereits mehrere Turniere mit 11-Uhr-Starts durch, was zeigt, dass der Trend zu früheren Zeiten bereits in Gang gekommen ist.

Einen interessanten Aspekt bracbte Katie Stone ins Spiel. Späte Turnierenden raubten Pokerspielern demnach die Möglichkeit, nach dem Ausscheiden noch Geld in den Casinos zu lassen. Davies griff diesen Gedanken begeistert auf: «Es muss doch besser für das gastgebende Casino sein, wenn der durchschnittliche Pokerspieler um 18 oder 19 Uhr aus dem Turnier ausscheidet und dann noch spielen, einkaufen, essen gehen kann.» 

Jason Koon, selbst ein regelmässiger Teilnehmer der höchsten Turnierstufen, pflichtete ihm bei und wies Kritiker zurecht: «Ich sehe ständig, dass man uns unterstellt, wir könnten die Belastung nicht mehr bewältigen. Das ist kompletter Unsinn. Wir können genauso lange spielen wie früher, wir entscheiden uns dagegen, weil wir heute besser informiert sind. Poker ist kein zwielichtiges Hinterzimmer-Spiel mehr. Millionen Menschen geniessen es als Unterhaltung, und die Branche muss sich anpassen.»

Traumzeitplan versus Nachteulen-Perspektive

Weltmeister Martin Jacobson von 2014 brachte seinen idealen Turniertag prägnant auf den Punkt: «9-Uhr-Start, 13-Uhr-Mittagspause, 19-Uhr-Bagging. 10-Uhr-Neustart.» Davies‘ Reaktion liess keine Zweifel an seiner Zustimmung: «Traumzeitplan». 

Doch nicht alle teilen diese Begeisterung. Alex Theologis vertritt die Gegenseite und macht deutlich, dass es auch andere Bedürfnisse gibt: «Ich würde es vorziehen, wenn Turniere um 18 Uhr beginnen und um 4 Uhr morgens enden, statt das, was du vorschlägst. Ich bin mir nicht sicher, wie fair es ist, zu behaupten, dass fast niemand Turniere mag, die am Nachmittag starten. Ich finde, das ist ein guter Kompromiss zwischen Frühaufstehern und Nachteulen, und ich würde 10-Uhr-Starts hassen.»

Die Debatte zeigt einmal mehr, wie unterschiedlich die Bedürfnisse innerhalb der Poker-Community sind. Während die einen von mehr Schlaf, geregelteren Tagesabläufen und zusätzlicher Freizeit nach dem Turnier träumen, sehen andere gerade in den späten Startzeiten den Charme und die Tradition des Pokerspiels. Was als scheinbar simple Frage nach der optimalen Startzeit begann, entpuppt sich als grundsätzliche Diskussion über die Zukunft des Turnier-Pokers: Soll das Spiel sich weiter professionalisieren und an moderne Lebensgewohnheiten anpassen, oder gehören die langen Nächte am Pokertisch zur DNA dieses Sports? Eine Antwort darauf bleibt die Community vorerst schuldig.

In der europäischen Turnierszene haben sich jedenfalls Startzeiten am Nachmittag etabliert. Das Grand Casino Liechtenstein beispielsweise beginnt seine Turniere üblicherweise zwischen 14 und 15 Uhr. 

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