
- 429’000 CHF trotz Anklage: Yifrach gewinnt beim NAPT Las Vegas, obwohl ihm 20 Jahre Haft drohen.
- Kein Einzelfall im Poker: Es gab in der Vergangenheit mehrere angeklagte Spieler, die ungehindert an Major-Turnieren teilnahmen.
- Branche ohne Kontrolle: Fehlende zentrale Autorität ermöglicht rechtlich belasteten Spielern freie Turnierteilnahme.
Gal Yifrach hat am 12. November das PokerStars North American Poker Tour (NAPT) Las Vegas Main Event gewonnen und sich damit 543’025 US-Dollar (rund 429’000 CHF) gesichert.
Der Triumph hat allerdings einen bitteren Beigeschmack: Yifrach steht unter bundesstaatlicher Anklage wegen Betreibens eines illegalen Glücksspielgeschäfts und Geldwäsche.
Die Staatsanwaltschaft wirft Yifrach vor, seit 2018 einen Ring illegaler Video-Spielautomaten in Kalifornien mitbetrieben und die Erlöse durch Casino-Chip-Umtausch, Immobilienkäufe und Bankeinlagen gewaschen zu haben.
Zwei Anklagepunkte, bis zu 20 Jahre Haft
Yifrach sieht sich zwei Anklagepunkten gegenüber, die aus einem Bundesverfahren stammen, das erstmals 2022 eingereicht und 2025 erweitert wurde. Ihm drohen bei einer Verurteilung bis zu 20 Jahre Gefängnis und Geldstrafen von bis zu 500’000 US-Dollar (rund 395’000 CHF).
Eine im Januar 2025 eingereichte ergänzende Anklage behauptet, dass sein illegales Glücksspielgeschäft 16 Monate nach der ursprünglichen Anklageerhebung bis Juli 2023 weiterlief. Dies wirft Fragen auf, inwieweit Turniergewinne und Buy-ins mit illegalen Geldern verflochten waren. Dennoch durfte Yifrach gegen Kaution auf freiem Fuss bleiben und weiter an Turnieren teilnehmen.
Der Fall sorgt für Unbehagen in der Community. Anders als professionelle Sportligen verfügt Poker über keine zentrale Verwaltungsinstanz mit disziplinarischer Autorität. Turnierveranstalter verlassen sich typischerweise auf rechtliche Urteile, was bedeutet, dass angeklagte oder unter Ermittlung stehende Spieler frei teilnehmen können, solange sie nicht verurteilt oder durch Venue-Richtlinien ausgeschlossen sind.
PokerStars, Eigentümer und Betreiber der NAPT, hat sich bislang nicht zu Yifrachs Teilnahmeberechtigung geäussert oder angekündigt, ob künftige Events Überprüfungsprotokolle einführen werden.
Kein Einzelfall in der Poker-Branche
Yifrach ist bei Weitem nicht der erste Spieler, der trotz Anklage an bedeutenden Turnieren teilnimmt.
Erst vor Kurzem nahm beispielsweise der wegen Finanzbetrugs als schuldig befundene George Janssen am 2025 Mid-States Poker Tour Event teil und gewann dieses sogar. Daniel Blieden gab sogar zu, gestohlene Gelder aus Überweisungsbetrug und Veruntreuung für Entry Fees verwendet zu haben. Er wurde später zu 6,5 Jahren Haft verurteilt.







