
- Historisches Urteil in Kanada: Ontarios Court of Appeal erlaubt Online-Poker mit internationalen Spielern.
- Poker-Markt stagniert: Während Casinos und Wetten um 36 bzw. 23 Prozent wuchsen, blieben Peer-to-Peer-Poker-Einnahmen unverändert.
- Berufung vor Supreme Court möglich: Canadian Lottery Coalition aus sieben Provinzen äussert Bedenken wegen illegalen Glücksspiels.
Das höchste Berufungsgericht Ontarios hat am Mittwoch eine wegweisende Entscheidung getroffen, die die Online-Poker- und Fantasy-Sports-Landschaft der Provinz grundlegend verändern könnte.
In einem Urteil entschied der Court of Appeal for Ontario, dass es nach dem kanadischen Strafgesetzbuch rechtmässig wäre, wenn auf Provinzebene regulierte Online-Gaming- und Sportwetten-Seiten Peer-to-Peer-Wetten zwischen in Ontario ansässigen Spielern und solchen ausserhalb Kanadas ermöglichen. Vorausgesetzt, alle regulatorischen Schutzmassnahmen sind vorhanden.
Die Entscheidung wurde durch eine Order-in-Council von Premier Doug Fords Kabinett im vergangenen Jahr ausgelöst, die das Gericht aufforderte, folgende Frage zu klären: «Würden legales Online-Gaming und Sportwetten nach dem Strafgesetzbuch rechtmässig bleiben, wenn Nutzer an Spielen und Wetten mit Personen ausserhalb Kanadas teilnehmen dürften?»
Chief Justice Michael Tulloch schrieb in seiner Urteilsbegründung, dass die Entscheidung auf der Interpretation des Strafgesetzbuches beruhe und «eine Mehrheit des Gerichts zu dem Schluss gekommen ist, dass Online-Gaming und Sportwetten nach Ontarios vorgeschlagenem Plan rechtmässig bleiben würden».
Stagnierende Poker-Zahlen trotz Milliardenmarkt
Die Entscheidung könnte für Ontarios Online-Poker-Szene zum Wendepunkt werden. Seit die Provinz im April 2022 ihr reguliertes Online-Gaming-Lizenzierungsregime startete, wurden Spieler faktisch abgeschirmt.
Lizenzierte Seiten wie PokerStars, 888poker und PartyPoker operieren unter der Aufsicht von iGaming Ontario, doch Spieler müssen sich physisch in der Provinz befinden und können nur untereinander spielen.
Die Folge: Online-Poker macht derzeit nur etwa zwei Prozent des gesamten provinziellen Online-Gaming-Marktes aus. Während andere Bereiche wie Casino-Gaming um 36 Prozent und Wett-Gaming um 23 Prozent wuchsen, stagnierten die Peer-to-Peer-Poker-Einnahmen komplett.
Widerstand aus anderen Provinzen
Die Entscheidung stiess auf erheblichen Widerstand von Lotterie- und Gaming-Agenturen aus nahezu jeder anderen kanadischen Provinz. Die Canadian Lottery Coalition äusserte die Befürchtung, dass Ontarios Plan «zur weiteren Verbreitung illegalen Online-Glücksspiels in den Jurisdiktionen führen könnte, in denen sie tätig sind».
Die Gruppe zeigte sich am Mittwoch in einer Stellungnahme «ermutigt», dass die Gerichtsentscheidung «anerkannte, dass Spieler in unseren Jurisdiktionen nicht an Spielen oder Wetten teilnehmen dürfen, es sei denn, es besteht eine Vereinbarung mit unseren Provinzen».
Gaming-Experte Don Bourgeois würde sich nicht wundern, wenn die Entscheidung vor dem Supreme Court of Canada angefochten würde: «Ich erwarte, dass Berufung eingelegt wird, aber es könnte Dynamiken im Spiel sein, die sagen: ‹OK, lasst uns weitermachen›», erklärte er.







