
- Backgammon-Champion wird Poker-Star: Zizka gewinnt 1’060’000 CHF und damit fast so viel wie alle bisherigen Live-Earnings der letzten zwei Jahre zusammen.
- Durchbruchsjahr 2025: WSOP-Bracelet gegen Shaun Deeb, drei WSOPE Final Tables und jetzt Million-Dollar-Score in Brasilien.
- Duell der Gegensätze: Stoischer Zizka lässt Chips sprechen, während Landsmann Kabrhel lautstark polarisiert und unter Buhrufen auf Platz 4 ausscheidet.
Während sein Landsmann Martin Kabrhel wie üblich lautstark für Unterhaltung und Kontroversen sorgte, schrieb Zdenek Zizka am Final Table der Brazilian Series of Poker die Schlagzeilen.
Der stille Tscheche liess seine Chips sprechen und sicherte sich beim Super High Roller Main Event den Titel samt R$6’000’000 (1’060’000 CHF) und damit den mit Abstand grössten Score seiner noch jungen Poker-Karriere.
Duell der Gegensätze
Selten war ein Kontrast am Pokertisch so offensichtlich. Kabrhel, der zuvor das $30K SHR gewonnen hatte, füllte den Raum mit seinem nicht enden wollenden Geplapper. Seine polarisierenden Aktionen lieferten Material für etliche Highlight-Reels und sorgten für die gewohnte Aufregung.
Zizka? Das komplette Gegenteil. Stoisch, konzentriert, nahezu wortlos. Den ganzen Tag über liess er Chips und Karten für sich sprechen, und genau dieser Ansatz führte ihn zum Erfolg gegen ein Elite-Feld.
Dramatischer Final Table
Die ersten beiden Eliminierungen gingen schnell über die Bühne. Tavares verlor mit Dame-Dame gegen ein stärkeres Overpair, kurz darauf scheiterte Ladva mit Buben gegen ein Set. Als nur noch vier Spieler übrig waren, übernahmen Zizka und Boianovsky die Kontrolle, die beiden teilten die meisten Pots unter sich auf.
Dann kam der Moment, auf den alle gewartet hatten. Kabrhel, mittlerweile short, ging mit Neunen gegen Bruschis Buben aufs Ganze. Der Flop brachte ihm ein Set und löste enthusiastischen Jubel aus. Doch der Turn war grausam. Ein weiterer Bube gab Bruschi ein höheres Set. Die Reaktion im Raum war heftig: Kabrhel kassierte beim Verlassen einen Chor von Buhrufen für seinen vierten Platz.
Mit nur noch drei Spielern wurde es richtig dynamisch. Die Chips wanderten hin und her, Bruschi holte sich Double-ups, Boianovsky baute zwischenzeitlich seinen Stack aus. In einem entscheidenden All-in mit drei Beteiligten setzte sich Zizka mit Siebenen durch und eliminierte gleichzeitig Bruschi, dessen Turnier auf Rang 3 endete.
Der Weg zum Titel
Im Duell um den Sieg hatte Boianovsky anfangs etwas mehr Chips, doch Zizka kämpfte sich zurück. Ein cleverer Call in einer Situation, in der sein Gegner seinen Draw verfehlte, drehte das Momentum. Ab diesem Punkt kontrollierte der Tscheche das Match.
Boianovsky schob seine letzten Chips mit Ass-Neun in die Mitte, Zizka hatte ein Zehner-Pair. Das Board änderte nichts und Zizka war Champion. Ausgerechnet Kabrhel war der Erste am Tisch, um zu gratulieren.
Der frischgebackene Champion machte bereits klar: 2026 will er wiederkommen und seinen Titel verteidigen. Bei seiner aktuellen Form wäre er mit Sicherheit ein heißer Kandidat.
Die Ergebnisse:
| Platz | Spieler | Land | Preisgeld |
| 1 | Zdenek Zizka | CZE | 1’060’000 CHF |
| 2 | Felipe Boianovsky | BRA | 671’000 CHF |
| 3 | Renan Bruschi | BRA | 477’000 CHF |
| 4 | Martin Kabrhel | CZE | 353’000 CHF |
| 5 | Ottomar Ladva | EST | 265’000 CHF |
| 6 | Gabriel Tavares | BRA | 211’000 CHF |
Die unglaubliche Geschichte eines Quereinsteiger
Was Zizkas Triumph so besonders macht, ist seine Vorgeschichte. Er war schon als Teenager ein Star, allerdings im Backgammon, nicht im Poker. Als Grossmeister galt er als einer der besten Spieler weltweit, wurde 2022 Zweiter bei den Backgammon Championships und schrieb sogar ein anerkanntes Strategiebuch: «The Zizka Method».
Poker? Das kam erst vor zwei Jahren dazu. Sein erster verzeichneter Cash liegt gerade einmal 24 Monate zurück. Vor Beginn des Jahres 2025 lag sein grösster Karriere-Score unter 20’000 USD. Für einen Backgammon-Champion respektabel, für einen aufstrebenden Poker-Profi noch unbedeutend.
Interessant: Mit Ottomar Ladva hat auch ein Schachgrossmeister schon ein Event bei der diesjährigen BSOP gewonnen.
Das Durchbruchsjahr 2025
Doch dann explodierte seine Poker-Karriere. Im Sommer holte er sich sein erstes WSOP-Bracelet, als er Shaun Deeb im Heads-Up eines $1’000 No-Limit Hold’em Events besiegte. Im September folgten drei Final Tables bei der WSOP Europe. Über 1’000’000 USD hatte er bereits gecasht, bevor er nach Brasilien kam.
Sein heutiger Sieg entspricht fast all seinen bisherigen Live-Earnings zusammen und katapultiert ihn endgültig in die Elite des High-Stakes-Pokers.
«Um ehrlich zu sein, weiß ich überhaupt nicht, was das bedeutet», sagte Zizka nach seinem Heads-Up-Sieg gegen den brasilianischen Superstar Felipe Boianovsky, der zuvor das $50K gewonnen hatte. «Es ist einfach ein weiterer grossartiger Erfolg in einem neuen Land.»







