
- Stil-Clash im Finale: Nüchterner, fokussierter Lee gegen lässigen Neilson.
- Dramatisches Comeback: Lee dreht 2:1-Rückstand im Heads-up mit Bluff-Catch gegen Neilsons River-Shove.
- Superstar-Feld: 39 Elite-Spieler schaffen 1’800’000 USD Preispool. O’Dwyer kämpft mit Jetlag, Hrabec nach Super High Roller-Sieg dabei.
Wenn zwei komplett unterschiedliche Poker-Philosophien aufeinandertreffen, entsteht manchmal pure Magie. Beim 50’000 USD APT Superstar Championship-Finale lieferten sich Calvin Lee und Daniel Neilson ein solches denkwürdiges Duell und am Ende setzte sich der disziplinierte Amerikaner gegen den trinkfreudigen Australier durch. Die Belohnung: TWD 18’726’502 (525’000 CHF) und eine goldene Löwen-Trophäe.
High Roller versammeln sich in Taipeh
Das TWD 1,5M Buy-in lockte 39 mutige Seelen nach Taiwan, die zusammen einen Preispool von 1’800’000 USD aufbauten. Die Teilnehmerliste las sich wie das Who’s Who der High-Stakes-Szene: Steve O’Dwyer flog extra ein, Roman Hrabec kam direkt von seinem Super High Roller-Triumph, und auch Samuel Mullur sowie Daniel Smiljkovic waren am Start.
Lee kannte die Eventserie bereits. Vor wenigen Monaten hatte er beim APT Incheon die Superstar Challenge gewonnen, und nach Tag 1 führte er das Feld mit einem gigantischen Stack an.
Jetlag und verpasste Draws
Sieben Spieler erreichten das Geld. Alex Wice aus Thailand hatte bereits tags zuvor den zweiten Platz im Super High Roller belegt und wollte nun endlich ganz oben stehen. Doch seine Damen liefen in Neilsons Könige (77’000 CHF).
Steve O’Dwyer hatte Pech mit seiner Reiseplanung. Ein gestrichener Flug und ein heftiger Jetlag machten ihm zu schaffen. Mit Pocket-Siebenen wagte er den Push gegen Lees Ass-König, doch der Flop brachte die Overcard. Immerhin gab es ein 95’000 CHF Trostpflaster für den Iren.
Chin Wei Lim aus Malaysia erwischte einen guten Spot mit König-Dame auf einem vielversprechenden Board, aber Vincent Huang aus Neuseeland hatte die Pocket-Asse parat. Die erhoffte Straight kam nicht, und Lim verabschiedete sich mit 127’000 CHF.
Der Wendepunkt
Lees Weg zum Titel schien vorgezeichnet. Er kontrollierte das Geschehen, sammelte Pot um Pot ein. Doch dann kam die Wende: Daniel Neilson spielte seine Asse so slow, dass Lee voll in die Falle tappte. Der Double-up verschob die Machtverhältnisse dramatisch.
Vincent Huang versuchte sein Glück mit Ass-Zehn gegen Lees Button-Raise, doch der Amerikaner hielt Ass-Dame. 182’000 CHF für Platz 4.
Three-handed eskalierte die Situation. Dylan Linde fand endlich seine Premium-Hand, Könige. Perfekt, um gegen Neilsons Button-Shove zu callen. Dumm nur, dass der Australier Damen hatte und der Flop ihm ein Set bescherte. Turn und River brachten keine Rettung mehr für Linde (242’000 CHF).
Zwei Welten prallen aufeinander
Das Heads-Up war ein Lehrstück in Kontrasten. Auf der einen Seite Neilson: gebeugt über den Tisch, buntes Hemd, Bart, ein Drink in Reichweite. Auf der anderen Seite Lee: kerzengerade Haltung, frisch rasiert, nüchtern und fokussiert. Zwei völlig verschiedene Herangehensweisen ans Spiel.
Lee startete mit einem 2:1-Chip-Nachteil. Bitter, nachdem er fast das gesamte Turnier dominiert hatte. Doch er blieb geduldig, arbeitete sich Schritt für Schritt heran.
Die Schlüsselhand entwickelte sich scheinbar harmlos. Nach einem kostenlosen Flop und Checks auf Turn und River setzte Neilson 280`000. Lee erhöhte auf 1’400’000. Neilson antwortete mit einem All-in über etwa 5 Millionen.
Lee dachte lange nach. Sehr lange. Dann der Call mit Two-Pair. Neilson? Hatte gar nichts. Ein Bluff im falschen Moment gegen den falschen Gegner.
Von da an war das Match gelaufen. Lee sammelte die restlichen Chips ein und krönte sich zum Champion.
Die Ergebnisse:
| Platz | Spieler | Land | Preisgeld |
| 1 | Calvin Lee | USA | 525’000 CHF |
| 2 | Daniel Neilson | AUS | 366’000 CHF |
| 3 | Dylan Linde | USA | 242’000 CHF |
| 4 | Vincent Huang | NZL | 182’000 CHF |
| 5 | Chin Wei Lim | MYS | 127’000 CHF |
| 6 | Steve O’Dwyer | IRL | 95’000 CHF |
| 7 | Alex Wice | THA | 77’000 CHF |
Mission erfüllt
«Dieser Sieg bedeutet mir wirklich etwas», erklärte Lee später. «Eine Bullet, viele Hochs und Tiefs. Am Final Table lief es super, dann gab ich Dan den Double-up. Er ist interessant, spielt gut, trinkt aber ständig.»
«Im Heads-up mit einem 2:1-Rückstand zu starten und dann ohne Deal, ohne zweite Chance zurückzukommen. Ja, das werde ich nicht vergessen.»
Als Gewinner erhält Lee zudem einen Free Entry fürs APT Championship Main Event. Da er bereits einen vom Incheon-Sieg hat, besitzt er nun zwei. Vielleicht sollte er einen an Neilson weitergeben, der könnte ihn gebrauchen.







